Die Stimmung bei den Billettkontrolleuren der SBB ist schlecht: «Seit dem Fahrplanwechsel vom 8. Dezember 2018 sind wir oft allein unterwegs – selbst auf sehr langen Strecken und sehr langen Zügen mit hohem Passagieraufkommen», sagt Andreas Menet, Präsident des Zugpersonalverbands (ZPV). Allein sei es aber unmöglich, 800 Passagiere angemessen zu begleiten. Insbesondere, wenn dann noch eine technische Störung auftrete.
Auch nach 22 Uhr seien die Zugbegleiter regelmässig allein unterwegs. Menet: «Das gefährdet die Sicherheit des Personals. Die SBB hatten uns im Vorfeld versprochen, dass das nicht passieren werde.»
Im Vorfeld heisst: vor dem Fahrplanwechsel und der Anpassung des Stellenprofils. Seither wechseln Billettkontrolleure zwischen Regional- und Fernverkehr und werden vermehrt an Bahnhöfen eingesetzt, um in gelben Westen die Fragen der Kunden zu beantworten – neu nennen sie sich Kundenbegleiter.
«Die Ausnahme ist zur Regel geworden»
Zugleich wurden die Arbeitspläne flexibler. Für Grossereignisse, etwa ein Schwingfest, und stark frequentierte Züge wird dann kurzfristig Personal abgezogen. Kundenbegleiter in anderen Regionen müssten dann allein klarkommen. «Das macht grundsätzlich Sinn», sagt Menet. Das Problem sei aber, dass die Ausnahme zur Regel geworden sei. «Ständig werden aus irgendeinem Grund Leute abgezogen, und wir sind dann oft allein unterwegs.»
Die SBB verteidigen das neue Konzept: «Es gilt nun seit zwei Monaten. Nach so kurzer Zeit lässt sich noch kein belastbares Fazit ziehen», sagt ein Sprecher. Zudem habe man vom Personal auch zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten. Die Abwechslung bei der täglichen Arbeit werde vielfach begrüsst.
Dazu Menet vom ZPV: «Die SBB reden die Probleme schön.»