Das Model 3 gilt als Teslas Hoffnungsträger. Mit dem Wagen will das aufstrebende Unternehmen den Sprung aus der Nische eines Herstellers batteriebetriebener Luxusfahrzeuge in den Massenmarkt schaffen.
Doch statt im Dezember könne die Fertigung des wichtigen Model 3 erst drei Monate später auf wöchentlich 5000 Fahrzeuge hochgefahren werden, kündigte Firmenchef Elon Musk am Mittwoch nach Börsenschluss an.
Damit verliert Tesla wichtige Zeit. Investoren reagierten verschreckt. Denn die Konkurrenz sitzt Tesla bereits im Nacken. Die Aktie gab im nachbörslichen Handel fast fünf Prozent nach.
Statt 1500 Elektrowagen nur 260 produziert
Im dritten Quartal liefen statt der versprochenen 1500 Elektrowagen vom Typ Model 3 nur 260 Stück von den Bändern. Als Achillesferse stellte sich die Produktion der Batterie-Module heraus, für die Tesla in der Wüste von Nevada eigens eine grosse Fabrik hochgezogen hat. Dort müssen die Fertigungsabläufe den Angaben zufolge teilweise überarbeitet werden.
Er sei angesichts der Probleme vor drei, vier Wochen deprimiert gewesen, räumte Musk ein. Inzwischen sei er jedoch wieder optimistisch, da klar sei, was zu tun ist. «Wir haben es erkannt, wir haben das im Griff», sagte der umtriebige Milliardär.
Noch mehr negative Überraschungen?
Analysten zeigten sich skeptisch: «Ich glaube, dass es bei Tesla noch die eine oder andere negative Überraschung geben wird», sagt Frank Schwope von der NordLB. Es sei noch nicht erwiesen, ob das Model 3 und die Batterien ausgereift seien.
«Tesla vermarktet sich sehr gut. Dem Unternehmen wurde bisher viel verziehen. Ich glaube, dass irgendwann die Zeit kommt, wo Tesla mehr sein muss als eine Marketingabteilung.» Kunden, die für die Bestellung eines der begehren Model 3 eine Anzahlung geleistet haben, könnten angesichts der Produktionsverzögerungen nervös werden.
«Versprochenes auf die Strasse bringen»
Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg ergänzte, Tesla müsse erkennen, dass es nicht allein auf die blumige Ankündigung ankomme. Das Unternehmen müsse das Versprochene auch auf die Strasse bringen. «Da sieht man, dass das etwas schwieriger ist.» Das Unternehmen aus Kalifornien hatte erst unlängst die Präsentation seines Elektro-Lasters «Tesla semi» um einige Wochen auf Mitte November verschoben.
Wegen der Probleme bei Model 3 verbrennt das ohnehin Verluste schreibende Unternehmen noch mehr Geld. Im abgelaufenen Quartal belief sich der Fehlbetrag auf 619 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg zugleich um 30 Prozent auf knapp drei Milliarden Dollar. Musk sagt, Tesla verfüge über ausreichend Kapital, um die Verzögerungen zu überbrücken. Ende September verfügte das Unternehmen über Barmittel von 3,5 Milliarden Dollar.
Inzwischen arbeitet gesamte Branche an Elektroautos
Tesla hat mit der Sportlimousine Model S und dem Geländewagen Model X die Konkurrenz das Fürchten gelehrt. Das Model 3 kostet mit 35'000 Dollar nur halb so viel wie das Flaggschiff Model S, wodurch sich der Druck auf die traditionellen Hersteller erhöht.
Inzwischen haben alle grossen Autokonzerne Elektroautos angekündigt, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen sollen. Autobauer wie Volkswagen, Daimler und BMW stehen unter Zugzwang, weil sie die schärferen Klimavorgaben erfüllen müssen. Hinzu kommt, dass der Diesel wegen der Abgasschummelei in Verruf geraten ist. (SDA)