Monatelang verhandelten die Parteien. Ein Professor erstellte ein Gutachten. Und dann platzte die Bombe: Möbel Pfister wechselt nach 139 Jahren die Hand. Das Traditionshaus wird nach Österreich verkauft. Zusammen mit den Töchtern Svoboda, Hubacher und Egger.
Die Möbelgruppe ist hinter Ikea die Nummer zwei in der Schweiz. Zusammen mit XXXLutz soll das Imperium nun zur Nummer eins werden.
BLICK: Herr Saliger, Sie sind Unternehmenssprecher, kein Vertreter der XXXLutz-Besitzer-Familien. Warum ist kein Familienmitglied anwesend, wenn der Kauf von Möbel Pfister bekannt wird?
Saliger: Die Familien drängen sich nicht in den Vordergrund. Sie legen keinen Wert darauf, in Magazinen abgedruckt zu werden. Das sind geborene Möbelhändler, die die Öffentlichkeit scheuen.
Ihr Versprechen ist: «Pfister bleibt Pfister.» Das soll für das nächste Jahr gelten. Gilt es auch für die nächsten zehn Jahre?
Das muss für unendlich gelten. Wenn man so eine starke Marke in einem Land hat, ist man klug beraten, nichts daran zu ändern.
XXXLutz will eine zweite Filiale in der Schweiz eröffnen. Gibt es auch noch eine dritte und vierte – oder ist die Lutz-Offensive mit dem Kauf der Pfister-Gruppe abgeschlossen?
Wir wissen noch nicht, wie das Lutz-Filialnetz in zehn Jahren aussieht. Jetzt schauen wir uns erst einmal an, wie der Schweizer Markt genau funktioniert. Wir haben eine Filiale, die gut läuft. Und auch Pfister läuft gut.
Bauen Sie Jobs in der Verwaltung ab, im Einkauf zum Beispiel?
Wir wollen die Organisation so belassen, wie sie ist, und gar nichts abbauen. Ganz im Gegenteil. Wir hoffen, dass wir uns im Internet Umsätze zurückholen werden. Da gibt es mehr als die fünf Mitbewerber, die Sie am Strassenrand sehen. Sie haben dort Westwing, Amazon, Wayfair, Home24. Von denen werden wir uns die Umsätze holen. Und dazu brauchen wir jeden Mann und jede Frau.
Was wissen Sie über Amazon in der Schweiz?
Im Detail wenig. Aber man muss sich bewusst sein: Da kommen welche, die können Internet perfekt. Eines wissen wir aber auch: Möbel haben eine gewisse Preisobergrenze. Die Leute kaufen im Netz keine Wohnwände oder hochwertige Sitzgarnituren. Das will man fühlen und anfassen. Klar, es werden neue Techniken kommen. Und dann wird der eine oder andere versuchen, diesen Weg zu gehen. Wir werden es aber anders machen. Wir werden die Leute zu den Beratern in den Einrichtungshäusern bringen. Dort wird dann verkauft. So hat der Kunde die Sicherheit.
Geben Sie den Pfister-Angestellten eine Lohngarantie?
Wir wollen überhaupt nichts verändern. Wir lassen die Organisation im Land arbeiten. XXXLutz bringt einen grossen Vorteil mit: Wir erzielen bessere Einkaufspreise für den Pool, aus dem sich alle Tochterunternehmen bedienen können. Das gibt automatisch mehr Ertrag. Der Kostendruck fällt. Das sollte der Mehrwert für Pfister sein.
Weswegen haben Sie Pfister gekauft – und nicht Interio?
Zunächst müssen die Firmenkulturen zusammenpassen. Wir sind ein Familienunternehmen. Zwei Familienstiftungen führen die Lutz-Gruppe. Auf der anderen Seite gibt es die Pfister-Stiftung. Das passt gut zusammen. Das sind weiche Faktoren. Es geht nicht immer nur ums Geld. Das haben wir schon oftmals bewiesen.
Sie weichen aus.
Schauen Sie, Pfister war schon immer ein Vorbild. Wir haben uns die Firma immer genau angeschaut. Möbel Pfister war immer progressiv. Das andere ist derzeit überhaupt keine Option.
Ikea ist die Nummer eins in der Schweiz. Wollen Sie die Schweden von diesem Platz verdrängen?
Wir gönnen jedem seinen Erfolg. Aber wir haben auch den klaren Anspruch, dass wir in den Ländern, in denen wir vertreten sind, die Nummer eins sein wollen. Nicht nur im gesamten Land, sondern an jedem Standort. Das ist fast noch wesentlicher. Dort, wo wir ein Möbelhaus betreiben, wollen wir für den Konsumenten die Nummer eins sein.