Die Tankstellenbetreiber machten es vor. Zum Sprit fürs Auto gabs im kleinen Shop neben Scheibenwischerblättern und Motorenöl auch Alkoholika und Snacks für den Fahrer. Und das besonders zu Einkaufszeiten, in denen Supermärkte oft schon die Läden runtergelassen haben.
Heute sind die Kleinläden mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs längst nicht mehr nur an Tankstellen zu finden. Die Migrolino, Coop Pronto, Topshop (Landi) oder Express-Läden sind weit verbreitet, vor allem an Lagen mit grossen Besucherströmen.
Die Kassen der Mini-Supermärkte klingeln mehr denn je. Laut jüngsten Studien geben Schweizer inzwischen über 4,5 Milliarden Franken jährlich für Convenience Food (Schnellverpflegung) aus. Tendenz steigend. Jetzt kommt eine weitere Welle an neuen Kleinstläden. Allen voran will sich Spar ein Stück von diesem Convenience-Kuchen abschneiden.
Spar mit Mini-Läden in Startlöchern
Spätestens Ende März soll der erste Spar Mini eröffnen. Ein Supermarkt im Kleinformat. Die Verkaufsfläche kann auf maximal 300 Quadratmeter ausgedehnt werden, wie es in einem Handelsregistereintrag des Ostschweizer Detailhändlers heisst.
Gegenüber BLICK bestätigt die Spar-Zentrale das neue Ladenkonzept. Der erste Mini werde in Rapperswil SG eröffnen, sagt Spar-Sprecherin Silvia Manser. «Weitere Eröffnungen werden im 2019 folgen.» Der Fokus liege auf Frische, Convenience und Service. Gegenüber den Spar-Express-Shops gebe es auch wöchentliche Aktionspreise. Das Sortiment sei verstärkt auf die Nahversorgung ausgerichtet, «ein kompaktes Sortiment eben», sagt Sprecherin Manser.
Die neuen Mini-Läden sollen die Nahversorgung in Quartieren und Dörfern sicherstellen. Dies schreibt sich auch die Dorfladenkette Volg auf die Fahne. Das Unternehmen hat seinerseits Kleinstläden unter der Marke Prima lanciert, um solche Angriffe zu parieren. Volg betreibt mittlerweile gegen 170 solcher Prima-Shops.
Mini-Discounter mit 15 Standorten
Auch die Migros steht beim Kampf um den Convenience-Kuchen im Ring. Das Kleinformat selbständiger Migros-Detaillisten für die Nahversorgung heisst Voi. Über 50 solcher Filialen betreibt die Detailhändlerin gegenwärtig. Die meisten davon auf dem Land um Bern, Zürich oder Luzern – mal mit integrierter Poststelle, mal mit Kiosktheke. Auch bei Voi stehen die Zeichen auf Expansion.
Mini statt mega auch bei Denner: Der Discounter im Miniformat (mit durchschnittlich 150 Quadratmetern) heisst Denner Bibite. Der Name ist Programm: Champagner, Wein, Bier – und Zigaretten. Das Verkaufsangebot ergänzen Umsatzrenner wie Chips, Kaffee und Schokolade sowie Denner-Aktionen. Das Konzept entstand 2015. Heute gibt es 15 Bibite-Standorte, die nächste Verkaufsstelle sei bereits in Planung, heisst es auf Anfrage.
Neue Coop-Kette und mehr auch von Aldi
Bereits morgen Mittwoch enthüllt Coop-Chef Joos Sutter (53) persönlich in Renens VD den ersten Kleinladen einer neuen Kette. Es gehe um Lebensmittel und Frische, mehr ist dem Detailhändler nicht zu entlocken. Mit der Kette Coop to go an Bahnhöfen und hochfrequentierten Plätzen hat Sutter bereits 2015 eine erfolgversprechende Take-away-Kette lanciert.
Ebenfalls an diesem Mittwoch will Aldi-Chef Timo Schuster (42) «Neuheiten und Konzepte» vorstellen. Einen Tag später in Lugano-Pregassona TI wird er die 200. Filiale in der Schweiz eröffnen. «In Meilenschritten zur 300. Filiale», heisst es in der Aldi-Medieneinladung. Fest steht: Viele der kommenden 100 Neueröffnungen werden Aldi-Kleinstläden in Innenstädten sein. Denn auch die grossen deutschen Discounter können sich in der Schweiz dem Convenience-Boom nicht entziehen.