Martin Ebner (72) – «der Mann mit der Fliege», wie er in den 90er-Jahren genannt wurde – ist offenbar gut aufgelegt. Der einst gefürchteter Aktionär und Gegner der Schweizer Grossbanken, habe derzeit sogar gut lachen, berichtet die «Schweiz am Wochenende».
An der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough hat der Investor mit dem brasilianischen Flugzeugbauer Embraer einen Milliarden-Deal für seine Helvetic Airways abgeschlossen: Er kauft 12 neue Embraer-Flugzeuge für rund 600 Millionen Franken! – inklusive der Option für 12 weitere. Das entspräche einer Verdoppelung der heutigen Flotte.
Auf die Frage der Zeitung, woher der plötzliche Grössenwahn komme, sagt Ebner: «Von Grössenwahn würde ich nicht sprechen. Auf sicher haben wir vorerst zwölf Flieger bestellt, also so viel wie wir heute schon haben.»
Die neuen Flugzeuge bezahlt Ebener aus der eigenen Tasche, ganz ohne Fremdfinanzierung: «Das ist die Idee. Ich will den Deal vorerst mit Eigenmitteln finanzieren, über eine Tochter meiner Beteiligungsfirma Patinex.»
«Haben super Fenster in unserem Haus»
Die erste neue der leiseren Maschinen will Ebner im September 2019 in Betrieb nehmen. Mit der Flottenerweiterung möchte der Investor seine Airline unabhängiger von der Swiss-Mutter Lufhansa machen. Die leiseren Flugzeuge seien ein Vorteil bei Verhandlungen.
Zum Fluglärmstreit in Zürich will sich Ebner nicht äussern, obwohl er an einem Ort wohne, wo die Flieger drüber fliegen, vom Osten und Westen her, wenn auch relativ hoch, wie er im Zeitungs-Interview sagt. «Wir haben super Fenster in unserem Haus, das wir vor sieben Jahren gebaut haben, hören gar nichts. Ich persönlich sehe den Flugzeugen gerne zu. Schlussendlich ist die Nachtruhe aber für uns eine Auflage, die wir befolgen.»
Flug für 40'000 Franken
Mit seiner Airline will sich Ebner auch als Premium-Anbieter für Sonderflüge positionieren: «Wir führen jährlich bis zu 100 Spezialflüge durch, für Firmen, Sportclubs oder Geburtstagsreisen von Grossfamilien. Hier geht es mehr um die Qualität als um den Preis.» Im Interview nennt er ein Beispiel: Ein Flug für eine 90-köpfige Hochzeitsgesellschaft gibt es ab 40'000 Franken.
Das aktuelle Börsenklima angesichts der drohenden Handelskriege beurteilt der Unternehmer Ebner optimistisch: «Es ist ja bisher viel mehr geschrieben worden, als dass effektiv passiert ist.» Wie bitte? US-Präsident Donald Trump (72) hat mit seinem Schutzzöllen gegen China und Drohungen gegen deutsche Autobauer die Börsen in den letzten Wochen immer wieder zittern lassen.
«Trump hat natürlich recht!»
Ebner: «Wenn Trump sagt, hey Angela, wir haben Importzölle in der Höhe von 2,5 Prozent für deutsche Autos, ihr habt 10 Prozent für amerikanische, dann verstehe ich ihn. Hätte er nicht gepoltert, hätte es die Diskussion gar nie gegeben.»
Für Ebner ist klar: «Natürlich hat Trump recht! Zumindest in diesem Fall, aber auch wenn er die Beiträge der USA an die Nato infrage stellt.» Über die Jahre hinweg habe sich die Situation ergeben, dass die Amerikaner fast alles bezahlten. «Dann ist es sein Recht zu sagen, wait a minute! Die USA haben die Möglichkeit, sich militärisch selber zu verteidigen, sie brauchen die Nato nicht unbedingt», sagt Ebner der Zeitung weiter.
Aber: «Es ist sicher falsch, dass er die Vorteile des internationalen Handels völlig runterspielt und sagt, die USA seien ständig ausgenutzt worden. Das stimmt natürlich nicht. Die Amerikaner haben enorm von billigen China-Importen profitiert. Das blendet er aus», so Ebner.
«Fliege immer Economy»
In der «Forbes»-Liste der reichsten Menschen der Welt rangiert Ebner auf Rang 729 mit einem Vermögen von 4,1 Milliarden Dollar. Auf die Frage, welchen Luxus er sich zuletzt gegönnt habe sagt er: «Keine Ahnung. Ich habe kein Auto mehr, benutze den öffentlichen Verkehr, und meine Frau fährt seit Jahren einen Range Rover Evoque.»
Er fliege auf Europaflügen immer Economy. Nur auf Langstreckenflügen buche er Business, «aber das kommt nur noch selten vor». Ebner: «Ich trinke auch keinen teuren Wein. Wir haben uns einzig ein schönes Haus gegönnt, das wir jeden Tag schätzen.»