Migros & Coop züchten Steaks im Labor
Ist das noch Fleisch?

Coop und Migros investieren in ausländische Tüftel-Firmen. Das Ziel: Burger und Steak aus dem Reagenzglas. Die Schweizer Metzger zweifeln, ob das noch Fleisch ist.
Publiziert: 19.05.2019 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2019 um 14:35 Uhr
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Coop und Migros tüfteln am Fleischprodukt der Zukunft.
Foto: imago/Science Photo Library
Moritz Kaufmann

Der Schweizer Fleisch-Fachverband (FFS) stellt die F-Frage: Was ist ­eigentlich Fleisch?

Hintergrund ist die Ankündigung der Migros diese Woche, in die israelische Firma Aleph Farms zu investieren – ein Jungunternehmen, das am Steak aus dem Reagenzglas tüftelt. Die Migros eifert damit der Konkurrentin Coop hinterher. Deren Tochter Bell hat sich im letzten Sommer an der ­holländischen Laborfleisch­firma Mosa Meat beteiligt.

«Ich bin dezidiert der Auffassung, dass für die Konsumenten erkennbar sein muss, dass es sich um ein synthetisches Produkt handelt», sagt Ivo Bischofberger, Präsident des FFS, zu SonntagsBlick. «Ob dabei auch der Begriff ‹Fleisch› verwendet werden kann, soll oder darf, hängt vom Gesetzgeber ab.»

Klima- und tierfreundlich

Sowohl Mosa Meat wie Aleph Farms wollen die Produktion von Fleisch komplett verändern – indem sie lebenden Tieren Zellen entnehmen, diese im Labor vermehren und schliesslich zu Fleisch zusammenwachsen lassen.

Kann die Technologie zur Marktreife entwickelt werden, hätte das grosse Vorteile: Es wäre klimafreundlich, da es dazu keine Horden Treibgas ausstossender Kühe braucht. Zudem müssten keine Tiere mehr geschlachtet werden.

Aber dann bräuchte es eben auch keine Metzger mehr. Der langjährige Ständerat Bischofberger gibt zu bedenken: «Gemäss aktueller Definition gelten heute nur die geniessbaren Tierkörperteile der vom Gesetz festgeschriebenen Tierarten als Fleisch.» Können denn einzelne Zellkulturen als Tierkörperteil gelten? Bischofberger: «Das kann ich mir nur schwer vorstellen.»

Ergänzung, kein Ersatz

Die Migros teilt auf Anfrage mit: «Es ist heute noch nicht klar, unter welchem Namen die marktfähigen Produkte später gehandelt werden.» Es dauere sicher noch Jahre, bis solche Erzeugnisse in den Handel ­kämen.

«Die Migros ist der Meinung, dass kultiviertes Fleisch kein direkter Ersatz für herkömmliches Fleisch ist, sondern vielmehr eine Ergänzung.» Damit ist sogar Ivo Bischofberger einverstanden: «Angesichts des Wachstums der Bevölkerung kann Laborfleisch in gewissen Bereichen eine Alternative ­darstellen.» 

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