Die amerikanische Biomarktkette Whole Foods Market sprengt die Dimensionen aller Bioprodukteanbieter in der Schweiz. Das Unternehmen aus Austin, Texas, wurde letztes Jahr für 14 Milliarden Dollar vom Online-Giganten Amazon übernommen und erzielt einen Jahresumsatz von 16 Milliarden Dollar.
Mit diesem Bio-Schwergewicht plant Amazon gemäss Recherchen von BLICK in der Schweiz eine Marktoffensive. Jeff Bezos' Amazon hat im Schweizer Markenregister am 1. November 2018 nicht nur den Namen der Biokette «Whole Foods Market» registriert, sondern auch ihre bekannte Produktemarke «365». Ein Sprecher von Amazon Deutschland wollte auf Anfrage keine Angaben zu den Plänen in der Schweiz machen.
Bereits beim Markteintritt der deutschen Biokette Alnatura über die Migros fürchtete die Biobranche, von Billigprodukten überrollt zu werden. Bezweifelt wurde auch, ob die Bio-Standards von Alnatura jenen der Schweizer Biolabels das Wasser reichen können. Whole Foods Market war bei der Gründung in den 80er-Jahren vor allen die Eigenschaft «organic» wichtig – also natürliche Lebensmittel ohne künstliche Konservierungs-, Farb-, Aroma- und Süssstoffe. In den letzten Jahren wurde auch das Label «genetisch nicht verändert» immer bedeutungsvoller.
Zusammenarbeit mit Schweizer Post
Whole Foods Market gilt in den USA nicht als Billiganbieter und erzielt auch hohe Margen. Trotzdem ist die Marktmacht nicht zu unterschätzen. Zum Vergleich: Alnatura erzielt international 770 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Die US-Biokette war schon vor der Übernahme durch Amazon in Kanada und Grossbritannien präsent. Weltweit gibt es über 450 Whole-Foods-Market-Filialen.
Letztes Jahr konkretisierte sich der Markteintritt des Amazon-Konzerns in der Schweiz. Zwar sind hierzulande viele Amazon-Produkte über Online-Bestellungen erhältlich. Doch die physische Präsenz bietet Amazon ganz neue Möglichkeiten. So wurde die Zusammenarbeit der Schweizer Post mit Amazon bei der Verzollung sowie einem 24-Stunden-Lieferdienst bekannt. Nach den Worten des Amazon-Sprechers handelt es sich nach wie vor erst «um einen Test für die Importverzollung von Amazon-Sendungen durch die Schweizerische Post».
Amazon hat in der Schweiz, konkret in Zürich, unter anderem die Amazon Data Services Switzerland GmbH registriert. Dieses Jahr sicherten sich Amazon-Gesellschaften hierzulande zudem die Rechte für die Marken «Amazon Blink», «Amazon Chime» und «Amazon Ring». Diese bieten unter andere Systeme für Videoüberwachung sowie Kommunikationsservices für Videokonferenzen, Anrufe und Chats an.
Konsumenten wissen nicht was «organische» Lebensmittel sind
Zwar ist die Nachfrage nach Bioprodukten in der Schweiz anhaltend stark. Aber ob die amerikanischen Bioprodukte hierzulande durchstarten können ist fraglich. Gemäss Lukas Inderfurth, Sprecher von Bio-Suisse, sind die Konsumenten bereit für den Mehrwert von Bio-Produkten mehr zu bezahlen.«Aus diesem Grund gibt es bei Bio-Produkten in der Schweiz keinen aggressiven Preiskampf» führt Inderfurth aus.
Ausserdem sei «organic» in der Schweiz kein etablierter Begriff. Den Konsumenten hierzulande bekannt seien die Begriffe «Bio» und «Regional».