Facebook findet nicht aus der Krise. Der Datenskandal um die Analysefirma Cambridge Analytica vor ein paar Monaten war nur der Anfang. Weitere Skandale kratzen am Ruf des Unternehmens, das Einkommen schwächelt, und in Europa gehen die Nutzerzahlen zurück. Das schlägt sich auch auf den Aktienkurs nieder. Seit Ende Juli gaben die Titel um fast 40 Prozent nach. Das ist ein Minus von 240 Milliarden Franken beim Börsenwert.
Nun kommt auch Kritik an den Chefs und ihrer Arbeit auf. Gründer Mark Zuckerberg (34) besitzt noch immer die meisten Aktien und sitzt daher fest im Sattel. Doch nun liegt ein Vorschlag auf dem Tisch, der Zuckerbergs Macht einschränken würde. Er soll seine heutige Doppelrolle als Verwaltungsrat und CEO aufgeben. Ein Posten sei genug. 2019 werden die Aktionäre an der Generalversammlung über die Forderung abstimmen.
Nummer zwei wackelt
Kritischer ist die Lage für Sheryl Sandberg (49). Die Facebook-Geschäftsführerin genoss lange Zeit einen besonderen Ruf – dank ihrem Buch «Lean In» über Frauen und Karriere. Und nicht zuletzt auch wegen des tragischen Todes ihres Mannes. Ihre Trauererfahrung hielt sie in einem Selbsthilfe-Buch fest. In der männerdominierten Tech-Welt ist sie eine Ikone.
Nun aber dreht der Wind für die Nummer zwei hinter Zuckerberg. Offenbar macht der Chef Sandberg persönlich für einen Teil der Probleme verantwortlich, wie das «Wall Street Journal» berichtet. Allerdings lobte Zuckerberg seine Kollegin und ihre Arbeit kurz darauf im Interview mit dem Fernsehsender CNN. Der Frage aber, ob Sandberg definitiv auf ihrem heutigen Posten bleibe, ist er ausgewichen.
Auch ein Teil der Mitarbeiter greift die Chefin an. Sie stelle ihre eigene Marke über das Unternehmen – so der Vorwurf. Zudem werfen sie ihr vor, keinen richtigen Wandel einzuleiten, sondern nur vordergründig Kosmetik zu betreiben.
Experte sagt Aktienerholung voraus
Indirekt fordert auch der bekannte Börsenanalyst Jim Cramer die Absetzung der Geschäftsführerin. Wenn sie nämlich ginge oder gehen müsste, dann würde der Aktienkurs steigen, glaubt er. Auch andere Insider berichten, dass der Druck auf einen Wechsel an der Facebook-Spitze zunehme. Ihre Verteidiger geben aber zu bedenken, dass Sandberg letztlich Zuckerberg unterstellt sei. Ihre Fehler damit also auch seine wären. Die Befürchtung: Die Geschäftsführerin könnte zum Bauernopfer werden. (jfr)