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Wirecard fliegt aus dem deutschen Aktienindex Dax

Nach dem milliardenschweren Bilanzskandal fliegt der insolvente Zahlungsabwickler Wirecard aus dem deutschen Aktienindex Dax. Nachfolger im deutschen Leitindex wird der Essenslieferdienst Delivery Hero, wie die Deutsche Börse am Mittwochabend mitteilte.
Publiziert: 20.08.2020 um 00:55 Uhr
Der Finanzdienstleister Wirecard scheidet nach dem milliardenschweren Bilanzskandal zum 24. August aus dem deutschen Aktienindex Dax aus. (Archivbild)
Foto: SVEN HOPPE

Dessen Platz im Nebenwerteindex MDax nimmt der Anlagenbauer Aixtron ein. In den Kleinwerte-Index SDax steigt die Hornbach-Baumarkt-AG auf. Die Mutter der Baumarktkette, die Hornbach Holding, gehört bereits dem SDax an.

Auch aus dem Technologieindex TecDax scheidet Wirecard aus und wird dort durch den Laser-Maschinenbauer LPKF Laser ersetzt. Die Änderungen werden am Montag wirksam. Die Börse hatte ihre Regeln extra wegen Wirecard geändert, um das insolvente Unternehmen schneller aus dem Dax zu verbannen.

Mit Delivery Hero steigt nun ein Berliner Technologiekonzern in den Leitindex auf und schreibt seine Erfolgsgeschichte fort: Das Unternehmen ist im Jahr 2011 gegründet worden und ging 2017 an die Börse. Dabei nahm der Online-Lieferdienst aus der Startup-Schmiede Rocket Internet knapp eine Milliarde Euro ein. Die Unternehmensgruppe ist weltweit in über 40 Ländern mit ihren Bestellplattformen aktiv und beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 25'000 Mitarbeiter.

Mit seinem Plattformmodell, bei dem Kunden an Restaurants und Lieferdienste vermittelt werden, wurde das Berliner Jungunternehmen schnell zu einem der bedeutendsten Tech-Konzerne Europas und wächst nach wie vor rasant. Zwar profitiert der Konzern in der Coronavirus-Krise von der steigenden Nachfrage nach Essens-Lieferungen, doch wegen der Kosten des Expansionskurs schreibt das Unternehmen im operativen Geschäft noch Verluste. Manche Experten kritisieren, dass Delivery Hero nicht als Spiegelbild der deutschen Wirtschaft gilt, die der Dax eigentlich abbilden soll. Das Unternehmen hat seinen Sitz zwar in Berlin, doch sein Deutschland-Geschäft hatte es an den Konkurrenten Just Eat Takeaway ("Lieferando") verkauft.

Die Börse hat dem Arbeitskreis Aktienindizes allerdings vor einigen Jahren alle Spielräume zur Dax-Zusammensetzung genommen. Er entscheidet nur nach dem Börsenwert des Streubesitzes und dem Handelsumsatz.

Die neue Zusammensetzung der verschiedenen Dax-Auswahlindizes bleibt voraussichtlich nicht von langer Dauer. Bereits am 3. September folgt die reguläre Überprüfung der Zusammensetzung durch die Deutsche Börse. Für diesen Prozess gelten aber andere Regeln als bei dem jetzt erfolgten «Fast Exit» von Wirecard. Kommt es bei der regulären Überprüfung zu Änderungen, werden diese am 21. September wirksam.

Nach den alten Regeln wäre Wirecard auch erst an diesem Tag aus dem Dax gefallen. Der Druck der Marktteilnehmer, schneller zu reagieren, wurde aber immer grösser. Die Börse änderte daher die Regeln, so dass Unternehmen nach einem Insolvenzantrag kurzfristig aus den Dax-Auswahlindizes fliegen.

(SDA)

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