Luxushersteller verpennt Anpassung an neue Abgasnormen
Porsche verkauft vorerst keine Neuwagen mehr

Der deutsche Sportwagenbauer Porsche hat Mühe mit der Umstellung auf die neusten Abgasnormen. Darum wir in ganz Europa vorerst der Verkauf von Neuwagen gestoppt. Frühestens im Herbst des Jahres sollen wieder neue Porsche ausgeliefert werden.
Publiziert: 01.06.2018 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:09 Uhr
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Ein Porsche Cayenne mit Diesel-Motor bei einem Händler in Viersen (Deutschland). (Archivbild)
Foto: EPA/Sascha Steinbach
Julia Fritsche, Patrik Berger und Martin A. Bartholdi

Porsche verkauft ab sofort keine neuen Autos in Europa mehr! Das schreibt die renommierte «Frankfurter Allgemeine Zeitung». Der Sportwagenhersteller komme mit der Anpassung an neue Abgasnormen nicht hinterher. Laut dem Bericht der deutschen Zeitung hat der Sportwagenhersteller den Verkauf sämtlicher Neuwagen per sofort eingestellt.

Am Hauptsitz von Porsche tönt es etwas anders: «Es kommt vorübergehend zu einem eingeschränkten Angebot», sagte ein Sprecher in Stuttgart (D). «Aber wir stellen nicht den Verkauf von Neuwagen ein.»

Porsche Schweiz ergänzt: «Trotzdem können Interessenten und Kunden sich hinsichtlich der Bestellung neuer Modelle aber auch schon während des Umstellungszeitraums an die Porsche-Zentren wenden.»

Wer bis Dienstag bestellt hatte, hat Glück

BLICK weiss: Wer bis am Dienstag, 29. Mai, einen Porsche bestellt hat, der wird ihn in exakt dieser Konfiguration bekommen. Auch Neuwagen, die in den Showrooms oder im Lager stehen, können nach wie vor gekauft werden.

Hintergrund der Probleme ist die Umstellung auf die neuen Abgasmesszyklen WLTP und RDE. Diese wird schärfere Anforderungen mit sich bringen, einerseits bei der Zulassung, andererseits auch im realen Alltagsbetrieb. Stufenweise werden die neuen Anforderungen ab September 2018 in Kraft treten.

Porschefans müssen lange warten

Porsche ist offenbar nicht gerüstet. Seit heute heisst es laut der FAZ auf der Webseite der Sportwagenschmiede: «Das von Ihnen ausgewählte Modell ist aufgrund einer anstehenden Modellrevision kurzzeitig nicht als frei konfigurierbarer Neuwagen erhältlich.»

Und weiter: «Gerne möchten wir Ihnen dennoch die Möglichkeit geben, das Modell weiterhin im Car Configurator zu betrachten. Bitte wenden Sie sich bei Interesse bezüglich konfigurierbarer Neuwagen, verfügbarer Bestandsfahrzeuge und jungen Gebrauchtfahrzeugen an Ihr Porsche Zentrum».

Doch auch dort gibt es keine guten Nachrichten für interessierte Käufer. Neuwagen der Modelle Cayenne und Panamera gebe es frühestens wieder im März 2019. Etwas anders sieht die Sache bei der Sportwagen-Ikone 911 aus. Aber auch dort soll es auf jeden Fall Herbst werden, bis man sich bereits bestellte 911er in die heimische Garage stellen kann. Konkret: «Noch im September starten ausgewählte Modelle der Sportwagen-Baureihen 911 und 718. Die Markteinführung weiterer Modelle und Derivate erfolgt schrittweise» schreibt Porsche Schweiz.

Der Verkaufsstopp gilt nur für Europa, wichtige ausländische Märkte wie etwa Nordamerika oder Asien werden unverändert beliefert.

Wenig gefragte Varianten gibts nicht mehr

VW hat schon eingeräumt, dass es zu Lieferengpässen kommen kann. Wenig nachgefragte Varianten fliegen aus dem Programm und sind teils schon jetzt nicht mehr im Konfigurator zu finden. Zum Beispiel ist der VW Golf GTI nur noch in der stärkeren Performance-Version mit 245 PS erhältlich. VW verspricht, dass alle bisher bestellten Fahrzeuge auch entsprechend ausgeliefert werden.

Die neue Norm in Kürze

Die ab 1. September geltende neue Abgas-Norm für PWs beinhaltet im Wesentlichen drei Änderungen:

1. Das veraltete Messverfahren (NEFZ) wird durch ein realitätsnäheres Verfahren (WLTP) ersetzt.

2. Die Abgasemissionen müssen zusätzlich beim Fahren auf der Strasse ermittelt werden (RDE = Real Drive Emissions).

3. Die Hersteller müssen die Funktionen der Motorsteuerung offen legen.

Heutige, auf der Norm Euro 6b typengenehmigte Autos dürfen noch bis 1. September 2018 verkauft werden. Erst dann tritt für alle Fahrzeuge im Verkauf die Übergangsnorm 6c (noch ohne RDE) in Kraft. Die Abgasnorm Euro 6d (mit RDE) wird ab 1. September 2019 in zwei Stufen eingeführt: Zuerst als 6d-Temp, ab Anfang 2021 als 6d. Diese unterscheiden sich nur beim Stickoxid-Ausstoss im RDE.

Die ab 1. September geltende neue Abgas-Norm für PWs beinhaltet im Wesentlichen drei Änderungen:

1. Das veraltete Messverfahren (NEFZ) wird durch ein realitätsnäheres Verfahren (WLTP) ersetzt.

2. Die Abgasemissionen müssen zusätzlich beim Fahren auf der Strasse ermittelt werden (RDE = Real Drive Emissions).

3. Die Hersteller müssen die Funktionen der Motorsteuerung offen legen.

Heutige, auf der Norm Euro 6b typengenehmigte Autos dürfen noch bis 1. September 2018 verkauft werden. Erst dann tritt für alle Fahrzeuge im Verkauf die Übergangsnorm 6c (noch ohne RDE) in Kraft. Die Abgasnorm Euro 6d (mit RDE) wird ab 1. September 2019 in zwei Stufen eingeführt: Zuerst als 6d-Temp, ab Anfang 2021 als 6d. Diese unterscheiden sich nur beim Stickoxid-Ausstoss im RDE.

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