Andreas Messerli AG prüft sogar Betriebsunterbruch
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Kurzarbeit für 350 Angestellte:Andreas Messerli AG prüft sogar Betriebsunterbruch

Kurzarbeit für 350 Angestellte wegen Veranstaltungsverbot
Andreas Messerli AG prüft sogar Betriebsunterbruch

Das Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen trifft die Messeveranstalter hart. Jetzt hat mit der Andreas Messerli AG ein führendes Branchenunternehmen Kurzarbeit für 350 Angestellte angemeldet. Gleiches gilt für Richnerstutz.
Publiziert: 03.03.2020 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2020 um 09:07 Uhr
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Die Andreas Messerli AG hat ihren Hauptsitz in Wetzikon ZH.
Foto: ZVG
Ulrich Rotzinger

Das Coronavirus treibt die Event- und Ausstellungsbranche um. Das Verbot privater und öffentlicher Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen trifft die Branche hart. Mit der Messerli Group in Wetzikon ZH hat nun einer der grössten Arbeitgeber im Zürcher Oberland als eines der ersten Branchenunternehmen Kurzarbeit angemeldet.

Verwaltungsratspräsident Andreas Messerli (58) bestätigt die Informationen von BLICK: «Wir haben am Wochenende den Entscheid für die Kurzarbeit gefällt.» Gestern Montag seien die rund 350 betroffenen Angestellten informiert worden. Die entsprechenden Anträge für die Kurzarbeit habe man ebenfalls Anfang der Woche eingereicht. Messerli prüft sogar einen Betriebsunterbruch, wie er im Gespräch sagt.

«Katastrophe für die ganze Branche»

«Der Bundesratsentscheid ist eine Katastrophe für die ganze Branche», so Messerli. «Wir gehen davon aus, dass das Veranstaltungsverbot verlängert wird.» Ein Veranstaltungsverbot bis in den Mai oder länger? Der Messerli-Patron ist sich sicher: «Da kommen noch Riesenprobleme auf die Branche zu, Tausende Jobs sind betroffen.»

Die Messerli AG und ihr Partner-Netzwerk ist ein Anbieter von sogenannter Live-Kommunikation. Dazu gehören Messen, Corporate- oder Public-Events wie Generalveranstaltungen oder Firmen-Veranstaltungen. Zu den Kunden zählen bekannte Namen wie Nespresso, Victorinox und die Swisscom sowie die Veranstalter der Baloise Session und des Blue Ball Festivals.

Andreas Messerli sagt, dass er sich heute an den Zweigstellen seiner Gruppe, zum Beispiel in Kriens LU oder Arbon TG, zu Krisengesprächen treffe.

Die Andreas Messerli AG hat eine Taskforce einberufen. «Die Situation ist ausserordentlich.» Sie stelle sämtliche Marktteilnehmer vor grosse wirtschaftliche Herausforderungen, heisst es auf der Website des Unternehmens. «Bis auf weiteres steht die gesamte Veranstaltungsindustrie still, bereits geplante und produzierte Projekte können nicht planmässig umgesetzt werden.»

Kurzarbeit auch bei Richnerstutz

Das gilt nicht nur für die Andreas Messerli AG. Ein weiterer, grosser Player in der Branche meldet Kurzarbeit an: Richnerstutz aus Villmergen AG. «Der Entscheid des Bundesrates hat uns sehr getroffen», sagt Co-CEO André Stutz (54) zu BLICK.

Als Produktionsfirma und Zulieferant von Messe- und Eventveranstalter sei ein Grossteil der Aufträge gestoppt oder storniert worden. «Die Unsicherheit und die momentane Auftragslage zwingen uns dazu, Kurzarbeit einzureichen.» Total sind 127 Personen von sämtlichen Abteilungen seiner Firma von der Kurzarbeit betroffen.

Forderung nach Staatshilfen

Der Ruf nach Hilfe vom Staat wird laut. Firmenpatron Andreas Messerli: «Unsere Branche muss unbedingt unterstützt werden. Kurzarbeit ist eine gute Lösung. Aber es braucht noch weitere Unterstützung.» Nicht zu vergessen: «An Firmen wie Andreas Messerli AG hängen noch unzählige Lieferanten, kleine Unternehmen, denen es wohl noch viel schlimmer geht.»

Zahlreiche Veranstalter und Organisationen haben in den letzten Tagen zum Schutz der Gesundheit aller Beteiligten zahlreiche Grossanlässe abgesagt (BLICK berichtete). Dazu gehören der Autosalon in Genf, der Skimarathon Engadin, die Basel World und der Opernball Zürich.

Branchenverband ist alarmiert

Eugen Brunner (47) ist Präsident von Expo-Event. Der Verband der Schweizer Live-Industrie beziffert den Schweizer Markt auf 1,2 Milliarden Franken. Brunner rechnet mit unmittelbaren Einbussen von einem tiefen dreistelligen Millionenbetrag durch das Veranstaltungsverbot. «Ganz genau lassen sich die finanziellen Folgen noch nicht abschätzen», sagt er zu BLICK. Auch was die Arbeitsplätze anbelange.

«Die Situation ist jedenfalls dramatisch.» Brunner weiter: «Veranstaltung nach Veranstaltung wird abgesagt, eine Spirale, die sich nicht mehr aufhört zu drehen.» Brunner erwartet, dass die Branchenunternehmen in einer nächsten Welle Sparmassnahmen durchdrücken. Dazu könnte auch ein Jobabbau gehören.

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