Jetzt ist Zeit zum Wechseln
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Krankenkasse

Wie und wann kann man die Krankenkasse wechseln? Welche Franchise ist am besten? Und wie funktioniert das mit der Prämienverbilligung? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Krankenversicherung und erklärt, was es zu beachten gilt.
Publiziert: 21.08.2019 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2019 um 10:27 Uhr
Vinzenz Greiner

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen kühler, ist er da: der Prämienherbst. Heute Dienstag hat Gesundheitsminister Alain Berset (47) bekannt gegeben, wie hoch die Krankenkassenprämien nächstes Jahr ausfallen. Der Anstieg fällt moderat aus – es sind nur 0,2 Prozent. Dies, weil die Gesundheitskosten weniger stark gestiegen sind als befürchtet. 

Doch egal wie stark die Prämien sinken oder steigen: Vergleichen lohnt sich. Das Sparpotenzial kann im Einzelfall gross sein – etwa, wenn man in der Grundversicherung zu einer anderen Kasse oder einfach das Versicherungsmodell wechselt. BLICK klärt die wichtigsten Fragen zum Thema Krankenkversicherung.

Was ist nochmal eine Prämie, was eine Franchise?

Eine Prämie zahlt man monatlich an die Krankenkasse. Die Franchise gibt den Selbstbehalt an, also die Summe, ab welcher die Krankenkasse einspringt und Gesundheitskosten übernimmt. Prämie und Franchise stehen in entgegengesetztem Verhältnis zueinander. Ist die Franchise tief, zahlt man monatlich höhere Prämien. Ist die Franchise hoch, ist die Prämie entsprechend niedrig. Die tiefste Franchise für Erwachsene liegt bei 300 Franken, die höchste bei 2500 Franken. 

Welche Franchise soll ich wählen?

Bis die Krankenkasse zahlt – also bis die Franchise erreicht ist – muss man alles aus dem eigenen Sack zahlen. Gesunde Menschen sollten deshalb eine hohe Franchise wählen, weil sie die wohl ohnehin nicht ausschöpfen werden und damit monatlich bei tiefen Prämien sparen. «Die Faustregel: Wer unter 2000 Franken Gesundheitskosten pro Jahr hat, sollte die höchste Franchise von 2500 Franken wählen», erklärt Krankenkassen-Experte Christoph Biveroni vom Vergleichsportal Verivox. Über 2000 Franken Jahreskosten solle man die niedrigste Franchise wählen. Die drei Franchisen dazwischen halten Experten wie Biveroni für wenig günstig.

Christoph Biveroni, Versicherungs-Experte des Vergleichsportals Verivox.ch.
Foto: verivox.ch

Ich will eine Versicherung bei einer anderen Krankenkasse. Wie wechsle ich?

Wollen Sie Ihre Grundversicherung wechseln, müssen Sie bis Ende November kündigen. Die Kündigung muss spätestens am 30. November zur gewöhnlichen Geschäftszeit bei der Krankenversicherung eingegangen sein. Bis zum 31. Dezember können Sie eine neue Versicherung abschliessen. Bei Zusatzversicherungen gelten andere Bedingungen, teilweise sogar Kündigungsfristen von sechs Monaten.

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Kann mich eine Krankenkasse zwingen zu bleiben?

Ja. Das ist der Fall, wenn man nicht rechtzeitig gekündigt hat. Oder wenn man mit den Prämienzahlungen im Rückstand ist.

Kann es sein, dass ich ohne Versicherungsschutz dastehe?

Nein. Eine Krankenkasse darf in der Grundversicherung niemanden ablehnen, sie darf nicht einmal nach Beschwerden fragen. Denn die Grundversicherung ist obligatorisch. Bei den Zusatzversicherungen sieht es anders aus – denn mit ihnen machen die Kassen Geld. «Bei Zusatzversicherungen kann eine Kasse selber und knallhart entscheiden, wen sie aufnehmen will», erklärt Biveroni. «Sie entscheiden sich gegen potenzielle Kosten.» Es kann also beispielsweise sein, dass man nicht in eine Zusatzversicherung hinein darf, weil man schon einmal einen Bandscheibenvorfall hatte.

Was, wenn ich Angst habe, wegen einer Krankheit nicht in eine Zusatzversicherung aufgenommen zu werden? Darf ich beim Fragebogen schummeln?

Nein. Wer etwas Falsches angibt, macht sich des Versicherungsbetrugs schuldig.

Was ist die günstigste Krankenkasse?

Das kommt auf mehrere Faktoren an. Die Prämien können je nach Wohnort variieren. Ausserdem zählt, wie schlank eine Krankenkasse aufgestellt ist – also wie hoch ihre Verwaltungskosten sind. Online-Vergleichsplattformen wie Verivox oder Comparis bieten Rechner an, mit denen man ausrechnen kann, welche Kasse am günstigen für einen persönlich ist.

Welche Kasse sollte ich nehmen?

Das kommt auf die eigenen Bedürfnisse an. Manche Kassen bieten moderne Apps, andere haben vielleicht eine attraktivere Zusatzversicherung. Man sollte Vergleichsportale beiziehen und sich Krankenkassenbewertungen durchlesen. Unzufriedenheit kann etwa entstehen, wenn eine Kasse lange braucht, um Geld zurückzuzahlen. Aufgepasst: Grund- und Zusatzversicherung müssen nicht bei derselben Kasse abgeschlossen werden!

Soll ich Zusatzversicherungen wegen der hohen Kosten streichen?

«Zusatzversicherungen können sehr attraktiv sein», sagt Krankenkassen-Experte Biveroni. Die reichen von Massage und Akkupunktur bis zur anteiligen Übernahme eines Abos im Fitness-Studio. Das Problem: Sie werden teurer, je älter man wird. «Alle fünf Jahre kommen bei Zusatzversicherungen neue Prämienstufen», sagt Biveroni. Das könne also im hohen Alter zu einer Belastung werden. Der Experte rät: Genau anschauen, was man wirklich braucht. Vielleicht reiche etwa eine halbprivate statt einer privaten Spitalzusatzversicherung.

Wie bekomme ich eine Prämienverbilligung?

Das ist unterschiedlich. In einigen Kantonen bekommt man die Verbilligung, ohne einen Finger rühren zu müssen (BE, UR, AI, VS, NE, GE, JU), in anderen wird man automatisch benachrichtigt, wenn man Anspruch auf Prämienverbilligung hat und muss den Antrag nur noch unterschreiben. In drei Kantonen (LU, BS, GR) schliesslich muss man selbst merken, dass man Anspruch hat. Alle weiteren Informationen zur Prämienverbilligung gibt es hier.

Was für Alternativen gibt es zur Standard-Grundversicherung?

Telmed zum Beispiel. Hier ruft man zuerst eine Hotline an, die eine medizinische Erstberatung gibt. «Hier sitzen aber keine osteuropäischen Call Agents, sondern medizinisch geschultes Personal», sagt Experte Biveroni. Ausserdem gibt es das sogenannten Hausarzt-Modell: Man muss immer erst einen Hausarzt aufsuchen, der einen dann womöglich an einen Spezialisten überweist. Eine weitere Option ist das «HMO»-Modell. Hier verpflichten sich die Versicherten, im Krankheitsfall immer zuerst eine bestimmte Gruppenpraxis aufzusuchen. All diese Alternativmodelle – die Aufzählung ist nicht abschliessend – sind günstiger als das Standardmodell. Teilweise gibt es auch Kombinationen davon, also zum Beispiel Telmed und Hausarzt-Modell. 

Was ist, wenn ich in eine billigere oder teurere Prämienregion umziehe?

Mit der Anmeldung am Wohnort wird auch die Kasse informiert. Die Umstellung passiert automatisch. Eine zeitlang zahlt man häufig noch die Prämie des alten Wohnsitzes.

Ich habe einen mehrjährigen Vertrag bei einer Zusatzversicherung. Wie komme ich vorzeitig raus?

In der Laufzeit wird es schwierig. «Typischerweise kann man nicht vorher aussteigen», sagt Biveroni. Man könne nur auf Kulanz hoffen – Fragen kostet natürlich nichts. Allerdings gibt es Ausnahmen zur vorzeitigen Kündigung. «Im Falle einer Prämienerhöhung kann man vorzeitig kündigen, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben», sabt Experte Biveroni. Das sei nicht anders als bei einer Hausratsversicherung.

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