Foto: Manuel Geisser

Knall in der Fernbus-Branche
Eurobus Flixbus streicht alle Schweizer Linien

In Kürze werden keine Eurobusse mehr zwischen Schweizer Städten verkehren. Der nationale Fernverkehr wird per 15. November eingestellt. Die Zukunft von 20 Angestellten ist ungewiss. Das freut die Konkurrenz aus Österreich.
Publiziert: 30.10.2019 um 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2019 um 09:56 Uhr
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Das Busunternehmen Eurobus Swiss-Express fährt auf den Felgen! Die nationalen Fernlinien werden per 15. November eingestellt.
Foto: Manuel Geisser
Noël Brühlmann

2018 trat Eurobus in den Schweizer Markt ein. Das grosse Ziel: die SBB mit Bus-Angeboten zu konkurrieren. Und damit den Wettbewerb im nationalen Fernverkehr aufzumischen. Heute aber der grosse Knall: Eurobus stellt per 15. November den nationalen Betrieb ein – und nimmt sechs Busse von der Strasse.

Künftig wird es keine Eurobus-Verbindungen mehr zwischen den grossen Schweizer Städten geben. Vom Bundesamt für Verkehr (BAV) aufgehoben wurde die laufende Konzession für die täglichen Verbindungen St. Gallen-Zürich-Lausanne-Genf, Zürich-Bern-Montreux sowie Zürich-Basel-Luzern-Lugano. 20 Mitarbeiter sind vom Entscheid betroffen. Ihre Zukunft ist ungewiss.

Geschäft war nicht rentabel

Roger Müri, Leiter Eurobus Swiss-Express, zu BLICK: «Die Rahmenbedingungen für ein rentables Geschäft sind in der Schweiz einfach nicht gegeben.» Weiter gibt er auch Fehler in der Planung zu. «Wir haben es unterschätzt, wie schwierig es ist, mit einem suboptimalen Linien-Netz ins Geschäft einzusteigen», so der Chef.

Kunden sitzen nun in der Tinte, wenn sie nach dem 15. November eine Reise mit Eurobus gebucht haben. Denn diese wird nicht mehr durchgeführt. Laut Müri sind «unter 1000 Kunden» betroffen. Eurobus versuche alles, dass diese Personen wieder zu ihrem Geld gelangen.

Kooperation mit Flixbus

Überraschend kommt der Streckenabbau nicht. Immer wieder hatte Eurobus in der Vergangenheit über zu wenige Passagiere geklagt. Um kostendeckend Linien betreiben zu können, ist eine Auslastung von mindestens 50 Prozent nötig. Davon war Eurobus weit entfernt: Im Schnitt war nur etwas mehr als jeder zehnte Platz der Busse besetzt.

Und dabei hatte Eurobus einen fast perfekten Deal mit Flixbus: Das Schweizer Bus-Unternehmen nutzte für den Vertrieb das Buchungssystem von Flixbus. Die Konzession, das Angebot, die Linienführung und die Preisgestaltung bestimmte Eurobus.

Dr. Richard macht weiter

Die Betriebseinstellung überrascht Fernbus-Anbieter Dr. Richard. Die Österreicher wollen in der Schweiz drei nationale Fernbuslinien betreiben. Dies zwischen Zürich-Flughafen, Zürich, Bern, Basel und Luzern. Das Konzessionsgesuch liegt beim Bundesamt für Verkehr (BAV).

«Wir halten an unseren Plänen fest. Wir sind überzeugt, dass wir solche Fernbuslinien in der Schweiz erfolgreich betreiben können», sagt Patrick Angehrn, Leiter Linienbusverkehr bei Dr. Richard, zu BLICK.

Für ihn ist klar: «Der Fernbus stellt in der Schweiz eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden ÖV-Angebot dar.» Den Betroffenen bei Eurobus Swiss Express würde er ein Angebot machen. Er könne sich auch vorstellen, nicht mehr benötigte Fahrzeuge von Eurobus zu übernehmen.

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