Heute früh mussten alle 2700 Mitarbeiter persönlich in der Genossenschaftszentrale am Zürcher Limmatplatz antraben. Sie haben aus erster Hand vom Kahlschlag beim Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) erfahren. Und der hat es in sich: Die Migros streicht 290 Stellen! «Durch die Neuorganisation gewinnt der MGB Synergien, die in den nächsten drei Jahren rund 290 Vollzeitstellen betreffen», heisst es in einer Mitteilung.
Und: «Gleichzeitig werden neue Stellen geschaffen, um veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Trotz der Berücksichtigung natürlicher Fluktuation sind Kündigungen nicht zu vermeiden», heisst es weiter. Betroffene würden nach Möglichkeit innerhalb der Unternehmung weiterbeschäftigt. Es bestehe ein Sozialplan.
Geld geht in den Onlinehandel
Der Grund für der massiven Stellenabbau: Der Migros-Genossenschafts-Bund vereinfacht laut der Mitteilung seine Organisation und die internen Abläufe in den zentralen Verwaltungsbereichen. «Damit wird eine leistungsfähige Zusammenarbeit zwischen den Departementen und Direktionen gewährleistet», heisst es. Die freiwerdenden Mittel will der MGB in Zukunftsprojekte investieren, «um seine Angebote fokussiert auf die ändernden Bedürfnisse der Kunden und ein noch besseres Preis-Leistungs-Verhältnis auszurichten».
Hintergrund für die Neuorganisation ist der boomende Onlinehandel. «Um der Verlagerung vom stationären ins Online-Geschäft sowie der Konkurrenz durch internationale Online-Anbieter die Stirn zu bieten, durchläuft der Migros-Genossenschafts-Bund eine Transformation», heisst es. «Wir müssen unsere Ressourcen noch gezielter einsetzen», erklärt Fabrice Zumbrunnen (48), Präsident der Generaldirektion des MGB.
«Für Mitarbeiter beginnt belastende Zeit»
«Ich bin mir bewusst, das ist für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Schock. Für sie beginnt eine belastende Zeit. Es ist mir deshalb wichtig, dass die Betroffenen durch uns gut und professionell betreut werden», sagt Fabrice Zumbrunnen weiter.
«Wir bündeln unsere Kräfte. Was auf den ersten Blick schmerzhaft erscheint und ist, wird kurz und mittelfristig unsere Leistungsfähigkeit steigern», so Zumbrunnen. Durch die Massnahmen wolle der MGB nach drei Jahren mit rückläufigen Gewinnen nicht Kosten sparen, sondern mehr Mittel für Investitionen in Zukunftsfelder freisetzen. In diesen Bereichen, die in einem weiteren Schritt evaluiert und ausgebaut werden, werde die Migros dann wieder neue Stellen schaffen.
Wie diese Massnahmen konkret aussehen, werden die Angestellten wohl am Montag erfahren. Dann müssen sie nämlich erneut alle am Hauptsitz in Zürich anwesend sein, wie BLICK aus gut unterrichteten Kreisen weiss.