Bei gerade mal 2,4 Prozent liegt die Arbeitslosenquote momentan in der Schweiz. Das ist der tiefste Stand seit 10 Jahren – und im internationalen Vergleich ein auf den ersten Blick hervorragender Wert. Die Schweiz gilt als Musterland in Sachen Arbeitslosigkeit.
Doch der zweite Blick zeigt ein weniger vorteilhaftes Bild, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt: Gemäss der Messmethode der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) liegt die Arbeitslosenquote in der Schweiz bei 4,9 Prozent, ist also doppelt so hoch wie offiziell vom Bund ausgewiesen. Deutschland etwa hat nach dieser Berechnung nur eine Quote von 3,5 Prozent, auch andere europäische Länder wie Norwegen, die Niederlande oder Grossbritannien stehen besser da. Selbst der hierzulande oft belächelte US-Arbeitsmarkt schneidet nach internationalen Berechnungen besser ab als der Schweizerische.
Geschöntes Bild vom Arbeitsmarkt
Das hat damit zu tun, dass in der Schweiz nur die bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen in die Statistik einfliessen, ausgesteuerte oder auch ältere Stellensuchende fallen damit aus der Statistik.Ein geschöntes Bild vom Arbeitsmarkt also. Eine Methode, die bereits Maggie Thatcher Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts anwandte, um den Erfolg ihrer Wirtschaftspolitik zu schönen. Die Schweiz könnte also ihren Vorsprung als wirtschaftlicher Musterknabe in gewissen Bereichen einbüssen, andere Länder hätten bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Fortschritte gemacht, sagt Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).
Was das Bild des Schweizer Arbeitsmarkt aufwertet, ist das Lohnniveau in der Schweiz: Wer einen Job hat, der verdient meist auch anständig. Gerade in Deutschland aber auch in den USA wurden in den letzten Jahren vor allem Stellen in Niedriglohnbranchen geschaffen.