Der hiesige Immobilienboom treibt sonderbare Blüten. Weil in der Schweiz fast 65'000 Wohnungen leer stehen – ein Rekord –, suchen Vermieter verzweifelt Mieter. Dabei lassen sich die Immobilienfirmen so einiges einfallen (BLICK berichtete).
Ob Zügelgutscheine, einen Batzen für neues Mobiliar, iPads oder sogar gratis wohnen – Immobiliendienstleister wie Privera, Livit oder Wincasa ködern unwissende Mieter mit klingenden Angeboten. Ihr Ziel: Teure Wohnungen an suboptimaler Lage, die schlecht zu vermieten sind, potenziellen Interessenten schmackhaft zu machen.
Für die Mieter in den meisten Fällen ein schlechter Deal. Denn die Geschenke gibt es nicht gratis.
Einem geschenkten Gaul ...
«Solche Angebote sind immer an eine bestimmte Mietvertragsdauer gebunden», sagt Marietta Hersche von der Immobilienfirma Livit stellvertretend für die ganze Branche. Mit anderen Worten: Geschenkte Monatsmieten und dergleichen werden vom Vermieter eingefordert, falls der Mieter nur kurz in der Wohnung bleibt.
Dabei variieren die Verträge nach Gutdünken der Immobiliendienstleister. So kann es schon mal vorkommen, dass auch der Gutschein für neues Mobiliar oder das iPad vom Mieter zurückerstattet werden muss.
Und warum senken Eigentümer nicht einfach die Miete? «Sie geben lieber ein einmaliges Geschenk, als über mehrere Jahre weniger Miete zu kassieren», sagt Immobilienspezialist Donato Scognamiglio.
Mit diesem Kunstgriff halten die Vermieter die monatlichen Zinsen künstlich hoch. Die bessere Variante: «Als Mieter wäre mir eine stetige Mietzinsreduktion lieber als ein einmaliges Geschenk, insbesondere, wenn ich lange in der Wohnung bleiben will», sagt der Experte.
... schaut man ins Maul
Es liegt auf der Hand: Einmalige Geschenke sind eigentlich nichts anderes als Mietzinsreduktionen, nur sieht man diese nicht im Vertrag. Doch damit nicht genug: Die Gelackmeierten sind auch die Nachmieter.
«Zu Beginn profitieren Interessenten von den Goodies. Zieht der Mieter später aber aus, sieht der Nachmieter nicht, dass der Vormieter Geschenke kassiert hat und damit eigentlich die Miete auch tiefer sein könnte», so Scognamiglio.
Solche Geschenke sind auch dem Mieterverband ein Dorn im Auge. So warnt dessen Sprecher Walter Angst vor den «Lockvogelangeboten». «Wer eine Wohnung mietet, für die man noch ein Geschenk erhält, zahlt einen übersetzten Preis», sagt Angst.
Der Gutschein von 500 Franken sei schnell amortisiert, wenn der Vermieter im Gegenzug jeden Monat 100 Franken mehr Miete erhalte. Auch er fordert: «Wenn Wohnungen nicht vermietet werden können, sollten die Eigentümer die Mieten senken.»
Angst gibt zudem zu bedenken: «Wenn der Referenzzins steigt, werden teure Wohnungen rasch unbezahlbar. Deshalb sollte man Wuchermieten meiden.»