Derzeit fröstelt es Passagiere auf der Voralpenroute der Südostbahn (SOB) von St. Gallen nach Luzern. Genauer: im Rickentunnel. Während der vierminütigen Durchfahrt weht im neuen Stadler-Zug ein spürbarer Wind – im Innenraum bei den Fahrgästen! Ein Konstruktionsproblem. Eine Kinderkrankheit.
Der Traverso, das neue Zugpferd der SOB, rollt erst seit letztem Juni über die Gleise. Und die ersten Monate zeigen: Es gibt ein Problem bei den Klimaanlagen. Dabei schwärmte Toni Häne (56), Leiter des SBB-Personenverkehrs, bei der Präsentation vor wenigen Monaten: «Alles hochwertig, eindeutig!»
Zu hohe Druckdifferenz
Das Problem: Während der Tunneldurchfahrt schiebt der 150 Meter lange Zug Luft vor sich hin. In der einspurig geführten, fünf Meter breiten Röhre kann diese nur schwer weg. Der Druck an der Zugspitze steigt deshalb stark an, und die Luft dringt durch die Klimaanlage ins Zuginnere.
«Die Druckdifferenz zwischen Spitze und Ende des Zugs ist grösser als erwartet, weshalb für Passagiere ein Luftzug spürbar ist», erklärt Christopher Hug, Sprecher der Südostbahn, gegenüber BLICK.
Ab Dezember am Gotthard
Der Schienenfahrzeughersteller Stadler Rail hat das Problem erkannt. «Die Züge erhalten in den kommenden Monaten eine druckdichtere Ausführung der Klimaanlagen, womit stabilere Druckverhältnisse erzeugt werden», schreibt Sprecher Fabian Vettori auf Anfrage. Er verspricht Besserung: Ein Prototyp der neuen Klimaanlage werde bereits diesen Monat eingebaut und getestet.
Das Problem trete ausschliesslich beim Traverso und im engen, fast neun Kilometer langen Rickentunnel auf, heisst es. Dieselben Klimaanlagen seien auch bei der Flirt-Flotte im Einsatz. Dort funktionieren sie aber zuverlässig.
Ab Dezember 2020 rollt der Traverso stündlich durch den alten Gotthardtunnel ins Tessin. Dort dürfte der Durchzug kein Thema sein. Erstens sind dann neue Klimaanlagen im Einsatz. Und zweitens kann die Luft im zweispurig geführten Tunnel mit acht Meter Durchmesser besser weichen.