Hypozinsen im freien Fall
Mieter stehen noch dümmer da

Tiefe oder gar negative Zinsen klingt für jemanden, der Schulden hat, zunächst mal gut. Doch die aktuelle Situation zeigt: Vom tiefen Fall der Zinsen haben die wenigstens etwas, die Mieter gar nichts.
Publiziert: 23.08.2019 um 21:27 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2019 um 09:44 Uhr
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Der Brexit ist schuld: Der bevorstehende Austritt von Grossbritannien ...
Foto: AFP
Christian Kolbe

Der Preis des Geldes – der Zins – spielt gerade wieder mal total verrückt. Das war zwar vor drei Jahren schon so, doch heute ist etwas auf dem Finanzmarkt anders: Nun reissen die Kapitalmarktzinsen auch die Hypothekarzinsen mit nach unten. 

Allerdings sind die Hypozinsen noch ein ganzes Stück von der Null-Zins-Grenze entfernt, während die Kapitalmarktzinsen schon deutlich darunter liegen. 

Der Brexit ist schuld 

Konkret beutet das: Im Schnitt gibt es in der Schweiz eine Festhypothek mit einer Laufzeit von zehn Jahren für gerade noch 1,04 Prozent, wie der Hypothekenvermittler Moneypark gestern berechnet hat. Im Einzelfall geht es sogar noch günstiger, deutlich unter 1 Prozent. 

Damals wie heute ist der Brexit eine der Hauptursachen für die stark sinkenden Zinsen. 2016 geschah das kurz nach dem Referendum, heute ist es die Angst vor einem ungeregelten Austritt der Briten aus der EU. 

Umwälzungen im Hypomarkt

Doch während die Briten in Bezug auf den Brexit noch nicht viel weiter sind, hat sich im dem Schweizer Hypothekargeschäft in den letzten drei Jahren einiges geändert. 

Verschärfter Anlagenotstand: Wer sein Geld sicher anlegen möchte oder muss (wie zum Beispiel Pensionskassen), der zahlt meist drauf. Denn sicherere Wertpapiere wie Schweizer Bundesobligationen werfen nichts mehr ab – oder haben gar eine negative Rendite (BLICK berichtete). In dieser Situation ist es für viele Investoren sehr attraktiv, eine Wohnimmobilie zu finanzieren, selbst wenn es dafür nicht einmal mehr 1 Prozent Verzinsung gibt. 

Mehr Konkurrenz: Immer mehr Pensionskassen, Anlagestiftungen und Versicherungen drängen auf der Suche nach sicheren und lukrativen Anlagen in den Hypothekenmarkt. Konkurrenz belebt das Geschäft, senkt die Margen der Banken und drückt die Hypothekarzinsen nach unten.

Negativzinsen für Sparer sind tabu

An den tiefen bis negativen Zinsen wird sich so schnell nichts ändern, davon sind die meisten Marktbeobachter überzeugt. Trotzdem: Die Hypozinsen können zwar noch weiter sinken, negativ werden sie aber nicht. 

Das wäre zwar theoretisch denkbar, aber praktisch nicht wünschbar. Denn negative Hypozinsen würden die Welt der Kleinsparer komplett auf den Kopf stellen! 

Im Moment erhält, wer sein Erspartes auf ein Bankkonto legt, bei den meisten Banken noch einen Mini-Zins. Negativzinsen müssen Kleinsparer keine zahlen – dieses Tabu haben die Banken noch nicht angetastet. Kein Finanzinstitut will seinen Kunden als erstes sagen müssen, dass Sparen nun kostet! 

Die Mieter bezahlen

Das Paradoxe an der aktuellen Zinssituation: Sie produziert fast nur Verlierer, selbst die Sparer werden nur mit Brosamen abgespeist. Die ganz grossen Verlierer sind die Mieter: Der Traum des Eigenheims ist für viele geplatzt – und die Mieten sinken, wenn überhaupt, nie so stark wie die Hypozinsen. 

Das heisst, die Mieter bezahlen fürs Wohnen deutlich mehr als Eigenheimbesitzer. Ein Trend, der sich weiter verstärken werde, wie Moneypark schreibt. Das heisst: Unter dem Strich bezahlen die Mieter die Zeche für die Zinskapriolen. 

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