Ein Liter Milch, Tomaten und bitte 100 Franken: Einkaufen und dabei an der Kasse gleich Bargeld beziehen, im Fachjargon nennt sich das Cash Back. Damit erspart man sich den Gang an den Bankschalter oder zum Bankomat. Schon heute ist das in manchen Geschäften und mit manchen Karten möglich. Doch wer keine Postkarte besitzt, geht meistens leer aus.
Das soll sich 2020 ändern. Beim Zahlungsterminal-Betreiber Six Payment Services laufen derzeit die Vorbereitungen, den Service einzuführen, wie eine Sprecherin auf BLICK-Anfrage erklärt. Das sei technisch denkbar einfach. Es brauche weder eine neue Infrastruktur noch neue Prozesse. «Der Händler hat keinen zusätzlichen technischen Aufwand, auch für den Kunden ist es nichts Neues», so die Sprecherin.
Gemeindebund forciert Ausbau
Einen Schritt voraus ist man in Österreich. Dort läuft die Offensive schon dieses Jahr. Bis Ende 2019 soll ein Bargeldbezug (Limite von 200 Euro) an 4000 Punkten möglich sein – vom Restaurant über den Bäcker bis zum Quartierladen. Für den Cash-Back-Ausbau kooperiert die Interessensvertretung der österreichischen Gemeinden mit Kreditkarten-Riese Mastercard. Auch mit dabei: Six Payment Services.
Die Beteiligten und Zeitungen berichten von einer Win-Win-Win-Situation. Erster Gewinner sind die Konsumenten. Sie kommen dort zu Bargeld, wo es keine Banken und auch keine Geldautomaten gibt. Trotz einer Bankomaten-Dichte, die höher ist als in der Schweiz, gibt es in Österreich in ländlichen Gebieten einen Mangel, so die Zeitung «Der Standard». Das bestätigt die Sprecherin von Six Payment Services: «Auch hier wollen wir dem Trend der rückläufigen Bancomat-Standorte insbesondere in ländlichen Gegenden entgegenwirken und somit die Bargeldbezugsmöglichkeit den Karteninhabern weiterhin möglichst flächendeckend anbieten.»
Bares kann nicht ins Internet abfliessen
Ebenfalls Gewinner sind die Geschäfte. Zum einen müssen die Kunden bei ihnen einkaufen, um Bargeld beziehen zu können. Zum anderen hätten die Geschäfte ein Interesse am Erhalt des Bargelds, denn dieses kann nur im stationären Handel, aber eben nicht im Internet ausgegeben werden. Dritter im Gewinner-Verbund sind die Banken. Der Betrieb von Bankomaten kostet. Wenn sie nur selten genutzt werden, dann lohnen sich diese nicht mehr.
In der Schweiz sind Bankomaten noch nicht vom Aussterben bedroht. Laut der Zahlungsmittelumfrage 2017 der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bezieht knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer dort mindestens einmal in der Woche Bares ab. Rund 7000 Geldautomaten dürfte es aktuell geben.
Doch der Druck auf die Maschinen nimmt zu: Laut der Studie Payment Monitor 2019 wird Bargeld zwar noch am häufigsten verwendet, am beliebtesten ist aber die Debitkarte. Auf dem Vormarsch sei mobiles Bezahlen. Wer weniger Bargeld verwendet, braucht auch seltener Bankomaten. Die Geldautomaten sind zudem Opfer des Bankfilialensterben. Das sieht auch Six Payment Services so: «Die Anzahl der Bankfilialen und damit der Geldausgabegeräte sinkt weiterhin». Die Vorzeichen für die geplante Offensive sind also nicht schlecht.