Eigentlich wollte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) es Nahrungsmittelproduzenten wie zum Beispiel Nestlé oder Migros überlassen, wie sie Konsumenten über Nährwerte informieren. Doch nun nimmt das Bundesamt die Zügel in die Hand und bittet heute Dienstag die Hersteller, Detailhändler, Konsumentenschützer und Patientenverbände an einen runden Tisch. Zu gross ist der Druck durch ausländische Konzerne wie Danone, die während der letzten Monate mit ihren Ampeln hierzulande immer mehr Regale füllten.
Eine widersprüchliche Rolle spielt Coop in der Debatte. Der Basler Detailhändler will sich nicht zum Thema äussern und versteckt sich hinter der Position der IG Detailhandel. Die IG Detailhandel, welche die Interessen von Coop, aber auch Migros oder Manor vertritt, wehrt sich gegen ein Bewertungsschema. Das heutige System sei ausreichend, eine Bewertung durch Ampeln intransparent.
Coop als Hochburg der Ampeln
Trotz Opposition gegen eine Ampel kommen just bei Coop stets mehr Produkte damit in die Regale. Ein Augenschein im Supermarkt zeigt: Nicht nur auf Danone-Produkten ist schon eine Ampel drauf, sondern auch auf Tiefkühlgebäck, Softdrinks, Glaces und Frühstücksflocken. Sie stiften vor allem Verwirrung. Coop ist damit trotz Opposition gegen Kennzeichnungen der wichtigste Verbreiter von Ampeln hierzulande.
Der Konsumentenschutz stellt sich hinter die Ampel, weil sie die Nährwerte von verarbeiteten Lebensmitteln verständlich zusammenfasse. Letzte Woche haben sich auch Gesundheitsverbände wie die Gesellschaften für Allgemeine Innere Medizin und Pädiatrie sowie die Krebsliga für die französische Ampel-Variante Nutri-Score ausgesprochen. Und das BLV sagte schon vor längerem zu BLICK: «Nutri-Score ist im Moment das einzige Label in der Schweiz, das unsere Kriterien erfüllt.»
Unter dem Strich heisst das: Ohne Lösung mithilfe des Bundesamts werden sich sonst die schnellsten und mächtigsten Nahrungsmittelhersteller mit ihrer Ampellösung durchsetzen.