Heimatland! Schweizer Banken sperren Auslandschweizer aus
Jetzt droht eine Klage

Die Auslandschweizer-Organisation wehrt sich gegen höhere Gebühren und Konto-Kündigungen – und prüft rechtliche Schritte gegen PostFinance.
Publiziert: 21.05.2017 um 20:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:38 Uhr
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Foto: ZVG
Benno Tuchschmid

774' 923 Auslandschweizer fühlen sich zunehmend heimatlos – was ihre Bankkonten angeht. Seit Jahren nehmen die Schikanen der Finanzinstitute für Schweizer Bürger mit Wohnsitz im Ausland zu: steigende Gebühren, wachsender bürokratischer Aufwand oder schlicht und einfach die Aufkündigung der Geschäftsbeziehungen.

Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) hatte versucht, das Problem auf parlamentarischem Weg zu ändern. In einer Motion forderte ASO-Vorstandsmitglied und SVP-Nationalrat Roland Büchel (51), dass systemrelevante Banken und Finanzinstitute mit Staatsgarantie Auslandschweizer zu fairen Konditionen aufnehmen müssen. Die Motion wurde vor zwei Wochen hauchdünn abgelehnt. Zudem hatte sich die ASO mit einer Resolu­tion direkt an Bundespräsidentin Doris Leuthard gewandt und sie aufgefordert, in der Postverordnung festzulegen, dass die staatliche PostFinance Auslandschweizer nicht diskriminieren dürfe. ASO-Präsident Remo Gysin (72) sagt: «Wir bekamen diese Woche eine abschlägige Antwort von Frau Leuthard.»

Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Bei der ASO trafen empörte Briefe von Auslandschweizern ein. Die Wut bleibt nicht ohne Folgen. SonntagsBlick weiss, dass Auslandschweizer nun eine Klage planen. John McGough (70), Delegierter des Auslandschweizerrats und Unternehmer in Ungarn, will am nächsten Auslandschweizer-Kongress am 18. August in Basel rechtliche Schritte gegen die PostFinance aufgleisen. «Die Post­Finance gehört dem Staat und bürdet den Auslandschweizern unfair hohe Kosten auf. Darum ist sie das richtige Ziel», sagt McGough. Die PostFinance hatte ihre Kontogebühren für Auslandschweizer fast verdoppelt.

«Es fehlt der Respekt gegenüber den Auslandschweizern»

Roland Büchel kann die Wut der Auslandschweizer nachvollziehen: «Auch wenn Klagen nicht mein Weg sind, es muss endlich etwas geschehen in dieser Frage. Es fehlt der Respekt gegenüber den Auslandschweizern.» Ausserdem riskiere die Schweiz, dass sich Bürger zunehmend gegen berufliche Auslandaufenthalte entscheiden, weil der bürokratische Aufwand zu gross werde. «So werden wir zu einem Land von Stubenhockern», sagt Büchel.

Auch von der Verbandsspitze erhält McGough Unterstützung. Remo Gysin sagt: «Für mich als Präsident ist klar, Auslandschweizer werden von den Banken diskriminiert. Und ich bin dafür, dass man die rechtlichen Mittel prüft.»

Bei der PostFinance will man sich zu der geplanten Klage nicht äussern. Mediensprecher Johannes Möri sagt: «Wir vertreten aber entschieden den Standpunkt, dass unsere Gebührenpolitik keine Diskriminierung der Auslandschweizer darstellt.» Ausserdem gelte der gesetzlich festgelegte Grundversorgungsauftrag nur für Schweizerinnen und Schweizer mit Wohnsitz in der Schweiz.

Die ASO intensiviert nun auch den Druck auf Kantonalbanken. Im Mai traf sich die Spitze der Organisation mit Vertretern des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken. Die Auslandschweizer-Organisation rüstet zum Gegenschlag gegen die Schweizer Finanzindustrie. ASO-Präsident Remo Gysin gibt sich kämpferisch: «Wir sind nicht bereit, die heutige Situation zu schlucken.» 

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