Handy-Pauschaltarife überflüssig
Jeder Zweite braucht keine Flatrate

Die Schweizer buchen gerne Flatrate-Abos für ihr Smartphone. Doch die brauchen längst nicht alle. Viele fahren mit anderen Angeboten deutlich günstiger.
Publiziert: 25.04.2017 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:12 Uhr
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Wie alles, was bequem ist, kosten auch Flatrate-Abos eine Stange Geld
Michael Bolzli

Die Schweizer lieben Pauschalen. Die Ferien: All Inclusive. Das Essen: À discrétion. Logisch also, muss es auch beim Handy-Abo die Flatrate sein. Das ist bequem: Die Rechnung ist jeden Monat gleich hoch, SMS, Internet und Telefonieren ist alles inbegriffen, böse Überraschungen sind ausgeschlossen.

Wenig überraschend, ist die Handy-Flatrate ein Erfolg: Beim Platzhirsch Swisscom haben 1,8 Millionen Privatkunden ein unlimitiertes Handy-Abo, nur 700'000 ein anderes. Keine Angaben machen die beiden Konkurrenten Salt und Sunrise. Auch sie vermarkten aber vor allem ihre Pauschalangebote.

Wie alles, was bequem ist, kosten auch Flatrate-Abos eine Stange Geld. Swisscom verlangt für unbegrenztes Datenvolumen, Telefonieren und SMS in der Schweiz mindestens 60 Franken. Allerdings surft der Kunde zu diesem Preis im Schneckentempo. Wer in akzeptabler Geschwindigkeit surfen will, legt zehn Franken drauf. Günstiger und schneller gehts mit dem Pauschaltarif Swiss Plus von Salt für 59 Franken. Sunrise verlangt für ein vergleichbares Angebot 65 Franken. 

Flatrate überflüssig

Telekomexperte Oliver Zadori (34) vom Vergleichsportal Dschungelkompass glaubt nicht, dass es immer eine Flatrate sein muss. Für BLICK hat er die Nutzeranfragen ausgewertet. Resultat: Bei 11'000 Anfragen gaben 51 Prozent der Nutzer an, nicht mehr als 1 Gigabyte pro Monat zum Surfen zu brauchen. Der Telekomexperte schliesst daraus: «Viele Nutzer haben eine Flatrate, obwohl sie diese gar nicht benötigen.»

Sunrise und Salt wollen nicht verraten, wie viele Daten die Kunden pro Monat im Schnitt verbrauchen. Anders die Swisscom: «Der durchschnittliche Datenverbrauch bei Smartphone-Nutzern betrug zwischen Oktober und Dezember 2016 rund 4,6 Gigabyte pro Monat. Speziell bei Jugendlichen explodiert die Datennutzung weiterhin», sagt Sprecherin Sabrina Hubacher. 

Die Zahl erstaunt, ist aber wenig aussagekräftig: Spannender als der Durchschnittsverbrauch wäre der Median, also der Wert, den der Durchschnittskunde verbraucht. Doch diese Zahl will die Sprecherin nicht nennen. 

Datenverbrauch zieht an

Unbestritten: Der Datenverbrauch auf dem Handy-Netz nimmt zu. Global wächst er jährlich um rund 50 Prozent. Das heisst aber nicht unbedingt, dass die Leute das Handy mehr nutzen. Schuld ist vielmehr die Technik: Während Facebook noch vor wenigen Jahren keine Videos in der App anzeigte, ist das heute normal. Konsequenz: mehr Datenverbrauch.

Auch das technologische Wettrüsten zwischen Apple, Samsung und Co. fördert die Datenflut: In den letzten sechs Jahren hat sich die Anzahl der Bildpunkte auf dem Smartphone-Display verneunfacht. Heisst: Heute ist das Bild zwar schärfer, aber auch grösser. 

Grundsätzlich gilt: Wer unterwegs nicht ständig Videos und Musik streamt, treibt den Datenverbrauch nicht ins Unermessliche. Und fährt ohne Flatrate der Telekom-Giganten günstiger (siehe Tabelle). «Wer nicht mehr als 3 Gigabyte Datenvolumen nutzt, müsste für sein Abo nicht mehr als 30 Franken bezahlen», sagt Zadori.

Preisbrecher Aldi

Absoluter Preisbrecher ist Aldi Mobile mit der Smart Flat. Für uneingeschränkte Telefonie, SMS und 3 Gigabyte Daten verlangt der Discounter 28.90 Franken. Nachteil: Das Abo muss man im Voraus bezahlen.

Wer nicht ständig sein Handy-Guthaben aufladen will, bucht etwa die Fair Flat von Wingo für 25 Franken. Telefonie und SMS sind unlimitiert, 1 Gigabyte Datenvolumen inklusive. Wer mehr Daten verbraucht, zahlt bei der Swisscom-Tochter automatisch für jedes zusätzliche Gigabyte 5 Franken, maximal 55 Franken pro Monat. Der Kunde zahlt so nur die Daten, die er auch verbraucht. 

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