Am Mittwochabend kurz vor 23 Uhr platzte die Bombe: Die Flotte der Berner Airline Skywork bleibt fĂŒr immer am Boden! Die Betreiber haben dem Bundesamt fĂŒr Zivilluftfahrt (Bazl) die Betriebsbewilligung freiwillig zurĂŒckgegeben. 120 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Unter den letzten Passagieren: die Mannschaft von YB, die aus Zagreb kam.
Grund fĂŒr das Grounding der schon lĂ€nger strudelnden Skywork: Verhandlungen mit einem Partner sind gescheitert. Es war nicht mehr genug Geld da, um den Betrieb weiterzufĂŒhren. 11'000 bereits verkaufte Tickets sind wohl wertlos.
Erst Tage spÀter informiert
Das Bazl wusste seit Montag von den gescheiterten Verhandlungen, wie ein Sprecher sagt. «Wir haben uns dann entschieden, erst zu informieren, wenn wieder alle Flieger in der Schweiz sind», sagt er.
Das hatte fĂŒr die Reisenden nervige Konsequenzen. Sie konnten nĂ€mlich weiter Tickets kaufen, obwohl die Chefs der Skywork lĂ€ngst wussten, dass die FlĂŒge nicht stattfinden wĂŒrden. Ein Hohn fĂŒr alle, die jetzt nicht verreisen können.
Sascha Siegenthaler (37) aus Thun BE ist so richtig sauer auf Skywork. «Am Mittwochabend habe ich um 19 Uhr noch fĂŒnf Tickets nach Hamburg gekauft! 1100 Franken habe ich dafĂŒr hingeblĂ€ttert.» Die Vorfreude auf die Ferien ist dem VerkĂ€ufer vergangen. «Dass Skywork mir Tickets verkauft und nur vier Stunden spĂ€ter den Betrieb einstellt, ist ein Skandal!» Er will nun seinen Anwalt einschalten und um das Geld kĂ€mpfen. «Das lasse ich mir nicht gefallen!»
«Das ist völlig unakzeptabel!»
Noch grösser war gestern der Ărger bei den Reisenden, die mit gepackten Koffern beim Flughafen Bern eintrafen. Der Skywork-Schalter ist verwaist. Auf einem Zettel steht, dass der Betrieb eingestellt wurde. Man solle auf die Webseite des Bazl fĂŒr weitere Informationen. Was fĂŒr ein schwacher Abgang!
Am Desk nebenan sitzt eine Flughafenmitarbeiterin. Gestrandete Passagiere bekommen alle das Gleiche zu hören: «Bitte warten Sie. Wir suchen nach einer Lösung.» FĂŒr die meisten Passagiere bleibt das ein blosses Versprechen. In der Cafeteria sitzen wĂŒtende Passagiere. «Wir wurden nicht informiert, weder per Mail noch SMS oder sonst wie», Ă€rgert sich Tshiyombo Kabeya (47). «Das ist völlig unakzeptabel, Skywork liess uns einfach fallen! Und das in der Schweiz!»
Sein Sohn Blesing (14) wollte nach London fliegen. Jetzt wartet er mit seinen Eltern seit zwei Stunden auf eine Umbuchung. Vergeblich. «Man sagte uns, ein Flug sei nur mit Easyjet ab Basel möglich, doch leider könne unser Sohn wegen seines Alters mit dieser Fluggesellschaft nicht allein fliegen», so der Vater.
«Keine Ahnung, dass der Flug gestrichen wurde»
Er stĂŒrmt wutentbrannt aus dem GebĂ€ude. «Ich muss jetzt selber schauen, dass mein Sohn mit dem Zug nach Paris kommt und von dort nach London. Erst noch auf eigene Kosten.»
Auch Mark Gomersall (42) will nach London fliegen. «Ich hatte keine Ahnung, dass mein Flug gestrichen wurde. Die Frau am Schalter sagte mir, ich solle warten. Dann verschwand sie. SpĂ€ter hiess es, ich solle in Bern ĂŒbernachten.»
Ist das Geld futsch?
Das ist keine Option fĂŒr den GeschĂ€ftsmann. Gomersall bucht selber auf seinem Handy einen Easyjet-Flug ab Basel. «Ich bin erstaunt, dass die das nicht konnten. Mir wurde auch schon gesagt, dass ich das Geld fĂŒr den gestrichenen Flug nicht zurĂŒckbekomme.»
Linda A. (21) aus Belp wollte am 26. September nach MĂŒnchen fliegen. «Ich kontaktierte die Bank wegen meiner Kreditkarte. Ob ich mein Geld je wieder sehen werde, konnte mir niemand beantworten.»
Ironie des Schicksals: Gestern starteten nur zwei LinienflĂŒge. Von der Konkurrentin Helvetic. Ein Flieger hob um 14.45 Uhr nach Palma de Mallorca ab â an Bord lauter glĂŒckliche Reisende.
11'000 Passagiere haben noch gĂŒltige Skywork-Tickets, mit denen sie aber nie abheben werden. Das ist Ă€rgerlich â und teuer. Denn die Chancen, dass die Betroffenen nichts mehr vom Geld sehen werden, sind gross. Das Bundesamt fĂŒr Zivilluftfahrt rĂ€t Passagieren, die im ReisebĂŒro gebucht haben, sich dort zu melden. Bei einer Pauschalreise werde sich das ReisebĂŒro um eine Flugalternative kĂŒmmern. Schlechter stehen die Chancen fĂŒr Reisende, die ĂŒber Plattformen im Internet gebucht haben. Meist sind diese nur Vermittler und können nicht haftbar gemacht werden. Kunden, die bei Skywork gebucht haben, werden ihre Forderungen im Rahmen des Konkursverfahrens anmelden mĂŒssen. Allenfalls kommt die Annullationskostenversicherung im Konkursfall fĂŒr den Schaden auf. Oder die Kreditkartenfirma sorgt fĂŒr eine RĂŒckerstattung der Ticketkosten. Immerhin: Helvetic springt fĂŒr einige Strecken, etwa nach Mallorca, ein. TUI Suisse hat 20 gestrandete GĂ€ste. Ihre Heimreise soll sichergestellt werden. Patrik Berger
11'000 Passagiere haben noch gĂŒltige Skywork-Tickets, mit denen sie aber nie abheben werden. Das ist Ă€rgerlich â und teuer. Denn die Chancen, dass die Betroffenen nichts mehr vom Geld sehen werden, sind gross. Das Bundesamt fĂŒr Zivilluftfahrt rĂ€t Passagieren, die im ReisebĂŒro gebucht haben, sich dort zu melden. Bei einer Pauschalreise werde sich das ReisebĂŒro um eine Flugalternative kĂŒmmern. Schlechter stehen die Chancen fĂŒr Reisende, die ĂŒber Plattformen im Internet gebucht haben. Meist sind diese nur Vermittler und können nicht haftbar gemacht werden. Kunden, die bei Skywork gebucht haben, werden ihre Forderungen im Rahmen des Konkursverfahrens anmelden mĂŒssen. Allenfalls kommt die Annullationskostenversicherung im Konkursfall fĂŒr den Schaden auf. Oder die Kreditkartenfirma sorgt fĂŒr eine RĂŒckerstattung der Ticketkosten. Immerhin: Helvetic springt fĂŒr einige Strecken, etwa nach Mallorca, ein. TUI Suisse hat 20 gestrandete GĂ€ste. Ihre Heimreise soll sichergestellt werden. Patrik Berger