Grossbank gegen Genossenschafter
Hypo-Streit zwischen UBS und Raiffeisen

Die Raiffeisen will die Hürde zur Vergabe von Hypotheken senken. Die UBS hält das für ein Spiel mit dem Feuer.
Publiziert: 22.11.2016 um 17:27 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:47 Uhr
Ein Eigenheim bleibt für viele ein Traum.
Foto: Keystone
Michael Bolzli

Die Raiffeisen ist im Hypothekengeschäft dick drin. Doch nach dem Boom der letzten Jahre gehen dem Geldhaus die Kunden aus. Die Vermögenden haben bereits gebaut, dem Rest fehlt es am nötigen Kapital.

Um dem entgegenzuwirken, will die Bank den sogenannten kalkulatorischen Zinssatz senken. Dieser liegt aktuell zwischen 4,5 und 5,0 Prozent und ist eine selbstregulierende Massnahme der Banken.

Aber eine mit Gewicht: Einen Kredit fürs Eigenheim bekommt nur, wer die Hypothek auch dann noch zahlen kann, wenn die Zinsen auf den kalkulatorischen Prozentsatz steigen.

Tieferer Zinssatz, mehr Hauskäufer

Raiffeisen-Chef Patrik Gisel (54) hält den aktuellen Wert für «übervorsichtig». Er schlägt vor, den kalkulatorischen Zinssatz auf «beispielsweise 3,0 Prozent» zu senken. Die Folge: Dank der Senkung des Zinssatzes könnten die Banken Hypotheken einem breiteren Publikum vergeben.

Davon hält die UBS gar nichts. In einer neuen Studie kritisiert sie Gisels Vorschlag als «Spiel mit dem Feuer». Als Grund führt sie eine repräsentative Umfrage ins Feld, welche die Grossbank vor wenigen Jahren durchgeführt hat und die ergeben hat, dass acht Prozent der befragten Haushalte die Hypozinsen nicht mehr zahlen könnten, wenn der Zinssatz um zwei Prozentpunkte stiege.

Wer es sich knapp leisten kann, ist am stärksten betroffen

«Der Zahlungsausfall dürfte sich in erster Linie auf Schwellenhaushalte konzentrieren», glauben die UBS-Ökonomen. Also genau jene, die überhaupt erst an eine Hypothek kommen, wenn der kalkulatorische Zinssatz gesenkt würde.

Die Immobilienpreise könnten bei einer Senkung des kalkulatorischen Zinses auf 3,0 Prozent gemäss den UBS-Ökonomen um bis zu 40 Prozent steigen. Dass die Zahl nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt ein Blick in den Norden.

Von 2011 bis 2015 fielen in Schweden die Hypothekarzinsen von 4,0 auf 1,6 Prozent. Die Nachfrage nach Wohneigentum stieg – und damit auch das Preisniveau. Laut UBS stiegen in dieser Zeitspanne die Kosten für ein Eigenheim in Schweden um fast 50 Prozent.

Immobilienkrise schwächte Schweizer Wirtschaft

So kommen die Verfasser zum Schluss: Sinkt der kalkulatorische Zinssatz, kämen junge Familien, die ein Eigenheim unter Aufbietung aller Kräfte erwerben, bei einer Zinswende als Erste unter die Räder. Zudem würde der Immobilienmarkt deutlich anfälliger.

Die letzte Immobilienkrise erlebte die Schweiz Anfang der 90er-Jahre. Die Wirtschaft brauchte fast ein Jahrzehnt, um wieder auf die Beine zu kommen. Die strengen Vorgaben gibt es also nicht ohne Grund. 

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