CEO Fabrice Zumbrunnen zum Verlust
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Migros verliert Gewinn:CEO Fabrice Zumbrunnen zum Verlust

Grösster Detailhändler wächst, verdient aber immer weniger Geld
So will Migros-Zumbrunnen aufräumen

Ausgerechnet die Edelmarke Globus ist das grosse Migros-Sorgenkind. Aber auch sonst muss Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen weiter aufräumen.
Publiziert: 26.03.2019 um 23:07 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2020 um 09:24 Uhr
  • Verlustlöcher stopfen
  • Weniger Macht für Regionalfürsten
  • Gewinn im Online-Geschäft
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Fabrice Zumbrunnen, Migros-Chef, ist nachdenklich: So tief wie 2018 lag der Gewinn seit 15 Jahren nicht mehr.
Foto: Keystone
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Ausgerechnet die Edelmarke ist das grosse Migros-Sorgenkind. Die Globus-Warenhäuser brockten der Migros einen Mega-Abschreiber in den Geschäftsbüchern ein. In Zahlen: 90 Millionen Franken! Globus macht Verlust. Über dessen Höhe schweigt sich Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (49) aus. Sein Finanzchef Jörg Zulauf (61) sagt, weitere Abschreiber seien nicht zu erwarten. Allerdings rechnet er erst 2021 wieder mit einem Gewinn.

Die Wertberichtigungen bei Globus, primär auf Inneneinrichtungen und wenige Softwareprodukte, wie es auf Nachfrage heisst, schenken ein. Der Migros-Gewinn sinkt weiter. Das vierte Jahr in Folge. Im letzten Geschäftsjahr schauten unter dem Strich noch 475 Millionen Franken raus. Das sind 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. So wenig wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Obwohl die Migros mehr Genossenschafter denn je zählt, immer mehr Menschen bei der Migros einkaufen und der Wirtschaftsmotor brummt.

Eingespieltes Team: Zumbrunnen und Zulauf

Mit einer Gewinnmarge von lediglich 1,7 Prozent verfehlt die Migros ihre Ziele. Laut Zulauf ist erst in zwei bis drei Jahren wieder mit 2 bis 4 Prozent zu rechnen. Zumbrunnen und Zulauf machen auf gut Wetter: «Die Migros ist weiterhin ein kerngesundes Unternehmen – dies allen Unkenrufen zum Trotz», sagt der Finanzchef. Er verweist auf den wieder leicht besseren operativen Gewinn von 651 Millionen. «Allerdings ist das jetzt kein Grund, um in der Hängematte zu liegen.»

Zumbrunnen schiebt nach: «Wir sind daran, unsere Leistungsfähigkeit zu verbessern.» Er stellt klar: «Dabei bauen wir nicht ab, sondern wir bauen um.»

Hier ist Aufräumen angesagt

Doch zuerst ist weiter Aufräumen angesagt. Massnahmen, sagt Zumbrunnen, sind bereits getroffen. Dass heisst im Fall Globus: Verlustlöcher stopfen und dessen «digitale Transformation» weiter vorantreiben. Gerade bei der Mode leidet Globus, das die Marken Schild und Herrenglobus einstampfte sowie eine Reihe Läden dichtgemacht oder umgebaut hatte. Die Onlinekonkurrenz durch Zalando und Co. ist massiv.

Apropos: Nicht nur Globus, sondern «alle Geschäftseinheiten sind mit der digitalen Transformation konfrontiert. Die Industrie, die Logistik, alle», sagt Zumbrunnen.

Hier kommt das Projekt Puma ins Spiel, wie es Migros-intern genannt wird. Für die einen ist es ein reines Sparprogramm, Zumbrunnen selbst spricht gegenüber BLICK lieber vom «wichtigsten Entwicklungsprogramm».

Handelssparte massiv unter Druck

Weil: «Es geht um die ganze Wertschöpfungskette der Migros. Wir versprechen uns sehr viel von dem Programm.» Betroffen ist die Zusammenarbeit zwischen dem Marketing, der M-Industrie, und M-Logistik, und den zehn Genossenschaften. Puma würde die Macht der Regionalfürsten beschneiden, dafür die Effizienz innerhalb des Migros-Imperiums verbessern.

Überdurchschnittlich vom digitalen Wandel unter Druck sei das Departement Handel, zu dem auch Globus gehört. Es verdoppelte beinahe den Betriebsverlust auf 152 Millionen Franken. Die Migros investiert laut Zumbrunnen stark in den Ausbau vom E-Commerce. Insbesondere in Onlinemarktplätze wie Digitec Galaxus – 2019 wird hier erstmals ein Milliarden-Umsatz erwartet – und deren Verzahnung mit den Ladengeschäften und dem schweizweiten Netz an Abholstellen (PickMup).

Hier sieht Zulauf Handlungsbedarf

«Zunächst muss die Migros eine bessere Balance finden», sagt Finanzchef Zulauf in Richtung der Führung des Departements Handel (etwa Digitec Galaxus), die aber auch erfolgreiche Formate wie Denner und Migrolino führt. Im Gegensatz zum Handel gehört zu den Gewinnbringern der genossenschaftliche Detailhandel, die Migros-Bank und die M-Industrie.

Im Bereich Gesundheitsversorgung stehen die Zeichen auf Aus- statt Ab- oder Umbau. «Wir bauen ein preiswertes Gesundheitsangebot für die Bevölkerung weiter aus», kündigt Zumbrunnen an. Mit Angeboten von der Prävention, Praxisdienstleistungen und Rehabilitation. Dieses Geschäft krankt im Gegensatz zum Sorgenkind Globus nicht und ist putzmunter.

So steht die Migros im Vergleich zu Coop da

Der Migros-Umsatz kletterte im letzten Jahr um 1,3 Prozent auf 28,4 Milliarden Franken. Das ist ein neuer Rekord. Im Detailhandel setzte die Migros 23,7 Milliarden Franken um. Zum Vergleich: Erzrivale Coop erzielte einen Gesamtumsatz von 30,7 Milliarden Franken. Im Schweizer Detailhandel hat Coop jedoch mit 17,8 Milliarden Franken weniger umgesetzt als die Migros. Beim Gruppen-Gewinn geht es bei der Migros allerdings zum vierten Mal in Folge abwärts: Operativ zwar leicht verbessert, verzeichnet die Migros unterm Strich einen Gewinn von 475 Millionen Franken. Das ist ein Minus von 5,5 Prozent gegenüber 2017. Coop erzielte einen Gewinn von 473 Millionen Franken, das sind 2,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Basler Grossverteiler gab die Schuld am Gewinn-Taucher dem Aus des verlustreichen Onlinemarktplatzes Siroop. Die Konkurrenz vom Zürcher Limmatplatz ihrerseits sucht die Schuld am rückläufigen Migros-Gewinn bei Globus. Beim Tochterunternehmen mussten deutliche Wertberichtigungen vorgenommen werden.

Der Migros-Umsatz kletterte im letzten Jahr um 1,3 Prozent auf 28,4 Milliarden Franken. Das ist ein neuer Rekord. Im Detailhandel setzte die Migros 23,7 Milliarden Franken um. Zum Vergleich: Erzrivale Coop erzielte einen Gesamtumsatz von 30,7 Milliarden Franken. Im Schweizer Detailhandel hat Coop jedoch mit 17,8 Milliarden Franken weniger umgesetzt als die Migros. Beim Gruppen-Gewinn geht es bei der Migros allerdings zum vierten Mal in Folge abwärts: Operativ zwar leicht verbessert, verzeichnet die Migros unterm Strich einen Gewinn von 475 Millionen Franken. Das ist ein Minus von 5,5 Prozent gegenüber 2017. Coop erzielte einen Gewinn von 473 Millionen Franken, das sind 2,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Basler Grossverteiler gab die Schuld am Gewinn-Taucher dem Aus des verlustreichen Onlinemarktplatzes Siroop. Die Konkurrenz vom Zürcher Limmatplatz ihrerseits sucht die Schuld am rückläufigen Migros-Gewinn bei Globus. Beim Tochterunternehmen mussten deutliche Wertberichtigungen vorgenommen werden.

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