Die Schweizer Uhren- und Luxusindustrie durchlebt turbulente Zeiten. Der starke Franken, die Digitalisierung und exorbitante Preise bei gewissen Herstellern haben dazu geführt, dass sich vor allem kleine und mittelgrosse Manufakturen in finanzieller Schieflage befinden. Die Branche spricht wahlweise von Krise oder einer «nötigen» Konsolidierung des Marktes.
Doch es gibt auch Lichtblicke: Der Export nach Fernost zieht langsam wieder an. Und Branchenprimus Swatch hat letztes Jahr Umsatz und Gewinn gesteigert.
An der Baselworld, die am Donnerstag, 22. März, ihre Pforten öffnet, ist davon allerdings noch nichts zu spüren. Mit knapp 700 Ausstellern ist die wichtigste Uhrenmesse heuer nur noch halb so gross wie in den vergangenen Jahren. Die Ausstellungsfläche wurde um ein Drittel verkleinert. Auch die Dauer wird verkürzt: von acht auf sechs Tage.
«Das Limit wurde erreicht»
Das grosse Thema sind die Kosten, die ein Auftritt in Basel verschlingt. Swatch-Manager Marc Hayek (47) übt deutliche Kritik: «Die Standkosten sind sehr hoch, sogar für uns.» Man sei «nicht happy» damit, wie sich die Messe entwickelt habe.
Zwar hat die Veranstalterin, die MCH Group, auf die Klagen der Aussteller reagiert. Um den Aderlass zu stoppen, erhalten sie um zehn Prozent tiefere Mietpreise. Doch die Klagen sind auch mit dem Standort Basel unzufrieden. Hayek moniert, die Preise für Hotels und Restaurants seien horrend. «Irgendwo ist ein Limit – und dieses wurde erreicht.»
Derweil macht Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), auf Schönwetter: «Baselworld bleibt die grösste und wichtigste Uhrenmesse der Welt.» Es sei wichtig, dass ein solches Ereignis in der Schweiz stattfinde.
Luxusbunker sorgt für rote Köpfe
Doch die Uhrenhersteller und die Messebetreiberin MCH Group haben das Heu schon lange nicht mehr auf der gleichen Bühne. Für rote Köpfe sorgt die Finanzierung des von den Stararchitekten Herzog & de Meuron entworfenen Messegebäudes, das 2013 für 450 Millionen Franken aus dem Boden gestampft wurde. Die Aussteller beteiligten sich nicht nur an den Kosten, sondern mussten auch höhere Standmieten hinnehmen.
Die Folge: Luxusmarken wie Girard Perregaux, Ulysse Nardin oder Hermès kehren der Messe den Rücken und stellen stattdessen am Uhrensalon SIHH in Genf aus. Die Folge: Ein komplettes Stockwerk der Halle 1, die extra für die Baselworld gebaut wurde, wird während der diesjährigen Ausgabe leerstehen.
Deutlich weniger Besucher erwartet
Das schlägt sich auch in den Büchern der Messebetreiberin nieder: Sie muss den Wert der Messegebäude in Basel nach unten korrigieren und schrieb deshalb im vergangenen Jahr einen Verlust von 100 Millionen Franken.
Weil das Messegebäude auch mit Steuergeldern finanziert wurde, liegen die Nerven blank: Parteien von links bis rechts kritisieren die Basler Regierung und fordern eine Neuausrichtung der Messe. Auch Arbeitsplätze seien in Gefahr. Und die Einnahmen dürften weiter sinken. In den vergangenen Jahren verzeichnete die Messe rund 100'000 Besucher, dieses Jahr dürften es deutlich weniger werden.