Gewerkschaften wollen mehr Lohn für alle, knausern aber selbst
Champagner predigen, Wasser ausschenken

Die Gewerkschaften Unia und Syna verzichten bei ihren eigenen Mitarbeitern auf eine allgemeine Lohnerhöhung. Das stösst auf Kritik.
Publiziert: 08.03.2017 um 12:48 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:21 Uhr
«Bei uns gab es keine allgemeine Lohnerhöhung für 2017», bestätigt ein Unia-Sprecher auf Nachfrage von BLICK.
Foto: Nick Soland
Ulrich Rotzinger

Nullrunden sind bei den Gewerkschaften verhasst. Die Verteilung einzelner Lohnspritzen an ausgewählte Mitarbeiter ebenso. Die Forderung des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) ist unmissverständlich: pauschal höhere Löhne für alle! Es brauche auch im 2017 generelle Lohnerhöhungen von bis zu 1,5 Prozent von Industrie, Bau bis hin zum Detailhandel.

Mit dieser Forderung heizten die Gewerkschaften den Lohnherbst im letzten September an. Jetzt zeigt sich: Sie predigen Champagner und schenken Wasser aus. In ihren eigenen Häusern halten sich die Funktionäre nämlich nicht an die eigenen Forderungen. «Bei uns gab es keine allgemeine Lohnerhöhung», bestätigt Unia-Sprecher Pepo Hofstetter.

Syna spricht sechs Kündigungen aus

Der Grossteil der rund 1000 Angestellten komme monatlich jedoch auf einen höheren Lohn, weil sie in eine höhere Erfahrungsstufe aufgestiegen seien. Lediglich 0,4 Prozent individuell mehr Lohn erhalten die rund 220 Mitarbeiter der Syna.

Die wirtschaftliche Situation der Non-Profit-Organisation lasse eine generelle Lohnerhöhung nicht zu, sagt Syna-Sprecher Dieter Egli. Dafür gebe es für alle einen Reka-Check von bis zu 200 Franken und Mitte 2017 einen Bonus von bis zu 1200 Franken.

Angestellte, die aus Furcht vor einer Kündigung anonym bleiben wollen, kritisieren: «Statt einer Lohnerhöhung gibts einen Reka-Check. Und das nur bei einem Vollzeitpensum», sagt ein Betroffener. Zudem wurde sechs Syna-Mitarbeitern gekündigt.

Egli bestätigt die Entlassungen, die im Januar und Februar 2017 ausgesprochen wurden. «Es handelt sich um ordentliche Kündigungen aus individuellen Gründen.» Man wolle die Stellen wieder besetzen, versichert Egli. Ein Sparprogramm laufe keinesfalls.

In folgendem Punkt sind die Gewerkschaften hingegen vorbildlich: Frauen verdienen sowohl bei der Syna als auch bei der Unia gleich viel für gleichwertige Arbeit wie Männer.

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