Französisch spricht Radovan Vitek (48) schon. Sollte der tschechische Multimilliardär und Mehrheitseigner der Bergbahn-Gesellschaft CMA im Walliser Skiort Crans-Montana einmal Schweizerdeutsch lernen, müsste man ihm als Erstes den Ausdruck «Figgi und Müli» beibringen. Er beschreibt Viteks Geschäftsprinzip.
Die Stilllegung der Seilbahnen vor einem Jahr, nur um der Fusionsgemeinde Crans-Montana zu zeigen, wer die Hosen anhat, ist ein Beispiel dafür. Der Brief vor zwei Wochen an die Gemeinde, in dem er 5 Millionen Franken fordert, um sein Parkhaus zu renovieren, ein zweites.
Jetzt legen Dokumente, die bisher geheim waren, einen noch viel grösseren Teil des Dramas frei. Die CMA-Minderheitsaktionäre, die drei Teilgemeinden Crans-Montana, Lens und Icogne hatten fünf Expertenberichte zu den Vorgängen rund um die Kapitalerhöhung 2016 erstellen lassen.
Verlust von 2,6 Millionen
Sie wollten diese unter Verschluss halten. Sechs Westschweizer Medien haben sie jedoch mithilfe des Öffentlichkeitsgesetzes herausbekommen und gestern den Inhalt publiziert.
Da ist zuerst die Kapitalerhöhung um 50 Millionen Franken im Jahr 2016, nach der Vitek 85 Prozent der Aktien besass. Gleichzeitig verschob der Milliardär die Firma CMA Immobilier (CMAI), welche die Parkhäuser und Restaurants in Crans-Montana besitzt, von seiner Holding CPI für einen überrissenen Preis in die CMA. Statt 5 Millionen zahlte CMA 35 Millionen Franken. Für die Gemeinden als Minderheitsaktionäre resultierte ein Verlust über 2,6 Millionen.
Bereut Vitek den Deal? Oder wie lässt es sich erklären, dass seine CPI die CMAI vergangenen Dezember zum genau gleich überhöhten Preis zurückkaufte? «Le Temps» spekuliert über die Absicht, zivilrechtliche Schritte zu verhindern – schliesslich sei der finanzielle Schaden so repariert.
Jetzt kommt der Staatsanwalt
Vitek selbst sagt nichts dazu, doch sein Adjutant Philippe Magistretti (63) bestreitet den Vorwurf: Es sei schlicht ein Fehler gewesen, die Restaurants und Parkhäuser unter dem gleichen Dach wie die Bergbahnen anzusiedeln.
Allerdings bleibt noch der strafrechtliche Weg, zum Beispiel eine Betrugsklage. Nur: Die Gemeinden wollen nichts davon wissen. «Für uns ist das Wichtigste, dass die Transaktion korrigiert worden ist», sagt David Bagnoud (48), Präsident von Lens und Gemeindevertreter im Verwaltungsrat von CMA.
Ist das glaubwürdig? Einer der Berichte beschreibt Vitek als «wirtschaftliche Lunge von CMA». Er könnte, verärgert durch eine Anzeige, den Geldhahn zudrehen – es wäre «Figgi» für die Gemeinden! «Müli» ist jetzt, dass sie Viteks Spiel mitspielen müssen. Das könnte zum Beispiel heissen, ihm die 5 Millionen für die Parkhaus-Renovation zu überweisen.
Doch da gibt es noch eine dritte Möglichkeit: «Es läuft eine Untersuchung zur Kapitalerhöhung und den Verkauf von Aktien im Zusammenhang mit den Bergbahnen von Crans-Montana», bestätigte der Walliser Staatsanwalt Nicolas Dubuis Mitte April gegenüber BLICK. Heisst, Vitek könnte doch noch vor Gericht kommen. Auch mit Milliarden kann man die Spielregeln nicht beliebig abändern.