Fussball-Talent Emil von Wattenwyl startet am PC durch
IT statt YB

Emil von Wattenwyl (19) war ein hoffnungsvolles Fussball-Talent und spielte beim Nachwuchs der Young Boys. Jetzt startet er als «Berufssportler» in der Informatik durch.
Publiziert: 25.07.2017 um 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:55 Uhr
IT statt YB
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Fussball-Talent Emil von Wattenwyl startet am PC durch:IT statt YB
Thomas Rickenbach

Er fällt auf. Nur schon wegen seiner bläulich gefärbten Haare. Emil von Wattenwyl (19) aus Kehrsatz BE startet für die Schweiz bei den WorldSkills in Abu Dhabi in der Disziplin Webdesign.

An seinem Pult beim Solothurner Alarmübertragungs-Unternehmen Sitasys wähnt man sich zwar eher im Gamer-Umfeld: Die Tastatur leuchtet grün, die Maus ist eine Spezial-Edition. Ein typischer Computer-Nerd?

Er widerspricht mit keinem Wort: «Ich bezeichne mich manchmal selbst so, aber nicht im negativen Sinn. Ein Nerd ist jemand, der etwas extrem gerne macht und darin auch relativ gut ist.» Aber, er weiss es selbst, so ganz typisch ist er doch nicht.

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Kanns noch: Emil von Wattenwyl jongliert vor dem Stade de Suisse mit dem Ball.
Foto: Karl-Heinz Hug

«Du spinnst doch!»

Als Emil Ende der 90er-Jahre zur Welt kommt, setzt sich das Internet gerade im grossen Stil durch. Doch er macht sich gar nichts draus, ist eher der Sportler, oft draussen, baut gerne Baumhäuser. «Wenn man mir vor fünf Jahre gesagt hätte, dass ich für die Schweiz im Webdesign an eine Berufs-WM gehe? Ich hätte geantwortet: Du spinnst doch!»

Den Buben Emil von Wattenwyl interessiert vor allem etwas: Fussball. «Ich habe fast mein ganzes Leben lang Fussball gespielt», erinnert sich der Spross der bekannten Berner von-Wattenwyl-Familie. Mit sieben Jahren tritt er dem FC Belp bei, später wird er von den Young Boys rekrutiert, was beweist: Sein Talent fiel auf.

Teamkollege von Obexer

Emil spielte im Mittelfeld. «Ich war weniger der Kämpfer, mehr der Stratege.» Wenn man seinen Namen im Internet sucht, findet man immer noch rasch sein Spielerprofil auf einer Fussball-Fach-Site.

Im selben Nachwuchs-Team spielte damals auch Stürmer Kwadwo Duah (20), derzeit von YB an Winterthur verliehen. Oder Aussenverteidiger Linus Obexer (20), aktuell von den Bernern an Xamax vergeben. «Beim Europacup-Spiel, an dem Obexer sein Debüt für YB gab, war ich zufälligerweise sogar im Stadion», erinnert sich von Wattenwyl. Damals wusste er schon, dass er an die WorldSkills kann.

Mit Beginn der Lehre hat das Interesse am Programmieren jenes am Fussball abgelöst. Auch wenn er auf dem Platz vor dem Stade de Suisse zeigt, dass er immer noch gut mit dem Ball umgehen kann. Seine Geschichte zeigt auch, dass Berufstalente in der Schweiz immer ihren Weg gehen können.

Die Schweizer Berufsnati

Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.

Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.

Alle Hindernisse überwunden

Hindernis 1 war die Schule: «Da geht es eher um Wissensvermittlung, ich wollte jedoch immer ausprobieren, kreieren.» Emil reüssierte nicht. Hindernis 2: der Einstieg in die Berufswettkämpfe. «Ich hatte mich für die regionalen Meisterschaften als Applikationsentwickler angemeldet, musste aber krank absagen und hatte mit dem Thema schon abgeschlossen.»

Einige Wochen später erhielt er einen Anruf, er könne im Webdesign direkt an den Schweizer Meisterschaften teilnehmen. «Warum nicht? Das mache ich», habe er gesagt. Dann kam aber die Angst, dort keine Chance zu haben. Beinahe hätte von Wattenwyl einen Rückzieher gemacht. Umso grösser war die Überraschung, als er 2015 Vize-Meister wurde.

2016 wurde von Wattenwyl erneut Zweiter an den Schweizer Meisterschaften. Danach war er klar: Er darf nach Abu Dhabi. Wenn er dort auch Zweiter wird, werden alle jubeln. Dann lässt sich auch sagen: In seiner Zeit bei YB hat er gelernt, Vize-Meister zu werden.

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