Foodwaste-Wahnsinn bei Coop - Mitarbeiter packen aus
Um 18.30 Uhr gebacken, um 19 Uhr im Kehricht

Dass braune Bananen nicht gekauft werden und darum im Abfall landen, ist auch die Schuld der Konsumenten. Anders beim Brot, das massenweise im Abfall landet: Hier verdonnert Grossverteilerin Coop die Mitarbeiter beinahe dazu, Müll zu produzieren. Auch das Schweizer Model Tamy Glauser ärgert sich darüber.
Publiziert: 22.08.2017 um 15:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:50 Uhr
«Noch vor Ladenschluss!»: Model Tamy Glauser hielt fest, wie im Coop Maisbrötli im Kübel landeten.
Foto: Screenshot/Twitter
Flavio Razzino

Der Fall erzürnte die Menschen: Coop wirft essbare Bananen weg, sobald sie ein paar braune Flecken haben. «So etwas ist eine himmeltraurige Verschwendung», sagt BLICK-Leser Stefan Christen, der im Coop Fischmärt in Basel einen Abfallwagen voller guter Bananen fotografiert hat.

Coop verteidigt den Foodwaste: Sie sei gezwungen, Bananen mit braunen Zuckerflecken aus dem Verkauf zu ziehen, weil die Konsumenten sie schlicht nicht kauften. Deswegen gäben einige Filialen solche Produkte auch an gemeinnützige Organisationen weiter.

Beim Brot ist alles noch viel schlimmer

Beim Brot ist die Verschwendung noch viel grösser, wie Mitarbeiter berichten.

«Frisches Brot bis Ladenschluss!» – damit wirbt Coop und löst dieses Versprechen meistens auch ein: In den Brotregalen findet sich zu jeder Zeit frisches Brot.

Damit das gelingt, backen Mitarbeiter sogenannte Teiglinge in grossen Backöfen direkt im Laden auf. Dabei haben sie sich an strenge Vorgaben zu halten, wie ehemalige Coop-Mitarbeiter zu BLICK sagen.

Weil sie ein wenig braun sind: Auch Bananen landen abends im Müll.

Verlangt wird Warendruck

So müssten die Rayonverantwortlichen nicht nur ganztags für ein breites Angebot sorgen – vom Fünf-Korn-Brot bis zum russischen Zopf soll permanent alles erhältlich sein. Es werde auch als Vergehen angesehen, wenn eine halbe Stunde vor Ladenschluss das Brotregal leer sei.

«In so einem Fall müssen wir Brot aufbacken, auch wenn wir wissen, dass wir es 30 Minuten später wegwerfen müssen», sagt eine Coop-Mitarbeiterin aus dem Kanton Thurgau. Und sie muss dabei für «Warendruck» sorgen. Das heisst: Die Brotregale müssen «breit gefüllt werden», es reicht also nicht aus, lediglich vier, fünf Brote zu backen.

«Wir sind quasi gezwungen, Müll zu produzieren»

Trotz dieser Vorgabe sei es den Mitarbeitern aber verboten, Brot kurz vor Ladenschluss vergünstigt zu verkaufen. Auch dürfe das Brot nicht am nächsten Tag verkauft werden.

«Wir sind quasi gezwungen, abends Müll zu produzieren», bringt es eine Mitarbeiterin einer Zürcher Coop-Filiale auf den Punkt.

Der Druck, den Slogan «Ofenfrisch bis Ladenschluss» umzusetzen, komme von den regionalen Verkaufsleitern. «Die besuchen uns gerne auch mal kurz vor Ladenschluss und kontrollieren dann, ob es noch genügend Brot in den Regalen hat», sagt eine weitere Coop-Mitarbeiterin zu BLICK. Hat es zu wenig, gibt es eine Rüge.

Prominentes und engagiertes Paar: Tamy Glauser, Domi Rinderknecht.
Foto: Joseph Khakshouri

Tamy Glauser filmte Foodwaste

Auch das mit Ex-Miss Schweiz liierte Model Tamy Glauser (32) nervt sich übers weggeworfene Brot bei Coop. Kürzlich dokumentierte sie per Handykamera, wie in der Zürcher Filiale im Letzipark Brötli bereits um 19.40 Uhr im Kübel landeten: «Coop schmeisst noch vor Ladenschluss frische Ware weg!! Schlimm!!! Da müsste es doch eine bessere Lösung geben @coop_ch?!», schrieb sie auf Twitter.

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«Wir können die Menge sehr genau berechnen»

Coop verteidigt seine Brotpraxis. Gerade dank der Backöfen in den Läden könne dafür gesorgt werden, dass weniger Brot entsorgt werden müsse.

«Wir können flexibler darauf reagieren, ob wir nochmals aufbacken müssen oder nicht», sagt Coop-Sprecher Urs Meier zu BLICK.

Er bestätigt aber, dass es eine Vorgabe sei, bis Ladenschluss frisches Brot anzubieten. «‹Frisches Brot bis Ladenschluss› gilt bei uns aber nicht für das ganze Sortiment, sondern für eine Auswahl der beliebtesten Brote. Die nötige Menge können wir sehr genau berechnen», sagt Meier weiter.

Viel überschüssiges Brot gebe es jedoch nicht. «Es bleibt nach Ladenschluss nicht mehr übrig als in einer Dorfbäckerei.» Was übrig bleibe, werde zu Biogas oder Tierfutter verwertet.

Auch im vom Tami Glauser entlarvten Fall gelobte Coop Besserung: «War ein Fehler der Filiale, sorry! Wir machen eine Nachschulung.»

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