Flucht in James-Bond-Manier
Ex-Autochef Carlos Ghosn in Kontrabass-Koffer aus Hausarrest in Japan geschmuggelt?

Es hört sich wie ein Agententhriller an. Ex-Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn ist in der Neujahrsnacht aus Japan in den Libanon geflüchtet. Trotz Ausreiseverbot und Hausarrest gelang Ghosn kurz vor seinem Prozess die Flucht – vermutlich in einem Kontrabass-Koffer.
Publiziert: 02.01.2020 um 05:37 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2020 um 07:34 Uhr
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Sicherheitskräfte vor dem Haus in Beirut, in dem Carlos Ghosn vermutet wird.
Foto: Keystone

Ex-Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn ist womöglich in einem Kontrabass-Koffer aus Japan geschmuggelt worden. Das spekuliert der libanesische Nachrichtensender MTV. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht, doch offenbar hat sich eine Gruppe Paramilitärs bei einer Dinner-Party als Musiker ausgegeben und den angeklagten Ex-Automanager in filmreifer James-Bond-Manier in dem Instrumentenkasten aus dem Haus geschmuggelt. Ein Kontrabass ist etwa 1,80 Meter hoch. Ghosn selber ist nicht gross gewachsen. In einem speziell angefertigten Koffer dürfte er durchaus Platz gehabt haben.

Anschliessend soll sich der einstige Spitzenmanager, der seit seine Haftentlassung auf Kaution unter strengen Auflagen lebte, per Privatjet via Istanbul nach Beirut abgesetzt haben. Ob mit echten oder gefälschten Papieren, bleibt ein Rätsel. Japan hätte ihm die Ausreise nie erlaubt, die libanesischen Behörden dagegen sprechen aber von einer legalen Einreise. Eine offizielle Stellungnahme Tokios steht noch aus.

Ghosn (65) war in Japan einst als Star gefeiert worden. Er schmiedete die Renault-Nissan-Allianz und verhalf dem japanischen Autobauer aus der Krise. 2018 wurde der gebürtige Brasilianer wegen Bilanzfälschung verhaftet. Nach 100 Tagen hinter Gitter kam er gegen Kaution frei. Im April sollte der Prozess beginnen.

Im Libanon «frei» und «sehr glücklich»

Nach seiner Flucht hatte Ghosn erklären lassen, er sei vor «Ungerechtigkeit und politischer Verfolgung» geflohen. Er wolle «nicht länger von einem manipulierten japanischen Justizsystem als Geisel gehalten werden». Selbst Kontakt zu seiner libanesischen Frau Carole war ihm verboten gewesen. Erst kürzlich wurden dem Paar kurze Videochats erlaubt.

Nach Japan zurückkehren kann Ghosn nicht. Dort droht ihm zwingend Haft. Doch in Beirut, wo Ghosn aufwuchs, braucht sich dieser keine Sorgen zu machen. Der staatliche libanesische Sicherheitsdienst erklärte, es gebe keine Gründe für eine strafrechtliche Verfolgung Ghosns.

Wie libanesische Medien berichten, sei der frühere Top-Manager zusammen mit seiner Frau, «frei» und «sehr glücklich». (kes)

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