Finma hat entschieden
Ausnahme für Schmolz+Bickenbach-Grossaktionär Haefner

Schmolz + Bickenbach kämpft um die Existenz. Vor einer Woche haben sich die Aktionäre auf eine Kapitalerhöhung verständigt. Jetzt spricht die Finma einen wichtigen Entscheid.
Publiziert: 09.12.2019 um 07:40 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2019 um 09:00 Uhr
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Die Finma hat gesprochen: Das Urteil in Sachen Schmolz + Bickenbach ist da.
Foto: PHILIPP ZINNIKER

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat das lange erwartete Urteil in Zusammenhang mit dem Sanierungsplan bei Schmolz + Bickenbach gesprochen. Die Behörde genehmigt die Ausnahme von einem Pflichtangebot. Das Urteil ist ein Erfolg für Grossaktionär Martin Haefner (66) und den kriselnden Stahlkocher aus Luzern.

Wie Schmolz + Bickenbach in einer Medienmitteilung am Montagmorgen bekannt gab, wurde die Ausnahme unter einer Auflage erteilt. Demnach muss der Grossaktionäre und Amag-Besitzer Haefner und seine BigPoint Holding Ende 2024 doch noch ein Pflichtangebot machen, sollte ihr Anteil dann über dem Grenzwert von 33,3 Prozent der Stimmrechte liegen. Das Unternehmen zeigt sich zufrieden mit dem Finma-Entscheid.

Hintergrund des Urteils ist eine Kapitalerhöhung. Um den angeschlagenen Industriebetrieb zu sanieren, haben sich die beiden Hauptaktionäre Haefner und Viktor Vekselberg (62) auf eine Finanzspritze verständigt. Der Deal kam in letzter Minute zustande.

Schmolz + Bickenbach: Einigung in letzter Minute
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Kapitalerhöhung:Schmolz + Bickenbach: Einigung in letzter Minute

Angst vor Sanktionen

Der Rettungsplan sieht vor, dass Haefner 325 Millionen Franken einschiesst. Damit erhöht er seinen Aktienanteil auf 37,5 Prozent. Das sind 20 Prozent mehr als vorher. Per Gesetz wäre Haefner deshalb gezwungen, den übrigen Aktionären ein Mindestangebot zu machen. Haefner lehnte das aber ab. Der 66-Jährige hat eine Ausnahme von der Regel beantragt.

Haefner fürchtet einerseits, dass ihn der Deal teuer zu stehen kommt. Andererseits kann er es sich nicht leisten, in die Nähe von Vekselberg gerückt zu werden. Dieser untersteht US-Sanktionen. Sollte Haefner auch nur in den Verdacht zu kommen, Vekselberg bei der Umgehung dieser Sanktionen zu helfen, hätte das ernste Konsequenzen für das Geschäft der Amag.

Schützenhilfe von Verband und Politikern

Trotz aller Bedenken hat die Übernahmekommission vor zwei Wochen gegen Haefner entschieden. Das Unternehmen Schmolz + Bickenbach sprach seinerzeit von einem «krassen Fehlentscheid» und legte Rekurs ein. Das heute gesprochene Finma-Urteil ist das zweitinstanzliche Verdikt.

Der Verband Swissmem hat Schmolz + Bickenbach unterstützt. Rückendeckung erhielt der Stahlkocher auch von der Luzerner Kantonsregierung und von Luzerner Parlamentariern. Diese intervenierten sowohl bei Wirtschaftsminister Guy Parmelin wie auch bei Ueli Maurer, in dessen Finanzdepartement die Zuständigkeit über die Finma fällt. Sie lobbyierten für eine Ausnahme von der Regel. Und waren offenbar erfolgreich. (ise/jfr)

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