Foto: Philippe Rossier

Familie und Beruf kombinieren
Diese Frauen machen für Kinder ein Büro auf

Der Spagat zwischen Familie und Job belastet vor allem Frauen. Diese vier Zürcherinnen nehmen das Problem selbst in die Hand und schaffen das Arbeitsmodell der Zukunft: einen flexiblen Arbeitsplatz mit Kinderbetreuung.
Publiziert: 27.03.2019 um 23:27 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 11:10 Uhr
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Sarah Steiner (h. l.), Julia Bochanneck (h. r.), Diana Wick (v. l.) und Klara Zürcher schaffen das Arbeits- und Betreuungsmodell der Zukunft.
Foto: Philippe Rossier
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

Sarah Steiner (35) lehnt sich nach vorne und sagt: «So viele Eltern kommen jedes Mal nudelfertig bei der Arbeit an!» Der Grund: der Spagat zwischen Beruf und Familie. Denn trifft sie bei der Arbeit ein, hat sie ihre viereinhalbjährige Tochter bereits angezogen, in die Kita gebracht, dort zurückgelassen – und musste am Ende noch hetzen, um rechtzeitig im Büro zu sein.

Dieser tägliche Stress ist ein Grund, weshalb die Wirtschaft viele talentierte Frauen verliert. Denn obwohl es heute mehr Kitas gibt, sind die Strukturen in den Unternehmen oft veraltet. Und unflexibel.

Flexibilität ist eines der Schlüsselwörter

Statt sich darüber zu ärgern, hat Steiner zusammen mit drei weiteren Frauen nach einer Lösung gesucht. «Wir sind allesamt Mütter, die der mangelnden Flexibilität im Berufsleben, die man in diesem Land mit einem kleinen Kind hat, ausgesetzt sind», sagt Steiner. Nun wollen sie nichts Geringeres, als das Arbeits- und Betreuungsmodell der Zukunft schaffen. Ihr Business heisst Tadah und ist ein Ort, an dem die Mutter arbeitet und das Kind nebenan betreut wird. Kurz: ein Coworking Space mit Kinderbetreuung. Coworking ist ein Trend, bei dem sich unterschiedliche Leute ein Büro teilen. Mobile Arbeitsplätze werden immer beliebter, das Angebot auch in der Schweiz immer grösser. Für Steiner und ihre Kolleginnen die perfekte Lösung, um die Unflexibilität der Kitas zu durchbrechen.

Denn manchmal seien eben nur drei Stunden nötig, um ein Projekt zu beenden, sagt Steiner. Doch in der Kita kann man das Kind nur tageweise abgeben. Hinzu kommt die vereinfachte Logistik. Kein Hin- und Herrennen zwischen Arbeitsplatz und Kita. Businesspartnerin Julia Bochanneck (35) sieht noch einen weiteren Vorteil, wenn die Kita nebenan ist: «Meine Tochter ist vier Monate alt, ich will wieder arbeiten und gleichzeitig stillen.»

In der Schweiz gibt es gemäss der Arbeitskräfteerhebung über eine halbe Million arbeitende Mütter. Steiner und Co. befragten 400 Mütter. Das Ergebnis: 93 Prozent würden einen solchen Arbeitsplatz in Anspruch nehmen, und die Hälfte würde ihr Pensum erhöhen, wenn ihre Arbeitgeber ihnen diese Möglichkeit bieten würden.

Auch Unternehmen sind an Plätzen interessiert

Die Unternehmen sind hellhörig geworden. Steiner sagt: «Wir haben grosse Firmen, die sehr an unserem Modell interessiert sind.» Mit dem Kombi-Angebot starten die vier Frauen in Zürich-Albisrieden. 30 Arbeits- und 30 Betreuungsplätze sind geplant. «Wir haben professionelle Kinderbetreuung, es soll so nah wie möglich an eine Kita herankommen», sagt Steiner. Die ausgebildeten Kinderbetreuerinnen werden von Studenten und Pensionierten unterstützt. Sie hätten zwar keine subventionierten Plätze, doch das Angebot soll auch für weniger gut verdienende Eltern zugänglich sein.

Ab 1. September gibt es das Kombi-Paket. Damit noch mehr Eltern von der Idee hören, starten die vier morgen auf der Plattform Wemakeit eine Crowdfunding-Kampagne. Als einer der Investoren meinte, ob es nicht seriöser wäre, wenn alle vier 100 Prozent an dem Projekt «Tadah» arbeiten würden, meinten diese: «Eben genau nicht. Es geht ja um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.»

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