Mit Zigi-Alternativen versuchen Tabakkonzerne, sich in ein gutes Licht zu rücken. Weniger Schadstoffe sollen die Produkte wie «Iqos» (Philip Morris), «Glo» (British American Tobacco) oder «Ploom» (Japan Tobacco) verursachen (BLICK berichtete).
Doch Experten sind skeptisch: «Aussagekräftige Studien fehlen», sagt Thomas Beutler (38), Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention, der Dachorganisation zur Förderung des Nichtrauchens in der Schweiz.
Für ihn ist klar: «Konsumenten, die heute solche Produkte konsumieren, sind Versuchskaninchen.» Beutler geht davon aus, dass die Tabakindustrie die Risiken kennt. Doch: «Es ist fraglich, ob die Industrie transparent kommuniziert.»
Schädliche Stoffe
«Ploom» ist erst ab Montag erhältlich. Darum fehlen unabhängige Studien. Philip Morris dagegen hat das «Heat-not-burn»-Produkt «Iqos» bereits 2015 lanciert. Die Universität Bern konnte es unter die Lupe nehmen. Resultat der Kurzanalyse: Obwohl der Tabak nicht verbrannt wird, entsteht durch das Erhitzen auf 350 Grad ein Rauch, der gesundheitsschädliche Stoffe enthält. Allerdings sind die Werte geringer als bei einer konventionellen Zigarette.
Die Tabakmultis kamen erst vor ein paar Jahren auf die Idee, die Zigarette unter Strom zu stellen. E-Zigaretten aber gibt es bereits seit 2003. Die Zigi, bei der eine Flüssigkeit verdampft und inhaliert wird, wurde in mehreren, unabhängige Studien untersucht. «Es kann davon ausgegangen werden, dass E-Zigaretten weniger schädlich sind als normale Zigaretten», sagt Beutler.
Allerdings gibt er keine uneingeschränkte Empfehlung für die Dampf-Zigi ab. «Wenn jemand mit dem Rauchen aufhören will, empfehlen wir zuerst Nikotinersatzpräparate oder rezeptpflichtige Medikamente.» Nur wenn alles nichts bringt, kommt die E-Zigarette zum Zug. Auch hier hat Beutler Bedenken: «Fragen bleiben offen. Wir wissen etwa nicht, wozu die Flüssigkeit in der Lunge langfristig führen kann.»
Kein Einführungsverfahren
Die Tabak-Konzerne haben bereits heute weitere, neuartige Produkte in der Pipeline. Künftig dürften also weitere Zigi-Alternativen bei uns auf den Markt kommen. Das geht ohne grosses Tamtam. «Bei den Zigaretten-Alternativen gibt es kein Einführungsverfahren, wie es etwa bei Medikamenten üblich ist», kritisiert Beutler.
Die Tabakkonzerne wissen das natürlich. Nicht aus Goodwill verkaufen sie Zigi-Alternativen häufig zuerst in der Schweiz. Grund ist vielmehr die liberalen, raucherfreundlichen Gesetze.