Während der Franken im Vergleich zum Euro gerade wieder in die Höhe schnellt, meldet das Staatssekretariat für Wirtschaft, dass die Frankenstärke nicht mehr als Begründung für Kurzarbeitsentschädigung akzeptiert werde: Die Währungssituation habe sich deutlich entspannt, so das Seco am Donnerstag.
In wenigen Tagen ist der Euro von 1.20 auf 1.15 Franken gefallen. Und es gibt gute Gründe, warum die Talfahrt weitergehen könnte. Thomas Stucki (55), Chefinvestor der St. Galler Kantonalbank, hält es für wahrscheinlich, dass die Schweizerische Nationalbank wieder an den Devisenmärkten eingreifen und Euro kaufen muss.
Tatsächlich weisen zentrale Indikatoren in den grössten Volkswirtschaften Europas nach unten. Die Arbeitslosenquoten in Spanien, Italien und Frankreich sind verheerend.
Zudem zeigt der Trend der Börsenkurse in vielen Ländern nach unten, was darauf hindeutet, dass der Konjunkturmotor ins Stottern geraten könnte.
Da ist es alles andere als hilfreich, wenn US-Präsident Donald Trump auch noch Strafzölle für Stahl und Aluminium aus Europa verordnet und mit weiteren droht, etwa auf Autoimporte.
Der neue Protektionismus könnte den Weg bereiten für einen Handelskrieg zwischen dem Alten und dem Neuen Kontinent.
Reto Föllmi, Professor für Aussenwirtschaft an der Universität St. Gallen, glaubt nicht, dass es so weit kommt. Er hält es für wahrscheinlich, dass es dem früheren Immobilienhai Trump nur um einen guten Deal geht. Wenn man weiss, dass Europa derzeit leicht höhere Zölle verlangt als die USA, erscheint diese These mehr als plausibel.
Besonders gravierend in der Liste der Warnzeichen ist die hohe Verschuldungsquote von Italien. Sie schränkt den Handlungsspielraum der Regierung in Rom schmerzlich ein. Dabei wären Investitionen dringend nötig, etwa in ein neues Bildungssystem: In Italien werden den jungen Leuten nicht die richtigen Kompetenzen vermittelt, um im Arbeitsleben rasch Fuss fassen zu können. Das zeigt sich an einer Quote der Jugendarbeitslosigkeit, die gegenwärtig bei 37 Prozent liegt.
Sehr viel Geld versickert zudem in der Umverteilung von Steuergeldern vom Norden in den Süden Italiens. Weil niemand dafür sorgt, dass diese Mittel sinnvoll eingesetzt werden und nicht in kriminellen Strukturen des Mezzogiorno landen.
Es ist fraglich, wie das dem neuen Kabinett angesichts eines überdimensionierten Staatsapparats gelingen soll, in dem immer noch der Nepotismus regiert: Wenn es um einen Job beim Staat geht, ist es oft wichtiger, Bruder, Sohn oder Cousine zu sein als tatsächlich qualifiziert.
Und natürlich werden Idioten an den Schalthebeln der Macht eine Ausweitung der Eurokrise nicht verhindern können.
(1) Schulden in Prozent der Wirtschaftskraft (2) Entwicklung der Börsenkurse (Leitindex) seit Anfang 2018 in Prozent (3) Zinssatz, den die Banken ihren besten Firmenkunden für Kredite verrechnen