Der Jet d’eau mit seiner 140 Meter hohen Wasserfontäne, der Hauptsitz der Uno und eine Flasche Gamay – Genf ist einen Ausflug wert. Nehmen Sie aber besser den Zug! Denn Genf ist auch die Hochburg der Autodiebe, wie eine Auswertung zeigt. Mit 1687 Fahrzeugen hat sich Genf im Jahr 2015 an die Spitze der Statistik geklaut, über 30 Fahrzeuge wechseln pro Woche
ungeplant den Besitzer.
Autoklau-Silber geht an Zürich (343 Fahrzeugdiebstähle), Bronze holt sich Lausanne (337). Verglichen mit der Einwohnerzahl bleibt Genf (3,5 Diebstähle pro 1000 Einwohner) das Schlaraffenland für Diebe. Bei Deutschschweizer Autoknackern ist Solothurn besonders beliebt. Auch Basel, Bern und der Oberaargau werden von den Dieben oft heimgesucht, während im Kanton Glarus und in den beiden Appenzell Autos auch unabgeschlossen kaum angetastet werden.
Wann Diebe am häufigsten zuschlagen, überrascht nicht: In den Nachtstunden und am frühen Morgen haben sie Hochkonjunktur. Besonders lieben sie deutsche Marken. VW, BMW, Audi und Mercedes-Benz belegen die ersten Plätze, wie eine Auswertung des Versicherers Axa Winterthur ergibt.
Überproportional oft geklaut werden Luxuskarossen. Bentley werden rund viermal so häufig entwendet wie Durchschnitts-Autos, Porsche rund dreimal so oft.
Aber nicht nur Autos werden gestohlen. Die Diebe haben es auch auf Einzelteile abgesehen. «Gerade Räder mit teuren Felgen sind beliebt», schreibt Axa.
Und wie gehen die Gauner vor? Alte Fahrzeuge werden klassisch durch Einschlagen der Scheibe und Manipulation des Zündschlüsselkontakts entwendet, erklärt die Kantonspolizei Bern. Aber es seien auch Fälle bekannt, bei welchen «die Sicherungssysteme der neueren Fahrzeugtypen durch Zuhilfenahme von spezifischen elektronischen Geräten überlistet wurden». Besonders elektronische Schlüssel, sogenannte Keyless-Systeme, haben es in sich. Diese Technologie bietet dem Besitzer zwar Komfort – das Fahrzeug erkennt ihn von sich aus und öffnet automatisch das Schloss –, macht es Dieben aber einfach. 24 Autotypen hat der Mobilitätsklub TCS getestet, alle konnten mit einer Funk-Falle geknackt werden. Diese lässt sich mit wenig Aufwand und Kosten stellen: Der Dieb folgt einfach dem Schlüsselbesitzer mit einer versteckten
Antenne, die das Schlüsselsignal über längere Distanz zum Auto weiterleitet. Ein Komplize wartet beim parkierten Auto und stiehlt es, sobald die Luft rein ist.
Mit etwas Vorsicht kann das Diebesleben aber erschwert werden. Der TCS empfiehlt, Keyless-Systeme auszuschalten. Zusätzlich kann das Fahrzeug mit einer GPS-Alarmanlage nachgerüstet werden, die einen Diebstahl sofort aufs Handy meldet. Werden diese Tipps beachtet, endet der Besuch in Genf eher nicht auf einem Polizeiposten.