Neuer Raiffeisen-Präsident
«CEO Patrik Gisel hat unser vollstes Vertrauen»

Die Affäre um den gefallenen Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz spitzt sich zu. Im Verwaltungsrat der drittgrössten Schweizer Bank kam es zum Eklat: Präsident Johannes Rüegg-Stürm trat gestern zurück. Heute informiert sein interimistischer Nachfolger Pascal Gantenbein die Medien zum Eklat.
Publiziert: 08.03.2018 um 19:14 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:40 Uhr
Raiffeisen erklärt den Abgang von VR-Präsident Rüegg-Stürm
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Ulrich Rotzinger

Knall bei den Genossenschaftern der Raiffeisen-Gruppe: Präsident Johannes Rüegg-Stürm (57) tritt zurück. Er verlässt den Verwaltungsrat der drittgrössten Schweizer Bank per sofort. Das geht aus einer Mitarbeiter-Information hervor, die am Donnerstag um 19 Uht im Raiffeisen-Imperium verschickt wurde. Heute um 10.30 Uhr lädt Raiffeisen zur Medienkonferenz. BLICK ist vor Ort und berichtet live.

«Mit dem Rücktritt übernimmt der langjährige Verwaltungsratspräsident Verantwortung», heisst es im Schreiben. Es sei ein «wichtiger Schritt, um die ­Glaubwürdigkeit von Raiffeisen Schweiz langfristig zu erhalten».

Damit spitzt sich die Affäre Pierin Vincenz (61) zu. Der Ex-Raiffeisen-Chef sitzt seit über einer Woche in U-Haft. Der Vorwurf der Zürcher Staatsanwaltschaft wiegt schwer: ungetreue Geschäftsbesorgung und Betrug. Vincenz bestreitet diese Vorwürfe. Von dem gewichtigen Abgang an der Spitze der Genossenschaftsbank hat der frühere Raiffeisen-König mit Sicherheit nichts mitbekommen.

Entscheid fiel in Berner Luxushotel

BLICK weiss: Der Entscheid zur sofortigen Absetzung Rüegg-Stürms – er hatte bei der Aufsichtspflicht und Kontrolle versagt – fiel im Berner Nobelhotel Bellevue. Seit zwei Tagen debattierten dort der Verwaltungsrat und die Geschäftsführer samt Raiffeisen-CEO Patrik Gisel (55). Letzterer sei es auch gewesen, der nach seinem einstigen Freund Vincenz nun auch dem Präsidenten Rüegg-Stürm das Messer in den Rücken ge­stossen habe, berichten Insider.

Interessant: Noch vor wenigen Tagen beteuerte Rüegg-Stürm, sich den Delegierten an der Versammlung am 16. Juni für zwei weitere Jahre als Präsident zur Wiederwahl zu stellen. Er schloss einen Rücktritt ebenso aus wie Raiffeisen-CEO Gisel.

Gestern jedoch berichtete der «Tages-Anzeiger» mit Verweis auf mehrere Quellen, dass Rüegg-Stürm im Juni nicht mehr zur Wiederwahl antrete. Die Situation erfordere den Einsatz eines Vollzeit-Präsidenten. Der HSG-Professor kam 2008 ohne Bankerfahrung zu Raiffeisen. Für sein 50-Prozent-Pensum bezieht er 480 000 Franken im Jahr.

Johannes Rüegg-Stürm, Präsident des Verwaltungsrats der Raiffeisen Bank, kann dem Druck in der Vincenz-Affäre nicht mehr standhalten und verlässt das Gremium per sofort.
Foto: Zvg

Der abgesägte Präsident war für BLICK nicht zu sprechen. Seine Frau sagte am Telefon, ihr Mann wolle bei der Arbeit nicht gestört werden.
Andere angegangene Raiffeisen-Verwaltungsräte, zum Beispiel Unternehmer Franco Taisch (58), mauerten. Haben sie Angst, wie jetzt Rüegg-Stürm durch Raiffeisen-CEO Gisel abgesägt zu werden?

«Unbelastete Persönlichkeit»

Jetzt wird Pascal Gantenbein (48) das Präsidium übernehmen, wie die Raiffeisen mitteilt. Er sei eine Interimslösung. Der Professor für Finanzmanagement an der Universität Basel sitzt seit einem Jahr im Raiffeisen-Verwaltungsrat und ist auch Mitglied des Prüf- und Risikoausschusses. Gantenbein sei eine «unbelastete Persönlichkeit» für einen Neuanfang.

Für den Neuanfang schlägt die Bank zwei neue Mitglieder für den Verwaltungsrat vor: den Wirtschaftsprüfer und Bankexperten Rolf Walker (55) und den Unternehmer Thomas Rauber (52). Sie ersetzen die beiden austretenden Verwaltungsräte Edgar Wohlhauser und Werner Zollinger (59).
Bis 2020 scheiden aufgrund der Amtszeitbeschränkung neun der zwölf Mitglieder aus dem Gremium aus.Fast alle sind seit der Ära Vincenz dabei. Rüegg-Stürm mache mit seinem Rücktritt den Weg frei für eine grundsätzliche Erneuerung des Verwaltungsrats, heisst es vielsagend.

Sicher ist damit: Es werden weitere Köpfe rollen.

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