Über 65'000 Personen, vor allem Frauen, arbeiten in der Schweizer Reinigungsbranche. Viele Tausend davon schuften in der Hotellerie. Hier sind die Anstellungsbedingungen besonders prekär. Vor einem Jahr schlugen vier Raumpflegerinnen im BLICK Alarm: Ihnen würde nicht die angemessene Zeit gewährt, die Hotelzimmer sauber zu putzen. «Und die Chefs wollen, dass es noch schneller geht. Wir Hotelputzfrauen sind am Anschlag», berichteten die Putzfrauen im Gespräch mit BLICK.
Die Frauen, die die Missstände anprangern, waren nicht bei den Hotels selbst, sondern beim Subunternehmen Burkhard & Partner aus Rapperswil-Jona SG angestellt. Die Reinigungsfirma wies damals alle Vorwürfe zurück.
Heute knapp ein Jahr später trifft BLICK abermals Frauen, die bis vor kurzem für das St. Galler Unternehmen gearbeitet haben. Geändert hat sich offenbar nichts. «Weder haben wir genug Zeit, noch stellt man uns genügend Material zur Verfügung, um die Hotelzimmer richtig zu putzen», bestätigt die 53-jährige Dolores V.*, die für das Subunternehmen im Sheraton die Zimmer fegte.
Dann setzte es die Kündigung
Ihre Kollegin, die 50-jährige Inocencia F.*, sagt: «Der Arbeitsplan hat fast täglich geändert. Wir konnten weder unser Privatleben noch unsere Deutschkurse richtig planen.» Beide Putzfrauen sind spanische Migrantinnen. Lohn: 18.80 Franken die Stunde. Als sich die beiden Frauen an die Gewerkschaft Unia wandten und auf die Missstände hinwiesen, erhielten sie nach eigenen Angaben die Kündigung.
Das Problem in der Reinigungsbranche: Grosse Hotelketten wie Marriott vergeben Putzaufträge an Subunternehmen. Diese tragen einen ruinösen Preiskampf auf dem Buckel der Putzfrauen aus. «Wir sind zum Spielball der Unternehmen geworden», sagt Dolores V. Weil die Buchungen in den Hotels schwanken, ist die Fluktuation in dieser Branche besonders hoch.
Die Reinigungsfirma Burkhard & Partner weist die Vorwürfe zurück. «Es gibt keinen Grund, zur Arbeitssituation erneut Stellung zu nehmen. Die Darstellungen der Frauen treffen nicht zu und sie werden in aller Form zurückgewiesen», lässt sie über einen Anwalt ausrichten.
* Namen geändert