Showdown im Migros-Turm am Zürcher Limmatplatz. Am Samstag küren die Delegierten entweder Jeannine Pilloud (54) oder Ursula Nold (49) zur neuen Präsidentin des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB). Nold, die Präsidentin der Migros-Delegiertenversammlung, oder Pilloud, die Ex-SBB-Personenverkehrschefin. Letztere schien die Wahl bereits so gut wie in der Tasche zu haben. Die Migros hatte sie als offizielle Kandidatin aufgestellt.
Kurz vor der Wahl hat sich das Blatt zugunsten der Pilloud-Rivalin und Kampfkandidatin Nold gewendet. Jetzt bekennen prominente Ex-Migros-Chefs Farbe für Nold!
So der ehemalige Migros-Chef Anton Scherrer (77), der von 2001 bis 2005 die Geschicke des orangen Riesen lenkte. «Wer die Migros-Verwaltung erfolgreich führen will, muss kontaktfreudig und überzeugend sein, muss Niederlagen sportlich und mit demokratischem Verständnis einstecken können. Ursula Nold kann das», sagt Scherrer zu BLICK. «Sie hat es über Jahre als Präsidentin der Delegiertenversammlung der Migros überzeugend bewiesen.»
Ehemalige Delegierte schiessen gegen Pilloud
Zwei Frauen, zwei Lager. Pilloud gilt als Kandidatin der Modernisierer. Dem Vernehmen nach wird sie vor allem von Migros-Zürich-Chef Jörg Blunschi (56) unterstützt. Nold dagegen wird von den Traditionalisten portiert, die in ihr die Bewahrerin des Erbes von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler (†74) sehen.
Zum Beispiel Herbert Bolliger (65), der bis Dezember 2017 zwölf Jahre lang an der Spitze der Migros stand: «Ursula Nold ist reif für das Migros-Präsidium. Ihre langjährige Erfahrung spricht für sie. Sie kennt das Migros-Imperium à fonds und steht für Duttis Werte ein», sagt der ehemalige Migros-Chef zu BLICK.
Auch der ehemalige Migros-Chef Jules Kyburz (87) empfiehlt Nold als Präsidentin: «Der Dutti würde Ursula Nold wählen», schreibt er in einem Leserbrief im aktuellen «Migros Magazin». Kyburz präsidierte die Genossenschaft von 1993 bis 2000.
In einem offenen Brief, der BLICK vorliegt, sprechen sich zudem ehemalige Delegierte, die in der Öffentlichkeit als Gruppe «Anciens Eisvögel» auftreten, für Nold aus. Diese sei bekannt als äusserst kompetente Führungsperson, sei bestens vernetzt in der weit verzweigten Migros-Gemeinschaft und: «Dies ist uns besonders wichtig: Sie würde mit Überzeugung die Migros-Werte vertreten.»
Gleichzeitig schiessen die ehemaligen Delegierten scharf gegen die ehemalige SBB-Frau Pilloud. Sie habe keinen Bezug zur Migros und generell zum Detailhandel. «Sie ist eine Job-Hopperin mit zum Teil wenig schmeichelhaften Abgängen.»
Nold und die Regionalfürsten
Nold hat noch einen weiteren Trumpf im Ärmel. Gewählt wird die neue Migros-Präsidentin von der Delegiertenversammlung. Genau dieses Gremium präsidiert Nold seit zehn Jahren. Sie kennt die Regionalfürsten persönlich und kann deshalb problemlos für ihre Sache lobbyieren.
Ob damit das Rennen ums Präsidium bereits gelaufen ist? «Die Dynamik vor Ort, gerade auch der direkte Vergleich zwischen den beiden Frauen, dürfte entscheidend sein, wenn es knapp ist», sagt ein Migros-Insider zu BLICK. Klar ist bereits: Am Samstag wird erstmals in der Geschichte der Migros eine Frau den grössten privaten Arbeitgeber der Schweiz präsidieren.
Letzten Herbst hatte der Präsident der Migros-Verwaltung, Andrea Broggini (62), seinen vorzeitigen Rücktritt für die zweite Jahreshälfte 2019 angekündigt. Bis Ende 2018 konnten dem zuständigen Evaluationsgremium, bestehend aus je drei Personen der Verwaltung und des Büros der Delegiertenversammlung, Kandidaturen für das Präsidium eingereicht werden. Dieses prüfte die Dossiers der Kandidierenden und führte Gespräche. Ziel: der Delegiertenversammlung eine Wahlempfehlung zu unterbreiten. Das Gremium entschied sich für Jeannine Pilloud (54). Ob sie von den 111 Delegierten aus den 10 Migros-Genossenschaften gewählt wird, entscheidet sich morgen. Das Migros-Wahlreglement besagt: «Die Delegierten stimmen ohne Instruktion nach bestem Wissen und Gewissen. Jeder Delegierte hat eine Stimme. Eine Stellvertretung ist nicht zulässig.» Für Wahlen ist die Anwesenheit von drei Vierteln der Delegierten erforderlich. Sven Zaugg
Letzten Herbst hatte der Präsident der Migros-Verwaltung, Andrea Broggini (62), seinen vorzeitigen Rücktritt für die zweite Jahreshälfte 2019 angekündigt. Bis Ende 2018 konnten dem zuständigen Evaluationsgremium, bestehend aus je drei Personen der Verwaltung und des Büros der Delegiertenversammlung, Kandidaturen für das Präsidium eingereicht werden. Dieses prüfte die Dossiers der Kandidierenden und führte Gespräche. Ziel: der Delegiertenversammlung eine Wahlempfehlung zu unterbreiten. Das Gremium entschied sich für Jeannine Pilloud (54). Ob sie von den 111 Delegierten aus den 10 Migros-Genossenschaften gewählt wird, entscheidet sich morgen. Das Migros-Wahlreglement besagt: «Die Delegierten stimmen ohne Instruktion nach bestem Wissen und Gewissen. Jeder Delegierte hat eine Stimme. Eine Stellvertretung ist nicht zulässig.» Für Wahlen ist die Anwesenheit von drei Vierteln der Delegierten erforderlich. Sven Zaugg