Echtes Fleisch ohne tote Tiere
Migros will künftig Labor-Steaks verkaufen

Die Migros-Sparte M-Industrie investiert in die Zukunft. Sie hat sich am israelischen Startup Aleph Farms beteiligt. Dessen Ziel: Ein Steak herzustellen, ohne dass dafür Tiere sterben müssen.
Publiziert: 14.05.2019 um 13:26 Uhr
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Aktualisiert: 04.08.2019 um 08:32 Uhr
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So funktioniert das Ganze: In einer solchen Lösung wachsen die Zellkulturen zum Fleischblätz heran.
Foto: Zvg
Konrad Staehelin (mit Material der SDA)

Nächster grosser Schritt zum nachhaltigen Fleischkonsum in der Schweiz: Nachdem in den letzten Jahren schon zahlreiche Fleischersatz-Produkte den Weg in die Supermarkt-Regale gefunden haben, soll bald auch echtes Fleisch dazukommen, für das aber kein Tier gestorben ist: Die Migros hat sich über ihre Produktions-Tochter M-Industrie am israelischen Startup Aleph Farms beteiligt.

Dessen Business: Steaks aus Stammzellen herstellen. Den Kühen werden Zellen entnommen, was kaum schmerzt. Diese wachsen dann  in einer Nährlösung zu einem ganzen Fleischstück heran. Die Fleisch­erzeugnisse sollen in wenigen Jahren Marktreife erlangen, steht in einem Migros-Communiqué von heute Mittag.

Viel Konkurrenz

Eliana Zamprogna, Cheftechnologin der M-Industrie, wird dort wie folgt zitiert: «Wir sehen im Bereich der kultivierten Fleischprodukte ein grosses Marktpotenzial, das den weltweit steigenden Fleischkonsum nachhaltig decken kann. Mit Aleph Farms haben wir den idealen Partner gefunden, um unseren Kunden in Zukunft eine attraktive Alternative zu herkömmlichem Fleisch und pflanzenbasierten Produkten bieten zu können.»

Total haben die Israeli in dieser Investitionsrunde 12 Millionen Dollar eingesammelt. Allerdings nicht nur von M-Industrie, sondern auch vom Venture-Capital-Fonds Vis Vires New Protein und dem US-Mega-Konglomerat Cargill.

Die Migros sieht im Bereich der kultivierten Fleischprodukte ein grosses Marktpotential, das den weltweit steigenden Fleischkonsum nachhaltig decken könne. Die Migros könne mit der Beteiligung zum einen die Entwicklung in der «alternativen Fleischproduktion» mitgestalten. Andererseits könne sie das Fachwissen des Migros-eigenen Fleischverarbeiters Micarna einbringen und dem «zellbasierten» Fleisch einen breiten Marktzugang ermöglichen, heisst es.

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«Was kaufen Sie?»

Die Migros hinkt damit allerdings Coop etwas hinterher. Denn der Fleisch- und Nahrungsmittelverarbeiter Bell, eine Tochtergesellschaft von Coop, ist bereits vor knapp einem Jahr in den Bereich Kunstfleisch eingestiegen. Bell hatte sich damals am niederländischen Unternehmen Mosa Meat beteiligt, das auf die Herstellung von «kultiviertem Rindfleisch» direkt aus tierischen Zellen spezialisiert ist.

Mosa Meat ist aus einem Projekt der Universtität Maastricht hervorgegangen, das unter anderem von Google-Mitgründer Sergey Brin (45) mit Millionen unterstützt wird.

 «Wenn Sie in zehn Jahren in den Supermarkt gehen, werden Sie die Wahl zwischen zwei Arten von Burgern haben», sagte der leitende Professor Mark Post, als SonntagsBlick ihn 2016 in seinem Labor in Maastricht besuchte. Der Professor für Physiologie erklärte: «Für den einen ist eine Kuh gestorben, sie hat Treibhausgase abgegeben und viele Ressourcen verbraucht. Für den anderen gilt das nicht. Geschmack und Preis sind gleich. Was kaufen Sie?»

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