Heute Freitag um 18 Uhr hat Jan Wengeler (40) einen seiner letzten öffentlichen Auftritte. Der Direktor der Mall of Switzerland, der auf Ende Jahr seinen Posten räumt (BLICK berichtete), wird den Schalter für die Weihnachtsbeleuchtung auf «On» umlegen. Begleitet von Publikumsaktionen und Gewinnspielen. Wengeler will den Anlass nutzen, um bei Kunden kräftig für einen Besuch des zweitgrössten Shoppingcenters der Schweiz zu werben.
«Wir sind überzeugt von unserem Konzept und möchten auch künftig den aktuellen Kurs weiterverfolgen», bekräftigt Jan Wengeler im Interview mit dem Portal «Moneycab». Der Grund für seinen in dieser Woche bekannt gewordenen Abgang nur ein Jahr nach Eröffnung sei eine Verschlankung des Managements der Mall. «Im Zuge dessen habe ich die Entscheidung getroffen, mich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen», sagt er.
Zum einjährigen Firmenjubiläum meldete die Mall 3,9 Millionen Besucher. Das sind deutlich weniger als budgetiert. «Wir sind überzeugt davon, das angestrebte Frequenzziel von 4,5 bis 5 Millionen Besuchern für die Markteinführung rechtzeitig zu erreichen», sagt Wengeler weiter. Das sei dann der Fall, wenn die Vermietungsquote gesteigert werden könne.
10'000 m2 Fläche stehen leer!
Noch stehen aber rund 10'000 m2 Fläche leer! Im ersten Jahr haben neun Mieter die Mall wieder verlassen. «Aber 12 neue Mieter sind dazugekommen», legt Wengeler nach. Unter dem Strich sei die Mieterbilanz positiv.
Allerdings sind es nicht die vielen Kleidungs- und Accessoires-Läden, die besonders gut laufen, sondern «die Gastronomie- sowie die Freizeitangebote». Anfang Dezember begrüsse man einen neuen Mieter, das Medical Center, das die medizinische Versorgung im Rontal ideal ergänze. Zudem eröffne in der Mall das Trendlabel Superdry seinen ersten Shop in der Zentralschweiz.
Noch rund 40 Mieter gesucht!
Laut Wengeler zählt die Mall dann über 100 Mieter. Allerdings hat es Platz für 140 Retail- und Gastrobetriebe. Wie er diesen füllen will, lässt der Noch-Direktor offen. «Wir versuchen, die Mall of Switzerland täglich in ihrer Attraktivität zu steigern, um laufend mehr Stammkunden und neue Kunden zu gewinnen», sagt er im Interview mit «Moneycab» weiter. Er zählt auf: Der EbiBeach, das Eisfeld oder die «aussergewöhnliche» Weihnachtsdekoration.
Dass das Konzept seiner Mall bereits überholt sei, wie Kritiker sagen, lässt er nicht gelten: «Das Mall-Konzept – eine Symbiose aus Shopping, Gastronomie und Freizeit – entspricht absolut dem Zeitgeist.» Tatsächlich? Müssten dann die Gänge und Shops der Mall nicht besser mit Kunden gefüllt sein und die Zahl der Mieter weit mehr als 100 betragen?
Online-Handel und starker Franken
Wengeler gibt dem Online-Handel die Schuld: «Die gesamte Retailbranche wie auch die Mall of Switzerland sind von Herausforderungen wie dem starken Franken oder auch dem Online-Handel betroffen.» Diesen gelte es mit innovativen Konzepten entgegenzuwirken.
Das wird aber nicht mehr in Wengelers Hand liegen, sondern in jener von Peter Triner (60). Der Retailexperte arbeitete beim Wäschehersteller Triumph und beim Nähmaschinen-Hersteller Bernina Schweiz, er hat aber noch nie ein Shoppingcenter geführt.