Auf den ersten Blick wirkt er ziemlich unscheinbar. Zwei Räder, ein paar Knöpfe und Lichter. Doch dieser Mini-Roboter soll Grosses bewegen. Konkret: Die Schweiz in die digitale Zukunft führen. Sein Name: Thymio.
Schon bald wird ihn jeder Lehrer und jeder Schüler kennen. So das ambitionierte Ziel der Computational Thinking Initiative (CTI). «2 von 3 Schulkindern werden später einen Job ausüben, den es jetzt noch gar nicht gibt. Diese Jobs entstehen im Zuge der digitalen Transformation», sagt Initiativ-Leiter Christian Lundsgaard-Hansen (29) zu BLICK.
Kleiner grosser Helfer dabei ist Thymio. Mit ihm können Schüler spielerisch den Umgang mit Robotern lernen und werden Stück für Stück an das Programmieren und die digitale Zukunft herangeführt.
Das Besondere an Thymio: Die Schüler bekommen sofort ein Feedback. «Der Roboter hat Räder, eingebaute Farblichter, gibt Töne von sich. Wenn die Kinder versuchen, ein Problem zu lösen, sehen sie sofort, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Und so lernen die Schüler nach und nach, mit dem Roboter zu arbeiten.»
Viel mehr als nur Programmieren lernen
Der Bieler Lehrer François Flückiger (60) setzt Thymio bereits in seinem Mathe-Unterricht ein. Ihm ist es wichtig, dass seine Schüler früh mit dem Programmieren in Berührung kommen. Sein Engagement kommt gut an.
Mittlerweile können seine Schüler mit Thymio schon geometrische Formen zeichnen. «Sie müssen dabei die Eigenschaften der verschiedenen Figuren berücksichtigen und in die Robotersprache übersetzen», sagt Flückiger. Aber die Schüler lernen mehr als bloss zu programmieren. «Sie lernen ihre Meinungen auszudrücken, anderen zuzuhören und ihre Ideen verständlich zu formulieren.»
Bisher ist Flückiger hierzulande ein Exot. Das soll sich bald ändern: Irgendwann soll Thymio in jeder Schweizer Schule zum Einsatz kommen. Mit dem Alpenprojekt macht CTI jetzt einen grossen wichtigen Schritt. Der digitale Wandel beginnt mit fünf Primarschulen in den Kantonen Uri, Schwyz, Luzern, Tessin und dem Wallis. Sie alle werden mit den Mini-Robotern ausgestattet und ein Jahr lang intensiv von pädagogischen Hochschulen betreut.
An Universitäten eingesetzt
Entwickelt hat Thymio der Lausanner Professor Francesco Mondada (51). Der Schweizer ist stolz auf seinen Mini-Roboter. Mehr als zehn Jahre tüftelten er und seine Studenten an unzähligen Prototypen herum, bis Thymio fertig war. Aber die viele Arbeit hat sich gelohnt. Thymio ist ein Tausendsassa. Mit ihm kann jeder lernen – selbst Wissenschaftler. «Thymio wird weltweit an vielen Universitäten eingesetzt. Wir selber verwenden ihn für unsere Masterstudenten der Robotik», sagt Mondada zu BLICK.
So modern und fortschrittlich Thymio auch ist, seinen Namen verdankt er einem Begriff aus der Antike, erklärt der Professor. Er hat ihn vom Begriff Thymos (dt. «Lebenskraft») abgeleitet. Der Gedanke dahinter: Jeder kann dem Mini-Roboter Leben einhauchen, auf seine eigene Art und Weise. Und schon bald werden Thymios den Unterricht an unseren Schulen beleben. Damit die Kinder schon heute für die digitale Schweiz von morgen gerüstet sind.
Am Donnerstag steht die ganze Schweiz im Zeichen der Digitalisierung. Von St. Gallen bis Genf finden in zwölf Städten Veranstaltungen zum 2. Schweizer Digitaltag statt. Wie muss die Schweiz ihr Bildungssystem anpassen, um die digitale Revolution zu meistern? Wie verändern die neuen Technologien unseren Alltag? Was bedeuten sie für die Wirtschaft, die Demokratie und die Kunst? Mit solchen Fragen können Sie sich am Donnerstag beschäftigen. Die ganze Bevölkerung ist eingeladen zum Digitaltag. Details erfahren Sie unter digital.swiss.
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