Stille liegt über der Musikinsel Rheinau. Gespannt folgen die Aktionäre den Ausführungen der Geschäftsleitung. Die Zahlen stimmen, die Eigentümer sind zufrieden. Was nach der Generalversammlung einer beliebigen Firma aussieht, ist der Höhepunkt der Wirtschaftswoche im Kanton Schaffhausen.
Über 140 Kantonsschüler und Lernende haben eine Woche lang das Wirtschaftsleben geübt, ihre eigene Firma geführt und am Markt bestanden. Gefördert werden die Wirtschaftswochen, in der ganzen Schweiz, von der Ernst Schmidheiny Stiftung.
50 Jahre hatte Ernst Schmidheiny (†81) für die Zementfabrik Holderbank gearbeitet. Zum Jubiläum 1972 schenkte das Unternehmen dem damals 70-Jährigen eine Stiftung, die seinen Namen trug. Die Stiftung unterstützt ein grosses Anliegen der Familie Schmidheiny: ökonomische Bildung. Schon früh erkannte sie den Mangel an wirtschaftlichen Grundkenntnissen, die ersten Wirtschaftswochen fanden 1974 in Zürich und Schaffhausen statt. Die Idee blieb die gleiche, das Konzept wurde über die Jahrzehnte immer ausgefeilter. In den 46 Jahren seit der Gründung haben rund 140'000 Jugendliche aus der ganzen Schweiz einen ersten Einblick in die Grundzüge der Wirtschaft erhalten. Familien- und Firmentradition leben in der Stiftung fort: Holcim Schweiz unterstützt die Stiftung jedes Jahr mit einem namhaften Betrag.
50 Jahre hatte Ernst Schmidheiny (†81) für die Zementfabrik Holderbank gearbeitet. Zum Jubiläum 1972 schenkte das Unternehmen dem damals 70-Jährigen eine Stiftung, die seinen Namen trug. Die Stiftung unterstützt ein grosses Anliegen der Familie Schmidheiny: ökonomische Bildung. Schon früh erkannte sie den Mangel an wirtschaftlichen Grundkenntnissen, die ersten Wirtschaftswochen fanden 1974 in Zürich und Schaffhausen statt. Die Idee blieb die gleiche, das Konzept wurde über die Jahrzehnte immer ausgefeilter. In den 46 Jahren seit der Gründung haben rund 140'000 Jugendliche aus der ganzen Schweiz einen ersten Einblick in die Grundzüge der Wirtschaft erhalten. Familien- und Firmentradition leben in der Stiftung fort: Holcim Schweiz unterstützt die Stiftung jedes Jahr mit einem namhaften Betrag.
«Jeder sollte verstehen, was die Wirtschaft macht und warum wir sie brauchen», sagt Geschäftsführerin Ann-Veruschka Jurisch (46). «Das ist gerade in der direkten Demokratie sehr wichtig.» 1,2 Millionen Franken setzt die Stiftung jährlich dafür ein.
Die Stiftung der Industriellenfamilie ist nur eine von insgesamt 13'129 gemeinnützigen Stiftungen, die Ende 2017 in der Schweiz existierten. 364 kamen im letzten Jahr hinzu – eine Stiftung pro Tag. Die grösste und bekannteste ist die Jacobs Stiftung. In den Stiftungen steckt ein Vermögen von fast 100 Milliarden Franken. Das ist ein Rekord, wie der Stiftungsreport 2018 zeigt.
Stiftungen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sagt Experte Georg von Schnurbein (41): «Die Stiftungen müssen viele Gelder anlegen. Sie sind eine wirtschaftliche Kraft, die im Einzelfall sehr bedeutend sein kann.» Unter anderem für Banken, denn Stiftungen seien langfristige Anleger, so Schnurbein, der an der Universität Basel das Stiftungswesen erforscht und mit dem Verband Swiss Foundations den Stiftungsreport herausgibt.
Stiftungsvermögen steigt um ein Drittel
Rund 2,5 Milliarden Franken schütten die Stiftungen pro Jahr aus. Das ist die Rendite aus den exakt 97,4 Milliarden Franken Stiftungsvermögen – über ein Drittel mehr als bei der letzten Berechnung vor sechs Jahren. Dieser Zuwachs hat mit den zahlreichen Neugründungen und den guten Börsenjahren zu tun, erklärt Schnurbein im Gespräch mit BLICK: «Wer eine Stiftung gründen will, braucht frei verfügbares Geld. Das ist meist dann vorhanden, wenn die Aktienmärkte boomen.» In Zeiten fallender Börsenkurse seien Stifter eher zögerlich.
Die Offenheit gegenüber neuen Ideen und skandinavischem Design lockte Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (†91) in die Schweiz. Hier gründete der Schwede den ersten Möbelmarkt ausserhalb Skandinaviens und die Ikea Stiftung Schweiz. Diese unterstützt junge Talente aus den Bereichen Architektur, Design und Kunsthandwerk. «Wir vergeben Beiträge an die Entwicklung, das Austesten und die Umsetzung zukunftsweisender Ideen», erklärt Raphael Rossel (42), Geschäftsleiter der Stiftung. «Die Förderung von gutem Design steckt in der Ikea-DNA.» Rund 600'000 Franken pro Jahr spricht die Stiftung für Projekte wie etwa die Entwicklung einer Gartenmöbelkollektion aus Aluminiumrohren und fördert das Erfahren neuer gestalterischer Einflüsse durch die Vergabe von Master-Stipendien für den Aufenthalt an renommierten Design-Hochschulen im Ausland.
Die Offenheit gegenüber neuen Ideen und skandinavischem Design lockte Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (†91) in die Schweiz. Hier gründete der Schwede den ersten Möbelmarkt ausserhalb Skandinaviens und die Ikea Stiftung Schweiz. Diese unterstützt junge Talente aus den Bereichen Architektur, Design und Kunsthandwerk. «Wir vergeben Beiträge an die Entwicklung, das Austesten und die Umsetzung zukunftsweisender Ideen», erklärt Raphael Rossel (42), Geschäftsleiter der Stiftung. «Die Förderung von gutem Design steckt in der Ikea-DNA.» Rund 600'000 Franken pro Jahr spricht die Stiftung für Projekte wie etwa die Entwicklung einer Gartenmöbelkollektion aus Aluminiumrohren und fördert das Erfahren neuer gestalterischer Einflüsse durch die Vergabe von Master-Stipendien für den Aufenthalt an renommierten Design-Hochschulen im Ausland.
Dieses Geld fliesst in soziale, kulturelle oder naturschützerische Projekte und immer häufiger auch zurück in die Wirtschaft: «Stiftungen mit dem Zweck Wirtschaftsförderung sind eher jüngeren Datums», so Schnurbein. Sitftungszwecke gibt es viele, die Motive der Stifterinnen und Stifter gleichen sich: Sie wollen etwas von dem mit ihren Unternehmen erwirtschafteten Geld der Gesellschaft zurückgeben, Dankbarkeit ist ein häufig genanntes Motiv. Der amerikanische Grundsatz: «Tue Gutes und sprich darüber», ist in der Schweiz nicht weit verbreitet. Schweizer Stifter halten sich vornehm im Hintergrund – oder sind verstorben. Sofern eine Stiftung als gemeinnützig anerkannt ist, muss sie weder Gewinn- noch Vermögenssteuern bezahlen.
Nicht alle Menschen haben die gleichen Chancen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Für diese fehlende Chancengerechtigkeit setzt sich die Arcas Foundation ein und fördert mit rund 600'000 Franken im Jahr unter anderem die Integration sozial Benachteiligter in den Arbeitsmarkt. So finanziert die Stiftung in Zürich die Ausbildung von Flüchtlingen zu IT-Spezialisten (BLICK berichtete). Oder förderte vom Strassenmagazin «Surprise» veranstaltete Stadtrundgänge. «Arbeits- und Obdachlose zeigen Zürich aus ihrer Sicht», erklärt Gianni Inguscio (42), der die Arcas Foundation leitet. «Sie bekommen eine neue Rolle als Experten, was ihr Selbstwertgefühl ungemein stärkt.» Die Arcas Foundation engagiert sich für Eigenverantwortung und ein konstruktives Zusammenleben.
Nicht alle Menschen haben die gleichen Chancen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Für diese fehlende Chancengerechtigkeit setzt sich die Arcas Foundation ein und fördert mit rund 600'000 Franken im Jahr unter anderem die Integration sozial Benachteiligter in den Arbeitsmarkt. So finanziert die Stiftung in Zürich die Ausbildung von Flüchtlingen zu IT-Spezialisten (BLICK berichtete). Oder förderte vom Strassenmagazin «Surprise» veranstaltete Stadtrundgänge. «Arbeits- und Obdachlose zeigen Zürich aus ihrer Sicht», erklärt Gianni Inguscio (42), der die Arcas Foundation leitet. «Sie bekommen eine neue Rolle als Experten, was ihr Selbstwertgefühl ungemein stärkt.» Die Arcas Foundation engagiert sich für Eigenverantwortung und ein konstruktives Zusammenleben.
Basel-Stadt hat hohe Stiftungsdichte
Im Schnitt kommen in der Schweiz 15,6 Stiftungen auf 10'000 Einwohner – eine Stiftungsdichte, die in Europa fast einmalig ist. Die Stiftungen sind allerdings nicht gleichmässig über die Kantone verteilt. Obenaus schwingt der Kanton Basel-Stadt, ein kleiner Kanton mit wenigen Einwohnern, aber vielen wohlhabenden Persönlichkeiten und einer langen Stiftungstradition. Doch die Finanzplätze Zürich, Genf und Zug holen dank zahlreichen Neugründungen rasant auf. Die Banken haben die Zürcher reich und einige von ihnen stiftungsbereit gemacht!
Da aber sehr viele Menschen hier leben, ist die Stiftungsdichte in Zürich trotz der höchsten Zahl Stiftungen unterdurchschnittlich. In Genf stiften reiche Russen, in Zug die Krypto-Könige. Die Stiftung hat sich als Rechtsform für die Umsetzung der Blockchain-Technologie bewährt. In Graubünden oder dem Tessin locken nicht nur landschaftliche Reize den ausländischen Geldadel, sondern auch das günstige Steuerklima für Stifter.
Das Geld, das aus den Stiftungen in die Wirtschaft fliesst, hat eine enorme Hebelwirkung. Ein Beispiel ist die Plattform Venture Kick, an der sich auch die Gebert Rüf Stiftung beteiligt. Venture Kick hat in den letzten zehn Jahren über 500 Jungunternehmen gefördert, die insgesamt über 5000 Jobs geschaffen haben. Die meisten Jungunternehmen haben die Gründungsphase überlebt. Stiftungsgeld lockt potente Investoren an: Jeder Stiftungsfranken generierte 91 Franken an zusätzlichen Investitionen aus der Privatwirtschaft!
Dank Erfindergeist sind die Brüder Gebert reich und Geberit zu einem Weltkonzern geworden. Als die WC-Könige 1997 ihre Firma verkauften, gründete Heinrich Gebert (†90) mit 220 Millionen Franken die Gebert Rüf Stiftung, die seither Innovation fördert. «Für Heinrich Gebert war klar, dass Innovation die Grundlage des Wohlstandes in der Schweiz ist», beschreibt Pascale Vonmont (52), Geschäftsführerin der Gebert Rüf Stiftung, die Vision des Gründers. «Es gibt nur sehr wenige Stiftungen, die sich der Förderung des unternehmerischen Nachwuchses widmen.» Die Stiftung fördert jährlich mit 15 Millionen Franken den Mut zum unternehmerischen Risiko. Denn zwischen einer bahnbrechenden Idee und einem marktreifen Produkt klafft oft eine Lücke, an der viele Firmen scheitern. Diese Lücke hilft die Stiftung zu überbrücken.
Dank Erfindergeist sind die Brüder Gebert reich und Geberit zu einem Weltkonzern geworden. Als die WC-Könige 1997 ihre Firma verkauften, gründete Heinrich Gebert (†90) mit 220 Millionen Franken die Gebert Rüf Stiftung, die seither Innovation fördert. «Für Heinrich Gebert war klar, dass Innovation die Grundlage des Wohlstandes in der Schweiz ist», beschreibt Pascale Vonmont (52), Geschäftsführerin der Gebert Rüf Stiftung, die Vision des Gründers. «Es gibt nur sehr wenige Stiftungen, die sich der Förderung des unternehmerischen Nachwuchses widmen.» Die Stiftung fördert jährlich mit 15 Millionen Franken den Mut zum unternehmerischen Risiko. Denn zwischen einer bahnbrechenden Idee und einem marktreifen Produkt klafft oft eine Lücke, an der viele Firmen scheitern. Diese Lücke hilft die Stiftung zu überbrücken.
Welchen Weg Kantonsschüler und Lernende einschlagen, ist völlig offen. Vielleicht wird eines Tages der eine oder die andere bei Venture Kick anklopfen, ein Start-up gründen und ein Vermögen machen, das dann wieder in einer Stiftung landet.