Sie zählen beide zu den hellsten Köpfen der Schweiz: Abraham Bernstein (48) und Jürgen Schmidhuber (54). Bernstein ist Professor für Informatik an der Universität Zürich und einer der 100 digitalen Vorreiter des Jahres 2017 (siehe Box). Schmidhuber gehört ebenfalls zu dieser erlauchten Gruppe und sitzt zudem im digitalen Beirat des Bundesrats. Er ist also ganz nah dran, wenn es darum geht, die Weichen für die digitale Zukunft der Schweiz zu stellen.
Schmidhuber, ein Münchner, leitet in Manno TI das Dalle-Molle-Forschungsinstitut für künstliche Intelligenz. Wenn er über sein Fachgebiet spricht, gerät er ins Schwärmen. Schon ein menschliches Gehirn hat Mühe, all die Gedanken und Bemerkungen Schmidhubers zu notieren und zu verarbeiten. Die künstliche Intelligenz (KI) wäre chancenlos: «Die Leistungsfähigkeit von KI ist heute in etwa mit einem kleinen Tierhirn zu vergleichen. Von der Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns sind wir noch weit entfernt.»
Die selbstlernenden Algorithmen aus dem Tessin stecken bereits in vielen Anwendungen, etwa in den digitalen Assistentinnen Alexa von Amazon oder Siri von Apple. Die Schweiz habe eine gute Position in der digitalen Welt, sagt Schmidhuber: «Wir müssen trotzdem daran arbeiten, diesen Platz zu verbessern. Im Moment gelingt es anderen besser, Ideen aus der Schweiz zu kommerzialisieren.» Das bedeutet: Wir haben die Ideen, andere machen daraus Geld! Gerade in der Verschmelzung von Maschinenbau, Robotik und KI liegt hier ein riesiges Potenzial
Schweizer Firmen sind Weltklasse
Bernstein, der mit seiner Digital Society Initiative entsprechende Aktivitäten an der Uni Zürich bündeln will: «Viele Schweizer Firmen sind auf ihrem Gebiet Weltmarktführer. Um diese Spitzenposition zu sichern, sollten wir die Digitalisierung anpacken und unsere Innovationsstärke zum Einsatz bringen.» Bei aller Begeisterung weiss der Informatikprofessor um die Gefahren der bevorstehenden Umwälzung: «Die Digitalisierung bietet viele Chancen, sie stellt die Gesellschaft als Ganzes aber auch vor grosse Herausforderungen. Wir müssen sicherstellen, dass alle an dieser Entwicklung teilhaben können.»
Deshalb erforscht Bernstein auch, was es braucht, um die direkte Demokratie zukunftsfähig zu machen: «Wir sollten überlegen, wie wir mit digitalen Mitteln den Stimmbürger besser einbeziehen können.» Damit die Benachteiligten der digitalen Revolution an der Urne kein Veto einlegen.
Erfahren Sie hier mehr über die digitalen Vorreiter der Schweiz
Digitalswitzerland hat im Vorfeld des Digitaltags am 21. November einen Aktionsplan lanciert. In sechs Handlungsfeldern aus den Bereichen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sollen konkrete Projekte erarbeitet werden, in die unter anderem die 100 sogenannten Digital Shapers – die Vorreiter einer digitalen Schweiz – mit einbezogen werden sollen. Einige der Shapers skizzierten auf Anfrage von SonntagsBlick mögliche Wege in eine digitale Zukunft des Landes.
www.digitalswitzerland.com
Digitalswitzerland hat im Vorfeld des Digitaltags am 21. November einen Aktionsplan lanciert. In sechs Handlungsfeldern aus den Bereichen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sollen konkrete Projekte erarbeitet werden, in die unter anderem die 100 sogenannten Digital Shapers – die Vorreiter einer digitalen Schweiz – mit einbezogen werden sollen. Einige der Shapers skizzierten auf Anfrage von SonntagsBlick mögliche Wege in eine digitale Zukunft des Landes.
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