Die 300 Reichsten der Schweiz sind 2017 um 60 Milliarden Franken reicher geworden. Zusammen besitzen sie 674 Milliarden Franken, wie die «Bilanz» schreibt. Die Reichsten des Landes sind damit so vermögend wie noch nie. Allein die reichsten zehn haben innert eines Jahres 18 Milliarden dazugewonnen. Unter den 300 sind 138 Milliardäre.
Grösster Aufsteiger im Ranking der Superreichen ist die Familie Blocher aus Herrliberg ZH. Satte vier Milliarden Franken schwerer ist der Unternehmer-Clan von der noblen Goldküste. Mit 11 bis 12 Milliarden Franken Vermögen sind Christoph Blocher (77), seine Gattin Silvia (72) und seine vier Kinder erstmals unter den zehn Reichsten des Landes.
«Und wir streiten über 70 Franken AHV»
Und das sorgt für heftige Reaktionen. «Ich bin erschüttert, wenn ich die Liste der 300 reichsten Schweizer durchgehe. Die Vermögenden werden immer reicher. Und wir diskutieren seit Jahren über 70 Franken mehr AHV. Das macht mich rasend», sagt Juso-Präsidentin Tamara Funiciello. «Wenn die 300 Reichsten nur ein Jahr gerecht besteuert würden, könnten wir das Loch in der AHV schon fast stopfen.»
Stattdessen würden uns die Superreichen erpressen. «Sie drohen dreist mit dem Wegzug aus der Schweiz, wenn wir die Steuern erhöhen. Eine kleine Elite lässt es sich gut gehen. Dividenden müssen oft nicht voll versteuert werden, Kapitalgewinne sind steuerfrei. Kein Wunder werden sie immer reicher!»
Der grosse Rest der Bevölkerung leide derweil unter immer höheren Krankenkassenprämien und müsse immer mehr für ihre Wohnungen bezahlen. «Das ist nicht meine Vorstellung von Freiheit und Demokratie», sagt Funiciello.
Zum grossen Teil Scheingewinne
Finanzspezialist Hans Kaufmann war für die SVP von 1999 bis 2014 im Nationalrat. Er relativiert: «Die Vermögensanstiege der Reichsten sind zum grossen Teil Scheingewinne. Sie haben das Geld nicht im Schrank, sondern investiert in Unternehmen», sagt er.
In wettbewerbsfähige Firmen zu investieren, sei das Sozialste, das man überhaupt tun könne. «Das schafft Arbeitsplätze und generiert Steuern. Natürlich hören sich die Milliardenbeträge nach viel an, aber auch ein Christoph Blocher kann nicht mehr als fünf Schnitzel essen! Am liebsten isst er sowieso Erdbeeren mit Zucker», weiss Kaufmann.
«Die sollen zuerst etwas verdienen!»
Die Forderungen der Juso bezeichnet er als «Neidpolitik». «Die sollen zuerst selber etwas verdienen, sparen und damit Arbeitsplätze finanzieren und soziale Verantwortung übernehmen», sagt er.
«Der Vermögenszuwachs der Reichen ist das Resultat des Börsenrallys», sagt Rudolf Minsch, Chefökonom beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. «Die Reichen haben in Aktien und eigene Firmen investiert und davon profitiert. Die Börse hat in den vergangenen 12 Monaten 18 Prozent gewonnen. Aber als normaler Arbeitnehmer wird man natürlich kaum je Milliardär.»