Ihre Lage ist ausgezeichnet, ihr Erfolg in der Schweiz äusserst bescheiden: Seit 2010 tritt Backwerk mit seinen zwei Schweizer Filialen auf der Stelle. Eine dritte Filiale in Zürich musste geschlossen werden, weil deren Betreiber ausgeschafft wurde. Eine weitere Filiale im Aargau existierte nur auf dem Reissbrett. Die Offensive in der Schweiz war bislang ein Schuss in den Ofen.
Jetzt will der deutsche Billigbeck grosse Brötchen backen, weiss BLICK. Startschuss für die Schweiz-Offensive – jenseits der Landesgrenzen zählt die Kette über 350 Standorte – fällt heute Dienstag in Winterthur ZH. «Wir machen jetzt den ersten Schritt zur Einführung des neuen Konzepts in der Schweiz», heisst es in einer Mitteilung. Mehr als 90 Prozent der Produkte seien neu oder überarbeitet worden.
Wohlfühlstimmung, aber tiefe Preise
Bei der Präsentation der umgebauten Filiale in Winterthur wird sichtbar: Der Brötchen-Discounter will weg vom Billig-Image. Backstein-Deko, eine Smoothie-Ecke und Saftbar sollen Kunden «Feel-Good-Momente» bescheren, wie die Backkette wirbt.
Deutlich wird aber auch: Es gilt weiterhin Selbstbedienung, bei Backwerk macht der Kunde auch künftig die ganze Arbeit. Er ladet sich die Ware aufs Tablett, bezahlt an der Kasse und packt sie dann selber in einen Papiersack. «Die Preise bleiben dafür weiter attraktiv», heisst es deshalb auch.
20 bis 30 Backwerke schweizweit
BLICK hakt beim Schweizer Valora-Chef Michael Mueller nach, der die deutsche Backwerk-Kette mit seiner Firma Ende 2017 übernahm. Er sagt, es seien weitere Filialen schweizweit geplant. Zielgrösse? «Um vom Netzwerk-Effekt profitieren zu können, braucht es grundsätzlich etwa 20 bis 30 Stores in einem Land», sagt Mueller (46) zu BLICK. «Wir wollen nur die besten Lagen.» Er sei daran, frei werdende Lokalitäten in anderen Schweizer Städten zu prüfen.
Die Vorzeige-Filiale liegt direkt am Hauptbahnhof Winterthur. 120'000 Personen nutzen diesen heute täglich, 2030 sollen es 160'000 sein. Eine perfekte Ausgangslage für den Test des neuen Konzepts. Mueller: «Die Art und Weise des Roll-outs wie auch dessen Tempo werden bestimmt durch die Erfahrungen, die wir mit dem neuen Backwerk in Winterthur machen.»
Haben Schweizer heute Appetit auf Backwerk?
Kommt der zweite Anlauf von Backwerk gut? Noch vor Jahren hatten Schweizer keinen Appetit auf den Billigbeck (BLICK berichtete). Und stets betonte Mueller: «Wir passen unser Angebot an. Schweizer wollen bessere Ware als Deutsche, bezahlen aber gerne mehr.» Der Ankündigung folgt das neue Konzept.
Die meisten Zutaten stammen heute aus der Schweiz, sagt Backwerk-Besitzerin Valora. Dazu gehörten Fleisch- und Milchprodukte sowie die Brotwaren. Die Aufback-Ware stammt aus der Schweiz: «Die Brotwaren werden als Teigrohlinge aus unserer Produktionsstätte in Emmenbrücke angeliefert und im Laden frisch gebacken», erklärt das Unternehmen.
Die Laugenprodukte und Pizzaböden stammten von Brezelbäcker Ditsch (gehört ebenfalls Valora) – die tiefgekühlte Ware werde ebenfalls im Laden frisch gebacken.