Nach dem Rücktritt von Konzernchef Rüdiger Grube braucht die Deutsche Bahn AG einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Die Suche führt offenbar auch in die Schweiz. SBB-Chef Andreas Meyer soll zum Favoritenkreis für den Chefposten gehören.
Meyer führe ein Bahnsystem, das Deutschland anstrebe, so Kirsten Lühmann, Mitglied des Aufsichtsrates, am Freitag gegenüber der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens: «Wenn wir über die Frage diskutieren, wie wir die Bahn in Deutschland ausrichten wollen, ist die Schweiz für uns immer ein Modell, auf das wir schauen.» Beispielsweise sei der Schweizer Taktfahrplan «ein Vorbild».
Meyer kennt die Deutsche Bahn
Meyer ist in Deutschland kein Unbekannter. Bevor er 2006 SBB-Chef wurde, arbeitete er neun Jahre lang für das deutsche Pendant. Zuletzt war er Mitglied der Konzernleitung.
Beste Voraussetzungen für den höchsten Eisenbahner Deutschlands, sagt Experte Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin gegenüber der TV-Sendung: «Er ist jemand, der das System Bahn kennt. Er hat grosse Teile seines Berufslebens in der Branche verbracht, kennt das Unternehmen Deutsche Bahn und hat Führungserfahrung in einem Konzern.»
Deutlich grösser als die SBB
Meyer selbst will sich nicht zu einem möglichen Wechsel äussern. Die Medienstelle der SBB teilt nur mit, Meyer habe Grubes Rücktritt zur Kenntnis genommen. «Auch nach zehn Jahren ist der SBB-CEO voll engagiert, denn es gibt noch viel Spannendes zu tun.»
So wird man bis März abwarten müssen, ob Meyer Bern verlässt und nach Berlin geht. Dann nämlich entscheiden der Aufsichtsrat und die deutsche Regierung, wer künftig die Geschicke des grössten deutschen Staatsunternehmens lenkt.
Attraktiv wäre der Job in jedem Fall: Als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn wäre Meyer Chef über 300'000 Mitarbeiter – zehnmal mehr, als die SBB haben. Und der Umsatz der Deutschen Bahn ist mit 40 Milliarden Euro etwa fünfmal so gross wie jener der SBB. (sf)