Hier hat sich einer gewaltig in der Hausnummer geirrt. Und hat dann erst noch eine grosse Röhre: Goldküsten-Investor Rudolf Bohli (48) will aus der Grossbank Credit Suisse (CS) Gehacktes machen. Sie dreiteilen. In eine Kreditanstalt fürs Kundengeschäft – «SKA 2.0» wie er sie nennt –, in ein Asset Management für Grossanleger, etwa Pensionskassen, und in die Investmentbank First Boston, die er an die Börse bringen will.
Ein gefundenes Futter für Medien weltweit. Bohli lärmt. Er provoziert. Er verspricht den Wert der CS zu verdoppeln. Die Idee der Aufspaltung ist steinalt. «Sie wurde schon von Martin Ebner eingebracht. Ich weiss nicht, was ihn da geritten hat, dies erneut zu fordern», sagt ein ehemaliger Weggefährte Bohlis in der «NZZ am Sonntag». Lediglich 0,2 Prozent hält Bohli an der Grossbank. Die Revolution in der Bank erreicht er damit nicht. Höchstens ein paar frustrierte Anteilseigner, die sich an dem stetig tiefen Aktienkurs aufhängen.
Bohli ist es ernst, sagt sein Sprecher
Spott und Schmach folgen bereits auf dem Fuss: Das deutsche «Handelsblatt» titelt «Schweizer Zwergenaufstand». Eine Kampagne eines aktivistischen Investors (siehe Box) sei das – mit zu bezweifelnden Erfolgsaussichten. Bohli sei ein kleiner Fisch, die CS für den Küsnachter Manager und sein Anlagevehikel RBR eine Nummer zu gross. «RBR und Rudolf Bohli nehmen das Engagement bei der CS ernst», liess Bohli über seinen Sprecher gestern BLICK ausrichten. Die reine Grösse des Unternehmens spiele dabei keine zentrale Rolle. «RBR hat einen guten Plan im Interesse der CS ausgearbeitet.»
Was hat den Schweizer und früheren UBS-Händler da nur geritten?
Das fragte man sich auch vor 16 Jahren. Nach fünf Jahren bei der Bank am Bellevue gönnte sich Bohli in den USA ein Sabbatical. Im Flugzeug von Los Angeles nach Zürich geriet er – offenbar unter Alkoholeinfluss – mit einer Stewardess aneinander. Der Pilot musste in Montreal zwischenlanden, Bohli flog aus der Maschine, nahm dann einen Privatjet, damit er eine Party in Sardinien nicht verpasste.
«Unwahrscheinlicher Provokateur»
Der «Bilanz», sagte Bohli, er habe sich damals in Sabbatical-Laune ein Ticket in der ersten Klasse geleistet, in farbenfrohen Kleidern und mit Rockstar-Sonnenbrille. Der Vorfall habe sich nicht lange nach dem Grounding der Swissair und den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 ereignet, gibt er dem Magazin zu bedenken, weshalb die Crew etwas angespannt gewesen sein dürfte. Bohli zahlte eine Busse, die Sache war erledigt.
Erledigt war nach dem Vorfall auch bald sein Engagement bei der Bank am Bellevue.
Über zehn Jahre später dann im Oktober 2014 startet Bohli mit RBR den Angriff auf Airline-Caterer Gategroup. Unter anderem forderte Bohli die Abwahl des VR-Präsidenten und die Zuwahl eigener Vertreter – unter ihnen er selbst. Damals Beteiligte beschreiben ihn als «unwahrscheinlichen Provokateur» ohne Anstand und Manieren in Sitzungen. Habe er einmal eine vorgefasste Meinung, sei es unmöglich, mit ihm eine sachliche Diskussion zu führen.
«Rudolf Bohli ist weitherum als guter Analytiker akzeptiert», sagt sein Sprecher ohne in die Details zu gehen. «Seine Fachkompetenz trägt auch dazu bei, dass die Gespräche mit der CS-Spitze konstruktiv laufen.»
Finanziell und strategisch nicht sinnvoll
Auf ein Entgegenkommen der CS-Spitze braucht Bohli nicht zu hoffen: Die Grossaktionäre sind offenbar zufrieden mit der aktuellen Strategie der CS-Spitze, wie BLICK erfährt. Sie halten Bohlis Ansinnen weder finanziell, regulatorisch noch strategisch für sinnvoll. «Hier eigenständig Aktionärswert zu schaffen, ist praktisch unmöglich», sagt Bankenexperte Adriano Lucatelli (51) dem SonntagsBlick.
Auch die Aktionäre von Gategroup konnte Bohli schliesslich nicht überzeugen. Sämtliche Anträge wurden an der Generalversammlung abgelehnt. Seinen Einsatz konnte Bohli aber verdoppeln: Er stieg tief ein und hoch wieder aus. Dem Unternehmen hat das nichts gebracht – heute gehört es den Chinesen.
Aktivistische Investoren, sogenannte Firmenraider, gehen so vor: Sie machen Schwachstellen beim Unternehmen oder der Geschäftsentwicklung aus. Bei tiefem Aktienkurs gehen sie rein, ihre aktivistische Kampagne startet. Sie machen viel Lärm in der Öffentlichkeit für ihre provokanten Ideen. Und sorgen damit für Wirbel in der Firmenleitung, der vom Tagesgeschäft ablenkt. Dem Unternehmen helfen wollen Firmenraider nur vordergründig. Ihre Taktik: Andere Investoren, Fondsmanager und Co. auf ihre Seite bringen. Sie überzeugen, dass schon die Ideen den Aktienkurs in die Höhe treiben könnten. Das funktioniert dann meistens auch. Denn eine mögliche Veränderung ist kurstreibend. Geht der Plan kurzfristig auf, der Kurs steigt, wird die Beteiligung mit Gewinn abgestossen. Beispiel GAM: An der GV des Vermögensverwalters erreichte Rudolf Bohli im Frühjahr, dass über die Hälfte der Aktionäre den Vergütungsbericht ablehnte. Dies aber nur dank der Hilfe der Aktionärsvertreter von ISS. Mit anderen Forderungen kam Bohli nicht durch, verkaufte sein GAM-Aktienpaket aber nach eigenen Angaben mit einem guten Gewinn.
Aktivistische Investoren, sogenannte Firmenraider, gehen so vor: Sie machen Schwachstellen beim Unternehmen oder der Geschäftsentwicklung aus. Bei tiefem Aktienkurs gehen sie rein, ihre aktivistische Kampagne startet. Sie machen viel Lärm in der Öffentlichkeit für ihre provokanten Ideen. Und sorgen damit für Wirbel in der Firmenleitung, der vom Tagesgeschäft ablenkt. Dem Unternehmen helfen wollen Firmenraider nur vordergründig. Ihre Taktik: Andere Investoren, Fondsmanager und Co. auf ihre Seite bringen. Sie überzeugen, dass schon die Ideen den Aktienkurs in die Höhe treiben könnten. Das funktioniert dann meistens auch. Denn eine mögliche Veränderung ist kurstreibend. Geht der Plan kurzfristig auf, der Kurs steigt, wird die Beteiligung mit Gewinn abgestossen. Beispiel GAM: An der GV des Vermögensverwalters erreichte Rudolf Bohli im Frühjahr, dass über die Hälfte der Aktionäre den Vergütungsbericht ablehnte. Dies aber nur dank der Hilfe der Aktionärsvertreter von ISS. Mit anderen Forderungen kam Bohli nicht durch, verkaufte sein GAM-Aktienpaket aber nach eigenen Angaben mit einem guten Gewinn.