Es herrscht ein brutaler Verdrängungswettbewerb in der Schweizer Möbelbranche. «Immer mehr Leute orientieren sich beim Möbelkauf an Rabatten und Tiefpreisen«, sagte Kurt Frischknecht, Direktor vom Verband Möbelschweiz, in der «Gewerbezeitung».
Frischknecht machte seine Aussage im Februar 2016. Just zu dieser Zeit kamen Gerüchte auf, dass das Migros-Möbelhaus Micasa vor einem Totalumbau stehe und Mitarbeiter bereits das Unternehmen verlassen hätten. Zuvor berichteten Medien immer wieder über die Schieflage des Interio-Geschäfts. Diese Marke gehört ebenfalls dem Grossverteiler.
Micasa und Interio bleiben bei der Migros
Als die Migros im Mai 2016 die Schliessung der Interio-Filiale im Pfister-Center Suhr AG per Ende Jahr ankündigte, fragte BLICK: «Was hat die Migros mit Interio vor?« Geprüft wurden offenbar ein Verkauf der Möbelkette bis hin zu Synergien mit ihren beiden Möbelmarken.
Endlich macht die Migros den Gerüchten ein Ende. «Nach einer umfassenden Analyse hat sich die Migros nun entschieden, das Möbelgeschäft neu zu organisieren», schreibt der orange Riese am Donnerstag in einer Medienmitteilung. Die Migros werde weiterhin mit den beiden unabhängigen Formaten Micasa und Interio am Markt auftreten. «Sämtliche Filialen von Interio und Micasa werden weitergeführt», heisst es.
20 Jobs werden eingespart
Sie sollen jedoch besser positioniert und aufeinander abgestimmt werden. Dabei dürfte sich Micasa mehr an Rivale Ikea orientieren. Interio orientiert sich eher an Kunden, die bereit sind, für Möbel-Design tiefer in die Tasche zu greifen.
Für die neue Strategie verantwortlich ist Michel Keller, unter dessen Leitung neu das gesamte Möbelgeschäft der Migros steht. Sein erster Entschluss: die Zusammenlegung des Einkaufs und der Logistik von Interio und Micasa. Auch davon dürften Kunden profitieren.
Während die Kunden wohl auch durch tiefere Preise zumindest bei Micasa profitieren, trifft die Umstrukturierung Mitarbeiter: 20 Stellen sind durch die Neuausrichtung betroffen. «Wir suchen für die betroffenen Mitarbeiter eine gute Lösung innerhalb der Migros-Gruppe», sagt Keller in der heutigen Mitteilung.
Wie der Kaufmännische Verband Schweiz heute ebenfalls mitteilte, ist für die Mitarbeitenden von Interio bereits im März ein Sozialplan ausgehandelt und unterzeichnet worden. Mit Micasa seien die Gespräche noch am Laufen.
Interio-Filialen künftig von Genossenschaften betrieben
Der Entscheid zur Zukunft Micasas und Interio wurde am 29. Juni vom Migros-Ausschuss Detailhandel gefällt. Was die Neuausrichtung des Möbelgeschäfts beinhaltet, aber nicht öffentlich kommuniziert wurde: Die Interio-Filialen sollen künftig von den einzelnen Migros-Genossenschaften betrieben werden. «Dieser Entscheid muss noch von den zuständigen Gremien formell bestätigt werden", heisst es in einer Migros-internen Mitteilung, die BLICK vorliegt.
Damit dürften die Genossenschaften jeweils über die Ausrichtung der jeweiligen Interio-Filialen mitbestimmen.