Das müssen Sie zu den Turbulenzen wissen
So sicher ist Fliegen mit Edelweiss

Ein offener Brief vom Personal hat den Ferienflieger Edelweiss kräftig durchgeschüttelt. Was steckt dahinter? Und wie sieht es wirklich mit der Sicherheit an Bord aus?
Publiziert: 25.05.2018 um 18:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:40 Uhr
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Das Bazl bestätigt: Bei einer Edelweiss-Inspektion wurden keine Sicherheitsmängel entdeckt.
Foto: Adrian Bretscher
Sven Zaugg, Julia Fritsche

Ein offener Brief von Edelweiss-Mitarbeitern aus Cockpit, Kabine und Boden zeigt: Hinter den Kulissen der Vorzeige-Airline rumort es gewaltig. Was steckt dahinter?

Der Gesamtarbeitsvertrag steht auf dem Spiel

Der Pilotenverband Aeropers hat vergangene Woche den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) mit Edelweiss gekündigt. Laut der Medienmitteilung von Aeropers kam es so weit, weil das Management beim Salär nicht genügend auf die Pilotenforderungen eintrat. Warum glauben die Piloten, dass sie mehr verdienen sollten? Seit 2009 habe es fast keine Gehaltserhöhungen gegeben, sagt Aeropers. Und erst durch ihr «ausserordentlich hohes Engagement» habe Edelweiss überhaupt so erfolgreich wachsen können. Die Verhandlungen für einen neuen GAV laufen.

In seiner heutigen Mitteilung erklärt der Verband, zwischen den Mitarbeitern und dem Management vermitteln zu wollen. Das Ziel: die nötige Vertrauensbasis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wiederherzustellen.

Piloten wollen bessere Bedingungen

Neben einem höheren Lohn fordern die Piloten auch einen attraktiveren Job. Nur so könne das Problem mit der Unterbesetzung gelöst werden. Dazu gehört laut dem offenen Brief ein ganzes Paket aus Freitagen, Ferien, Weiterbildungsmöglichkeiten und Vorsorge. Jetzt hätten sie die gleichen Belastungen wie ihre Swiss-Kollegen, bekämen dafür aber weniger Geld.

Die Piloten klagen über Minimumruhezeiten, kurze Aufenthalte auf Langstrecken, Hektik und Instabilität. «Die soziale Zeit für Familie und Freunde zu Hause ist auf ein Minimum reduziert.» Einsatzumstellungen würden alles noch schwieriger machen. Kurz: Unter den aktuellen Bedingungen sei Edelweiss als Arbeitgeber nicht attraktiv. Kollegen würden kündigen oder sich nach neuen Jobs umschauen.

Das Management stellt sich den Mitarbeiter-Fragen

Die Führung von Edelweiss verspricht gegenüber BLICK, sich mit den Mitarbeitenden zusammensetzen. An internen Info-Veranstaltungen zum Thema wolle man sich austauschen. Laut Sprecher Andreas Meier haben diese gestern Abend angefangen. «Unsere Geschäftsleitung hat den Austausch mit circa 50 Kolleginnen und Kollegen als sehr konstruktiv empfunden», sagt Meier. Weitere Anlässe seien in Planung. Die Geschäftsleitung verspricht, sämtliche Fragen der Mitarbeitenden zu beantworten.

Zum Inhalt der Verhandlungen zum neuen Gesamtarbeitsvertrag hätten Edelweiss und der Sozialpartner Stillschweigen vereinbart. Daher will die Fluggesellschaft öffentlich auch nichts weiter zu den Anliegen der Angestellten aus dem offenen Brief sagen.

So sicher ist Fliegen mit Edelweiss

Im offenen Brief kritisiert die Edelweiss-Crew die Sicherheitsvorkehrungen an Bord von Occasions-Flugzeugen, die neu zur Flotte dazugekommen waren. Es fehlten etwa das Bodenkollisionswarnsystem RAAS und das automatische Vereisungs-Warnsystem. Zudem weise die Ausbildung zum Teil Mängel auf, sodass im harmloseren Fall ein Flug abgesagt werden müsse, weil der Commander eine Person aus der Crew nehme. Im schlechtesten Fall resultiere Sach- oder Personenschaden.

Die Flugzeuge der Edelweiss erfüllen alle Sicherheitsnormen. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl). BLICK weiss: Erst letzte Woche fand bei der Edelweiss eine Inspektion statt. «Dabei wurden keine Sicherheitsmängel festgestellt», sagt Bazl-Sprecherin Nicole Räz. Auch der Pilotenverband Aeropers meldete sich heute zu Wort. «Wir sind überzeugt, dass die Flugsicherheit bei Edelweiss gewährleistet ist», sagt Mediensprecher Thomas Steffen.

So wichtig ist Edelweiss für Lufthansa

Die Lufthansa-Tochter und Swiss-Schwester Edelweiss ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um ein Viertel auf 537 Millionen Franken. Dieses Jahr sollen es deutlich über 600 Millionen Franken werden. Um die Marge macht Edelweiss ein Geheimnis. Branchenleute schätzten diese aber auf zehn Prozent oder vielleicht sogar leicht höher. Das berichtete die «Bilanz». Damit würde der Ferienflieger nur knapp hinter Swiss liegen. 2016 rentierte Edelweiss noch besser als die grosse Schwester. Einen Vorteil hat Edelweiss beim sogenannten «Crew-Faktor». Laut «Bilanz» braucht sie nur 26 Piloten pro Maschine, Swiss und Lufthansa benötigen 34.

Der Ferienflieger ist voll integriert in der Gruppe. Die Lufthansa verkauft Edelweiss-Tickets, und seit Jahresanfang ist man auch beim Meilenprogramm dabei. Geplant ist auch, dass Edelweiss in der jährlichen Berichterstattung der Swiss auftauchen soll. Aus dem kleinen Flieger ist längst eine schlagkräftige Ferien-Airline geworden.

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